Historische Gebäude


Die Bezirkshauptmannschaft

Gebäude der ehemaligen BezirkshauptmannschaftDas Gebäude der ehemaligen Bezirkshauptmannschaft für Steyr Land (Pfarrgasse Nr. 1, Grünmarkt Nr. 2) zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen der Renaissance in Steyr.


Um 1582 ließ die Witwe Elisabeth Händl, die in erster Ehe mit dem Handelsherrn Georg Gruber vermählt war, das Haus "vom Grund neu" erbauen. Laut Testament vom 17.12.1582 vermachte sie das damals noch unvollendete Gebäude, die Baumaterialien und einen Betrag von tausend Gulden ihrem Sohn Georg Gruber.

Das imposante Bauwerk besitzt, bedingt durch seine Lage, einen fünfeckigen Grundriss. Ein aus Sandstein geformtes vornehmes Portal vermittelt den Eingang. Der in ein Türmchen auslaufende Runderker überragt das Dachgeschoß.

Die Fenster der drei, im Erdgeschoß mit Quaderimitation versehenen Fassaden schmücken profilierte dreieckige und segmentförmige Verdachungen.

Bemerkenswert ist das tonnengewölbte, heute zum Teil vermauerte "Durchhaus", das in früheren Zeiten eine Verbindung von der Pfarrgasse zum Grünmarkt hergestellt haben soll. Eine sehenswerte Stuckdecke (Laubkranzmotiv ziert einen Raum im 2. Stock.

Das imposante Bauwerk besitzt, bedingt durch seine Lage, einen fünfeckigen Grundriss. Ein aus Sandstein geformtes vornehmes Portal vermittelt den Eingang. Der in ein Türmchen auslaufende Runderker überragt das Dachgeschoß. Die Fenster der drei, im Erdgeschoß mit Quaderimitation versehenen Fassaden schmücken profilierte dreieckige und segmentförmige Verdachungen. Bemerkenswert ist das tonnengewölbte, heute zum Teil vermauerte "Durchhaus", das in früheren Zeiten eine Verbindung von der Pfarrgasse zum Grünmarkt hergestellt haben soll. Eine sehenswerte Stuckdecke (Laubkranzmotiv ziert einen Raum im 2. Stock.

Zu den Eigentümern des Hauses zählten im 17. Jahrhundert die Stadtgemeinde Steyr (1675 - 1676) und die Dichterin Anna Maria von Vogtberg, geborene Luckner (1677 - 1701).

Im Jahre 1735 kaufte das Gebäude die k. k. Hofkammer um 3500 Gulden und die Eisenobmannschaft bezog das Gebäude. Dieser landesfürstlichen Aufsichtsbehörde, die 1584 errichtet worden war, unterstand das Eisenwesen in Ober- und Niederösterreich bis in die Zeit Kaiser Josefs II.

In der Zeit von 1782 bis 1860 waren Montanbehörden in dem Hause untergebracht: Das Berggericht (1782 1850) und die Berghauptmannschaft (1850 - 1860). Anschließend stand das Gebäude durch acht Jahre dem k. k. Bezirksamte zur Verfügung, von 1868- 19.. war die Bezirkshauptmannschaft Steyr-Land untergebracht.

Dr. Josef Ofner

(Lit.: I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951; F. Berndt, die bürgerlichen Häuser der Gotik, der Renaissance und des Barocks in Steyr, 1949).

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1969

Die Wallfahrtskirche Christkindl

Wallfahrtskirche ChristkindlAls um 1696 der an Fallsucht leidende Steyrer Stadtmusikmeister Ferdinand Sertl durch seine Bittandachten vor einer kleinen aus Wachs geformten Christkindfigur, die er in einem Wäldchen bei Unterhimmel in die Höhlung einer Fichte gestellt hatte, geheilt wurde, pilgerten in den nächsten Jahren viele Leute dorthin.

Abt Anselm I. von Garsten ließ hier vorerst eine Einsiedelei errichten. Der wachsende Zulauf des Volkes aber veranlasste ihn, 1702 nach Plänen des Baumeisters Giovanni Battista Carlone den Bau einer Kirche in Angriff zu nehmen. Sie wurde 1703 bis zum Gewölbeansatz fertig gestellt. Erst in diesem Jahre ersuchte Anselm das bischöfliche Ordinariat zu Passau um die Baubewilligung. Entrüstet über das eigenmächtige Vorgehen des Abtes, verfügte Bischof Josef Dominik Graf von Lamberg die sofortige Einstellung der Bauarbeiten. Nach fünf Jahren, am 16. April 1708, langte von Passau endlich die Erlaubnis zur Weiterführung des Kirchenbaues ein, die nun dem Baumeister Jakob Prandtauer übertragen wurde. Im Rahmen einer großen kirchlichen Feier am 29. September 1709 konnte der Garstner Abt die Benediktion des im großen und ganzen vollendeten Gotteshauses vornehmen. Um 1880 wurden die Fassadentürme Prandtauers nach Plänen des Linzer Dombaumeisters Otto Schimmer erhöht.

Das der Kirche Santa Maria Rotonda (Pantheon) in Rom ähnliche Gotteshaus ist mit seinem Rundbau und den vier Apsiden ein im süddeutschen Barock isoliert stehendes Bauwerk. Man hatte es so erbaut, dass Fichtenstamm und Gnadenbild auf dem ursprünglichen Platz verbleiben konnten. Diese Fichte bildet das Kernstück des um 1720 jedenfalls von Leonhard Sattler aus St. Florian gestalteten Hochaltares. Eine in Kupfer getriebene, vergoldete Weltkugel, die der Kupferschmied Josef Hieber um 1760 anfertigte, bildet den Tabernakel.

Das Kuppelfresko, darstellend die Himmelfahrt Mariens und das in satten Farben gehaltene, figurenreiche Weihnachtsbild am linken Seitenaltar malte der Garstner Hofmaler Karl von Restfeld. Das Gemälde am rechten Seitenaltar, eine Kreuzigung von Karl Loth, stammt aus dem Kloster Tegernsee in Bayern. Die mächtigen Altarrahmen schnitzte der Laienbruder Marian Rittinger in Garsten.

Dr. Josef Ofner

(J.Perndl, 250 Jahre Christkindl, 1958. - F. Steinbock, Entstehungsgeschichte der Kirche in Christkindl, 1954)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 12/1971

Das Rathaus

Rathaus und LeoppoldibrunnenIn einem Buch "Barockreisen in Österreich", erschienen 1966 in München, schreibt Herbert Schindler über den Stadtplatz und das Rathaus in Steyr: "Der Rhythmus seiner Häuserfronten ist am lebendigsten instrumentiert und hat eine Dominante, die reinste Bühnenarchitektur ist: das Rathaus von Gotthard Hayberger mit dem zartgliedrigen Zwiebelturm. Auf diese Mitte altösterreichischen Bürgerstolzes streben zwei Reihen von Bürgerbehausungen zu, eine dritte, langgezogene und sanft gehauchte erweist auf der Gegenseite Ihre Reverenz":

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das alte Rathaus schon sehr baufällig. Im Jahre 1757 unterbreitete daher der durch Klosterbauten in Admond, St. Florian und Seitenstetten berühmt gewordene Stadtbaumeister Gotthard Hayberger (1695 - 1764) dem Stadtrat die Pläne für einen Neubau. Infolge ungünstiger Zeitverhältnisse aber konnte das Werk erst im Frühjahr 1765 in Angriff genommen werden. Die Stadtobrigkeit übertrug die Bauführung dem Stadtbaumeister Wolfgang Hueber, die Vergebung der Arbeiten dem Oberstadtkämmerer Johann Anton Mayrhofer.

Blick aus der Engegasse aufs RathausIm Frühjahr 1772 wurde das prächtige Hauptgebäude, ein Meisterwerk des österreichischen Rokoko, vollendet. Die hohe Fassade, ausgestattet mit Stadtwappen und Uhr, gliedern Kolossalpilaster und schmucke Fenster.

Den Balkon, der über dem herrlichen Portal vorspringt, umsäumt ein reiches Gitter. Sechs allegorische Steinbildwerke zieren die Gesimsbalustrade und den schlanken, etwas vorspringenden Fassadenturm. Der vorzüglich gestaltete Monumentalbau erhebt sich bedeutend über die gotischen und barocken Bürgerhäuser und beherrscht somit den eindrucksvollen Stadtplatz.

Die einen geräumigen Hof umschließenden hinteren Rathaustrakte wurden im Jahre 1778 fertig gestellt. Im ennsseitigen Gebäude befindet sich seither der mit einem meisterhaft gearbeiteten Marmortürgewände und mit einer reizvollen Stuckdecke versehene Sitzungssaal. Der rechte Seitenflügel beherbergt im 1. Stock das Stadtarchiv mit seinen wertvollen Quellenbeständen zur österreichischen Wirtschaftsgeschichte.

Dr. Josef Ofner

E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1967
E. Schmidel, Aus dem Rathause der Stadt Steyr, 1906

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1969

Ein altes Handelshaus

Ein altes Handelshaus (Stadtplatz Nr. 19)"Sonderlich aber sind erst in den nächst verflossenen 200 Jahren, die meisten Häuser an der untern Zeill in der Stadt neben der Ennß, (welche mit den Stuben damahls nur in der Nieder gebaut, und zum Teil mit Stroh gedeckt waren) ... in jetzigen Stand erhebt worden" vermerkt V. Preuenhueber in seinen um 1630 verfassten Stadtannalen.

Demnach wurde erst zu Anfang des 15. Jh. mit dem Ausbau der ennsseitigen, ebenerdigen Gebäude begonnen. Einige haben bis heute ihr spätgotisches Antlitz bewahrt, vor allem die Häuser Stadtplatz Nr. 15, 17, 19, 21, 23, die in ihrer Geschlossenheit den Beschauer entzücken.

R. Anheißer nennt diese gotischen Bürgerbauten Steyrs in seinem Werk "Das mittelalterliche Wohnhaus in deutschstämmigen Landen" "lustige Häuser, die ihre hohen Dächer wie lange Mützen bis an die Augen gezogen haben, wo die Fassade als gemütliches Gesicht mit Runzeln und Falken hervorlugt und an längst entschwundene, so viel herzvollere Zeiten gemahnt, als unsere aufwendige laute Gegenwart".

Zwei etwas kleinere, aber nicht minder eindrucksvolle Gebäude flankieren das alte, mit dem ersten Stockwerk vorragende Handelshaus auf dem Stadtplatz. Ein hübsches gotisches Steinportal mit profiliertem Gewände und stumpfem Spitzbogen führt in das Innere des Hauses, in dem sich massive gotische Türgewände und nach dem Dehio im zweiten Stock eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Stuckrippen-Halle und Schmiedeeisengeländer befinden.

Bei der kürzlich erfolgten Restaurierung der mit Stabwerk-Fensterrahmen versehenen Fassade kam eine in der Zeit der Renaissance (1592) angebrachte Sgraffito Verzierung zum Vorschein, die neben geometrischen Motiven auch das Einhorn zeigt. Dieses orientalisch-antike Fabeltier, das die Stadt Perg in ihrem Wappen führt, ist auch in vielen Familienwappen des Mittelalters zu finden. Eine gleiche, aber etwas größere Einhorn-Darstellung zeigt das Haus Enge Nr. 11. Vor der Renovierung lugte aus dem Verputz des ehemaligen Hofkastnerhauses in Garsten ebenfalls das Einhorn hervor.

Das Einhorn soll mit dem Körper und Kopf eines Pferdes, mit den Hinterbeinen einer Antilope, mit Löwenschwanz, Ziegenbart und Horn ausgestattet gewesen sein. In Steyr wird die ornamental gestaltete Einhornfigur mit lindwurmförmigem Körper ohne Hinterbeine dargestellt.

Schon im Mittelalter wurde die Existenz dieses Tieres von den Gelehrten bezweifelt. Der Wittenberger Professor Kaspar Kirchmayr jedoch schrieb in einer zoologischen Abhandlung: "Überall in der ganzen Welt wird allgemein behauptet, dass das Einhorn untergegangen und zur Zeit der Sintflut ausgestorben und daß kein einziges Exemplar des Monoceros am Leben geblieben sei. Wir werden diese Ungerechtigkeit gutmachen und mit Gottes Hilfe ein Mittel finden, dieser allumfassenden Blasphemie ein Ende zu bereiten".

Das Einhorn, Symbol der Reinheit und Stärke, soll die Fähigkeit besessen haben, Wasser aufzuspüren. Im Arzneibuch der Äbtissin Hildegard von Bingen findet sich folgendes Rezept: "Eidotter mit pulverisierten Einhornleber ergeben eine Salbe, die mir Sicherheit allen Aussätzigen Linderung bringt". Wertvolle Eigenschaften wurden dem Horn des Tieres zugeschrieben: Reinigung des Quenwassers und Schutz vor Vergiftung und Pest. Lennertus, 1630 Professor der Medizin an der Universität Wittenberg, behauptete: "Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass diesen Hörnern große Kraft innewohnt besonders bei der Bekämpfung der Fallsucht, des bösartigen Fiebers, der Pest, Darmbeschwerden bei Kindern und anderen Krankheiten".

Es ist daher begreiflich, dass früher manche Kaufleute, die sich mit dem Fernhandel befassten und auf ihren Geschäftsreisen von allerlei Gefahren bedroht waren, an die geheimnisvollen Kräfte des Einhorns glaubten und dasselbe an der Schauseite ihrer Häuser anbringen ließen. Auch der Stadtrichter Hans Stampfkofer, der nach dem 1543 erwähnten Jörg Weigl das Haus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts besaß, sandte seine Waren ins Ausland. Vor allem lieferte er Messer nach Venedig, wo er jedenfalls im Fondaco dei Tedeschi (Kaufhaus der Deutschen) bei der Rialtobrücke, in dem der Verfasser dieses Aufsatzes im vergangenen Sommer das Wappen der Stadt Steyr noch feststellen konnte, ein Verkaufsbureau ( Kammer) gemietet hatte.

In den folgenden Jahrhunderten zählten zu den Besitzern des Hauses, zu dem bis 1870 die Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsgerechtsame gehörte, die Familien Taxhamer (1613 - 1652), Schüchl (1669 1689), Schußböck (1716- 1723), Pichler (1725-1788), Zeller (17881851), Bauer (1851- 1856), Gottwald (1856 - 1883), Reitter (1883 - 1925), Marianne, Ferdinand und Louise Reitter, Elsa Graßl (ab 1925).

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - J.Curling, Das nützliche Einhorn, 1955. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss.1950. - G.Goldbacher, Dö altn Häusa, 1911. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyr, 1956 u.a.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 3/1972

Die Stadtpfarrkirche

StadtpfarrkircheDas spätgotische Gotteshaus St. Ägid und St. Koloman gehört zu den bedeutendsten Schöpfungen der Wiener Dombauhütte in Oberösterreich. Es zeigt in mancher Hinsicht Übereinstimmung mit dem Stephansdom in Wien (Größenverhältnis 2: 3).

Da um 1440 der Bürgerschaft das romanische Kirchengebäude nicht mehr genügte, wurde nach teilweisem Abbruch desselben im Jahre 1443 auf Kosten von "Rat und Gemein" der Bau der jetzigen Kirche in Angriff genommen.

Die Pläne erstellte Hans Fuchsbaum, Dombaumeister zu St. Stephan in Wien. Nach 1454 übernahmen die Baumeister Martin Kranschach (bis 1482), Wolfgang Tenk (bis 1513) und Hans Schwettichauer die Leitung der Bauarbeiten.

Im Jahre 1522 war das Gotteshaus bis auf das Langhausgewölbe vollendet. Am 18. März dieses Jahres jedoch vernichtete ein im Stadtbad ausgebrochener Brand Dach und Turm der Kirche, die prachtvollen Altäre und die übrige kostbare Kircheneinrichtung.


Stadtpfarrkirche von InnenDer Wiederaufbau ging langsam vor sich. Das Gebäude wurde mit einem Schindeldach versehen und der Turm notdürftig ausgebaut. Im Jahre 1554 erfolgte der Bau der dem Langhaus angegliederten Durchgangshalle. Um 1570 wollte Bürgermeister Daniel Strasser das Langhausgewölbe ausbauen lassen. Da aber Fachleute meinten, dass die durch den Brand beschädigten Pfeiler nicht tragfähig seien, unterblieb der Gewölbebau bis in die Zeit der Gegenreformation. Erst im Jahre 1629 wurden die Bauarbeiten aufgenommen und die Gewölbe fertig gestellt.

Im Jahre 1636 konsekrierte Abt Anton II., von Garsten das vollendete Gotteshaus, das in der Barockzeit mit neuer Einrichtung ausgestattet wurde. Den Hochaltar schufen die Bildhauer Peter Thurnier und Marian Rittinger, das die Anbetung der heiligen drei Könige darstellende Altarblatt Karl von Reslfeld.

Nach Plänen von Gotthard Hayberger wurde im Jahre 1756 der Turm erhöht und mit einer barocken Kuppel abgeschlossen. Der berühmte Orgelbauer Franz Xaver Chrismann erbaute von 1774 bis 1779 eine neue Orgel.

Das 19. Jahrhundert brachte die Regotisierung der Kircheneinrichtung. Anlässlich der Aufstellung des neugotischen Hochaltares (Weihe am 3. Jänner 1858), ein Werk des Münchner Bildhauers Fidelis Schönlaub, erfolgte die Freilegung der drei gotischen Chorfenster, die seit dem Brande im Jahre 1522 zugemauert waren. Die Kanzel schuf Engelbert Westreicher, Bildhauer in Linz. Die Errichtung der neugotischen Seitenaltäre führte auch zur Beseitigung der Fenstervermauerung in den Seitenapsiden.

Am 6. Jänner 1876 zerstörten Flammen den barocken Turmhelm. Erst in den Jahren 1885 - 1889 wurde er ausgebaut. Dombaumeister Friedrich von Schmidt aus Wien entwarf die Pläne für den neugotischen Turmabschluss.

Dr. Josef Ofner

Lit.:Josef Wackerle, Die Stadtpfarrkirche zu Steyr, 1943
M. Frankhauser, Die Stadtpfarrkirche von Steyr, 1929

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1969

Das ehemalige Hotel Steyrhof

ehemaliges Hotel SteyrhofZu den hervorragendsten Wohnbauten. die den linsenförmigen Stadtplatz umsäumen, zählt das einstige Hotel Steyrhof. Wahrscheinlich entstand das mächtige Gebäude durch die Vereinigung von zwei in spätgotischer Zeit erbauten Häusern.

Der Umbau dürfte, wie die vor einigen Jahren vorzüglich renovierte Fassade andeutet, in der Renaissance erfolgt sein. Der überaus zierliche Stuckdekor stammt nach Dehio (Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs) aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts, vielleicht nach einem Entwurf des berühmten Steyrer Barockbaumeisters Gotthard Hayberger (1695 - 1764).

Die Hof-Arkaden, schwere Pfeiler ebenerdig, schlanke Säulen im ersten Stock, gehören dem frühen 17. Jahrhundert an.

Die erste urkundliche Erwähnung eines Besitzers dieses Hauses findet sich im ältesten Steuerbuch der Stadt aus dem Jahre 1543. Bis in die Zeit der Gegenreformation besaßen es die Handelsleute Jörg Eisenvischer (1543), Sebastian Hendl (1567 - 1583), Prunmayr Sebastian (1586 -1592), Karl Elsenhamer (1592 - 1602) und Matthias Haidter (1620). In der Barockzeit gehörte es der Familie Abele von Lilienburg (1635 1688). Als Dichter erlangte größere Bedeutung Dr. jur. Matthias Abele (1617 - 1677), dem auch der Fuxhof gehörte. Er war Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft, Hofgeschichtsschreiber Kaiser Leopolds I. und Mitglied der Dichtergilde "Fruchtbringende Gesellschaft". Seine Dichtung "Vivat oder künstliche Unordnung" erreichte bis zum Jahre 1705 sieben Auflagen. Nach dem Ableben des Hofkammerpräsidenten Christoph Abele im Jahre 1685 erwarb drei Jahre später das Gebäude um 1000 Gulden der Dompropst zu Passau Reichsgraf Franz Anton von Losenstein. Aber schon 1695 gelangte der Besitz in die Hände des Handelsgeschlechtes der Schoiber von Greifenstern, das ihn 1782 dem Pfleger zu Klaus Franz Matthäus Reichl verkaufte. Von 1798 bis 1809 gehörte das Gebäude den Messingverlegern Franz Mergelick (17981802) und Ignaz Hörner (1802 1809).

Die alte Bezeichnung "Gasthaus zum Schwan" dürfte bei Übernahme der Liegenschaft durch den Gastgeb Karl Steibl im Jahre 1809 aufgekommen sein. Die Familie Steibl führte die Gastwirtschaft bis um 1850. In der Folgezeit finden wir als Eigentümer u.a. Bürgermeister Moritz Cramer, Familie Eiselmayr, Johann Schmalzl, Wilhelm Hampl und Julius und Maria Bauer und Hubert und Theresia Leeb.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, o.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyr, 1956. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - A.Pantz, die Gewerken im Bannkreis des steirischen Erzberges, 1918. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1972

Der Innerberger Stadl

Innerberger StadlIn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beabsichtigte die Stadtobrigkeit im unteren Teil des Pfarrhofgartens ein Gebäude zu errichten, das ebenerdig für Fleischbänke, in den oberen Stockwerken für Getreideschüttböden eingerichtet werden sollte. Nach längeren Verhandlungen kam es wegen Überlassung des dem Stift Garsten gehörigen Pfarrgrundes im Jahre 1590 zum Abschluss eines Vertrages zwischen der Stadt Steyr und der Benediktinerabtei. Allein Türkenkriege, Bauernaufstand und Gegenreformation verzögerten die Ausführung des Bauvorhabens. Im Sommer des Jahres 1611, der Garstner Abt Johann Wilhelm (1601 - 1613) war gerade verreist, ließ der Magistrat den Bau in Angriff nehmen. Als dies der Abt nach seiner Rückkehr erfuhr, richtete er, da er wahrscheinlich den vor zwanzig Jahren vereinbarten Vertrag nicht kannte, ein Protestschreiben an die Stadt Steyr und eine Beschwerdeschrift an den Landeshauptmann.

Am 26. Juli aber kam doch ein Vergleich zwischen Garsten und Steyr zustande. Die Stadt verpflichtete sich, statt der Fleischbänke eine Salzkammer einzurichten, die vom Abt gestellten Baubedingungen zu beachten und jedem Pfarrer zu Steyr jährlich zehn Gulden und drei Fuder (ungefähr 187 kg) Ischler Salz zu reichen.

In dem 1612/13 vollendeten Gebäude aber eignete sich das feuchte Erdgeschoß keineswegs zur Salzlagerung, weshalb es in der Folgezeit als Wagenremise benutzt wurde.

Die prächtige Fassade des. Zweigiebeligen Getreidespeichers, den am 28. Dezember 1628 die Innerberger Hauptgewerkschaft, der im nördlichen Bereich des steirischen Erzberges ("inner dem Berg") das Eisenwesen unterstand, käuflich erwarb, zeigt über dem Portal das Fresko "Josephs Brüder khomen in Egypten Traidt zu kaufen ", den Doppeladler mit dem Wappen der Eisengewerkschaft und reiche Kratzputzverzierungen (Sgraffitos). Diese aus Oberitalien stammende Technik besteht darin, dass auf den Rauhputz ein schwarzer "Kratzgrund" in Putzmörtelstärke aufgetragen wird. Darauf kommt eine aus weißer Kalkschlämme hergestellte Kratzschicht, die in feuchtem Zustande mit einem zugeschärften Bandeisenstück soweit weggekratzt wird, als dies zur Erzielung der vorgesehenen weißen oder schwarzen Verzierung notwendig ist.

In den Jahren 1883 bis 1887 besaß den Innerbergerstadel die Österreichische Alpine Montangesellschaft und ab 1887 die Österreichische Waffenfabriksgesellschaft, seit 1909 gehört er wieder der Stadt Steyr.

In dem imposanten Bauwerk, das in dem genannten Jahre der Demolierung nahe war, wurden 1912 die heimatgeschichtlichen Sammlungen, um 1920 das "Steyrer Kripperl" untergebracht.

Der ehemalige Getreidespeicher gilt als das bedeutendste Wirtschaftsgebäude der Renaissance in Österreich.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv Steyr: Bauakten - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr - Baldass, Feuchtmüller, Mrazek, Renaissance in Österreich u.a. Werke)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 9/1969

Das Haus der Steyrer Eisenkompanie

Haus der Steyrer EisenkompanieSonderbarerweise wird das aus der Zeit der Gotik stammende Haus im Dehio (Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs) nicht erwähnt. Die platzseitige Fassade des vor einigen Jahren vorzüglich restaurierten zweistöckigen Gebäudes zeigte ein einfaches Renaissanceportal und spätgotische Fenstergewände. Das Bauwerk wirkt durch seine Schlichtheit, nur drei Fensterachsen gliedern die Schauseite. Kräftiger tritt die Gotik an den Eingängen und Fenstern der nördlichen Hauswand und des mit einem malerischen Eckerker ausgestatteten ennsseitigen Hauses in Erscheinung. Der damaligen Mode entsprechend erhielt es wie andere gotische Stadtbauten um 1650 den anlässlich der Renovierung freigelegten Sgraffitoschmuck. Wie am Hause Enge Nr. 4 (Dr. Hermann Gerber) so ist auch hier das Delphin-Motiv zu sehen. Das über einem Fenster befindliche Bindenschildwappen hat wohl ein im Eisenwesen führender landesfürstlicher Beamter, dem der Besitz gehörte, anbringen lassen.

Schon 1458 wird das Gebäude erwähnt. Damals besaß es der reiche Stadtrichter Hans Hutter, im 16. Jahrhundert gehörte es der Stadtrichter- und Eisenhändlerfamilie Dorninger. Gegen Ende dieses Jahrhunderts erwarb das Haus die um 1581 gegründete Eisenkompanie ("Companie oder bürgerliche Eisenhandlungsgesellschaft von Steyr"). Diese Gesellschaft übernahm den privaten Stahl- und Eisenhandel der Bürgerschaft. Der Garant für die Durchführung der "Companieordnung" war die Stadt Steyr. Die Kompanie, die der 1584 errichteten landesfürstlichen Eisenobmannschaft unterstand, belieferte hauptsächlich Süddeutschland (Regensburg, Nürnberg, Augsburg) mit Stahl und Eisen. Um 1620 bewirkten die politischen und konfessionellen Unruhen den allmählichen Niedergang dieser Gesellschaft. An ihre Stelle trat 1625 die "Innerberger Hauptgewerkschaft", welche Radmeister, Hammermeister und die Stadt Steyr als Verlagsstadt umfasste.

Von den Familien, die in den folgenden Jahrzehnten das Haus bewohnten, seien genannt Ochs und Knabl. Karl Ochs von Sonnau wurde 1639 zum kaiserlichen Eisenobmann ernannt, Daniel Knabl von Mannheim war nach 1650 Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft.

Im 18. Jahrhundert zählten zu den Besitzern der Stadtrichter Hans Jakob v. Engelstein, der Arzt Franz Christian Streb, die Eisenhändler Hirt und Zeller. Später folgten die Familien Falk, Sommerhuber und Tauschek.

Abschließend sei hingewiesen, dass sich bis 1847 an der Stelle des nördlich gelegenen Nachbarhauses (Stadtplatz Nr. 13 - Gerichtsgebäude, Rep. Österreich) das so genannte "Kirschenhaus" befand. Von 1482 bis 1748 bestand in demselben eine dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle. Seit 1651 gehörte das Gebäude der Stadtgemeinde und diente vorwiegend als Zeughaus und Kaserne.

Dr. Josef Ofner

(I.Hack, Steyr und seine Beziehungen zum innerbergischen Eisenwesen, 1953. - L.Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, 1901. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Phil.Diss.1950. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1972

Die Marienkirche

MarienkircheIm Jahre 1472 gründeten Dominikaner aus Krems an der Donau in Steyr eine Ordensniederlassung. Georg und Wilhelm von Losenstein verkauften dem Orden ihr Haus an der vom Stadtplatz zur Enns führenden Eisengasse.

Das Klostergebäude und die um 1478 vollendete Kirche vernichtete der verheerende Stadtbrand des Jahres 1522. In der Zeit der Glaubensspaltung verließen die Mönche die Stadt.

Um die evangelische Lateinschule unterbringen zu können, sie befand sich in einem unzulänglichen Gebäude in der Berggasse, erlaubte im Jahre 1559 Kaiser Ferdinand I. den Bürgern den Wiederaufbau von Kloster und Schule unter der Bedingung, dass die Dominikaner im Bedarfsfalle gegen Vergütung der Baukosten das Gebäude einlösen können.

Aber schon im Juli 1572 brachten die hochgehenden Fluten der Enns den östlichen Trakt der Schule zum Einsturz. Die im Gebäude wohnenden 60 Studenten konnten noch knapp vor Eintritt der Katastrophe die Flucht ergreifen.

Im Zuge der Gegenreformation wurde dem Dominikanerorden am 10. November 1624 das Gotteshaus und am 12. Februar 1625 das Klostergebäude zurückgegeben. In den Jahren 1642 bis 1641 erhielt die Kirche ihr barockes Aussehen. Die Bauarbeiten leitete der Maurermeister Hans Tanner.

Die nicht in der Fluchtlinie der unteren Häuserzeile des Stadtplatzes liegende Kirche zählt zu den ersten Schöpfungen der nach der Gegenreformation in Österreich einsetzenden klösterlichen Bautätigkeit (Dehio). Vorbild war die Münchner St. Michaels-Kirche. Die doppeltürmige Fassade zeigt über dem rundbogigen Hauptportal die Statue der Muttergottes und im Giebelfeld das Standbild des hl. Dominikus.

In der Rokokozeit, und zwar in den Jahren 1774 bis 1778, wurden die Türme und die Einrichtung der Kirche neu gestaltet. Damals erhielt das Gotteshaus, in dessen Gruft der Steyrer Bürgermeister Maximilian Luckner (1660 - 1677) im Jahre 1680 bestattet worden war, den mächtigen Hochaltar mit der künstlerisch wertvollen Marien-Statue, die figurenreiche Kanzel und eine neue Orgel. Mit reichen barocken Stuckarbeiten hatte man schon früher einige Seitenkapellen geschmückt.

Den Vorplatz, über den von 1788 bis 1851 ein gedeckter Zugang zur Kirche führte, flankieren Kapellen mit wirkungsvollen Passionsgruppen, die um 1650 der Steyrer Bildhauer Elias Sturmberger angefertigt haben dürfte.

Unter Kaiser Josef II. wurde im Jahre 1785 das Dominikanerkloster aufgehoben, 1865 übernahm die Kirche "Unsere Liebe Frau vom Siege" die Gesellschaft Jesu.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv: Rathausprotokolle - Dehio, Die Kunstdenkmäler Österreichs/Oberösterreich. - I.Neumann, Die Lateinschule in Steyr. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr u.a.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1969

Haus Stadtplatz Nr. 33

Das Haus Stadtplatz Nr. 33Die im Giebelfeld des Hauses sichtbare Jahreszahl 1650 dürfte wohl andeuten, dass in diesem Jahre die vor kurzem vorzüglich restaurierte Putzquaderung, die wir in der inneren Stadt nur noch an den Häusern Stadtplatz Nr. 21 und Grünmarkt Nr. 25 finden, entstanden ist. Möglicherweise hat der damalige Besitzer Nimrod von Grüntal aus Freude über den zu Ende gegangenen Dreißigjährigen Krieg die Schauseite seines gotischen Hauses erneuern lassen.

Die Unterzeichnung des Friedensvertrages zu Münster und Osnabrück hatte zwar schon im Oktober 1648 stattgefunden, doch waren noch die Durchführungsbestimmungen festzulegen. Die in dieser Hinsicht zu Nürnberg geführten Verhandlungen kamen erst 1650 zum Abschluss.

Am 2. Juli dieses Jahres konnte der Ratsherr Gottlieb Schröffl aus Linz nach Steyr berichten, "dass Gottlob der langerwünschte Frieden zu Nürnberg dermalen wirklich geschlossen und unterschrieben sei". Aus diesem Anlass veranstaltete die Stattobrigkeit ein "Friedensfest", bei dem die "Friedensmahlzeit" allein auf 570 Gulden zu stehen kam.

Das Portal des aus dem Spätmittelalter stammenden Wohnhauses bildet ein gedrückter Spitzbogen. Im Scheitel desselben bemerkt man das Malteserkreuz. Nach Waldstein-Wartenberg wurde es ursprünglich "als Sinnbild Christi angesehene", seit dem Ende des 15. Jahrhunderts symbolisieren die acht Spitzen desselben die acht Seligkeiten. Vermutlich ließ es der schwerreiche Ratsherr und Handelsmann Hans Gromatschmidt, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Haus besaß, anbringen.

Im vorderen und im hinteren Gebäudetrakt ist die Kunst der Renaissance gut vertreten. Eine prächtige Holzdecke, die erst vor wenigen Jahren in einem Gemach des ersten Stockes entdeckt wurde, ließ wahrscheinlich um 1620 der Gastwirt Hans Wezl einziehen. Spätere Besitzer haben den großen Raum, der als Tanzsaal gedient haben mag, unterteilt und die Holzdecke durch einen gewöhnlichen Plafond unsichtbar gemacht. Jedenfalls ließ Wezl um diese Zeit (1619) auch die Fassade des ennsseitigen Hauses mit Malereien schmücken. Reste dieser Verzierung (Fensterumrahmungen, eine Engelfigur, ein Frauenkopf, ein Vogel mit Natter) kamen anlässlich der Renovierung zum Vorschein.

Sehenswert sind auch die beiden Höfe. Während im oberen Arkadengang des Innenhofes seltene Holzsäulen zu sehen sind, entzückt der kaiseitige Hof durch seine musterhafte Erneuerung.

Das kunstgeschichtlich interessante, einst mit einer Hauskapelle ausgestattet Gebäude, in dem sich durch Jahrhunderte eine Gastwirtschaft befand, seit 1849 eine Buchhandlung untergebracht ist und gegenwärtig auch ein Foto-Atelier beherbergt, gehörte seit 1695 den Familien Mayr, Sturm, Müller, Lachner, Steibl, Weißmayr, Stehle, Sandböck und Stigler, seit 1917 besitzt es die Familie Mehwald.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv: Ratsprotokolle. - Waldstein-Wartenberg, Das Malteserkreuz. - Dehio, Oberösterreich. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1972

Das Bummerlhaus

BummerlhausDie ältesten Gebäudeteile des kunsthistorisch bedeutsamen Bürgerhauses, die im Erdgeschoß einen fast quadratischen Turm umschließen, gehören nach Ansicht der Fachleute noch dem 13. Jahrhundert an. Besitzer sind erst ab 1450 bekannt. Um diese Zeit gehörte das Gebäude Mert Pandorfer, Rentmeister der Herrschaft Steyr.

Sein Sohn Wolfgang verkaufte es 1473 um tausend Gulden dem wohlhabenden Kaufherrn Georg Prandtstetter. Im Jahre 1490 erbte den Besitz Hans Prandtstetter, der ob seines Reichtums im Volksmund der "reiche Prandtstetter " genannt wurde.

Der mit Kaiser Maximilian I. befreundete Bürgermeister und Handelsmann, der im Stadtgebiet noch mehrere Häuser besaß und dessen Handel sich über Deutschland, Böhmen, Ungarn und Italien erstreckte, ließ wahrscheinlich den vorderen Trakt des Bummerlhauses in seiner heutigen Gestalt erbauen.

Die im ersten Stockwerk angebrachte Jahreszahl 1497 lässt eine Neugestaltung vermuten. Das Erdgeschoß, dessen breite Fenster 1954 freigelegt wurden, überragt der mit einem reichen Maßwerkfries geschmückte erste Stock. Die Fenster des vom Giebel geschnittenen zweiten Stockwerkes befinden sich in überhöhten Bogennischen. Typisch ist die steile hohe Dachlinie.

Das Innere schmücken Säulen, Holztramdecken und kunstvoll gestaltete Türbeschläge. Bemerkenswert ist ferner die Dachbodenstiege und im Hinterhaus eine frühgotische Wendelstiege aus Natursteinen.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Patriziersitz öfter seine Besitzer. Zumeist waren es angesehene Rats- und Handelsherren, die mit Stahl und Eisen, Wein und Venedigerwaren handelten. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verblieben auf dem Hause nur der Weinhandel und die Gastwirtschaft. Über hundert Jahres besaß das Bummerlhaus die Familie Mayr. Von 1898 bis 1964 beherbergte das heute der Oberösterreichischen Volkskreditbank gehörige Gebäude abermals eine Eisenhandlung.

Den Scherznamen "Bummerlhaus" verdankt das ehemalige "Löwenwirtshaus" dem Steckschild-Löwen über dem mächtigen Portal, den die Steyrer wegen seiner hundeähnlichen Gestalt "Bummerl" nannten.

Mit Recht kann das Bummerlhaus, das zu einem Wahrzeichen der Eisenstadt geworden ist, als das hervorragendste spätgotische Bürgerhaus Österreichs bezeichnet werden. Hier blieb im gesamten Bauwerk die Schönheit spätmittelalterlicher Baukunst bis zum heutigen Tage erhalten.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses. - C.Neudeck, Baugeschichtliche Beschreibung des Bummerlhauses. - F.Berndt, Das Bummerlhaus in Steyr. - K.Mayer-Freinbrg, Vom alten "Bummerlhaus" in Steyr)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1969

Die Alte Post

Alte PostWie der Renaissancebau der Bezirkshauptmannschaft, so reicht auch die alte Post. in die Pfarrgasse oder, wie man früher sagte in den "Kirchweg" hinein. Die langgestreckte, mit Erker und schlichtem Barockdekor ausgestattete Fassade lässt erkennen, dass das Bauwerk eine Vereinigung mehrerer Häuser darstellt. Anfänglich dürften es drei Gebäude gewesen sein, urkundlich nachweisbar aber sind nur zwei Häuser, die Gewerbetreibenden (Wirte, Bäcker) gehörten. Um 1630 vereinigte der Gastgeber Peter Wezel beide Gebäude zu einer Liegenschaft. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich die in einer Nische befindliche Statue des heiligen Florian.

Im Jahre 1675 kaufte das der Familie Aichholzer seit 1645 gehörige Gasthaus um 400 Gulden der kaiserliche Postmeister Johann Adam von Paumgartten. Er war der Sohn des Ennser Stadtrichters Michael Paumgartner, betrieb in Steyr nebenbei die Gastwirtschaft, war- Mitglied des Inneren Rates und starb am 15. Dezember 1704. Nahezu hundert Jahre lang verblieb der Postdienst noch in den Händen dieser Familie: Stadtrichter Johann Adam von Paumgartten (1704 - 1730), dessen Erben (1730 - 1742), Bürgermeister Johann Reichard von Paumgarten (1742 -1782) und Reichard von Paumgarten (1782 - 1802). Ein Mitglied dieser Postmeisterfamilie war der in diesem Hause 1750 geborene Bürgermeister Dr. jur. Sylvester von Paumgartten (1786 - 1803) . Seine Rede an die Bürgerschaft der Eisenstadt anlässlich des Friedens zu Campo Formio (17. Oktober 1797) wurde in Steyr gedruckt. 1803 übernahm er das Hofrichteramt im Stift Schlägl und wirkte anschließend als Syndikus in Rohrbach.

Laut Kaufvertrag vom 4. Jänner 1802 erwarb Anton Mayrhofer um 3000 Gulden den Gesamtbesitz, und zwar das Haus samt Postregal, Wirt- und Leutgebschaftsgerechtigkeit, ein Stöckl in der Berggasse, einen Stadel in der Schönau und andere Liegenschaften, ferner die Fronleichnams-Altarrequisiten, Schlitten, Wagen und 11 Postpferde. Die Familie Mayrhofer versah den Postdienst durch fünfzig Jahre.

Nach 1852 besaßen das Posthaus Anton Maschek (1852 - 1864) und die Familie Preißl (1864 - 1867), Knesek-Bartosch (1867 - 1882), Klingelmayr (1882-1904) und Viertl-Lachensky (1904 - 1922). Seit dem Jahre 1922 gehört das Gebäude der Elektrobau-Aktiengesellschaft.

Dem 1871 ärarisierten Postamt wurde das Telegraphenamt und 1891 die Telephonzentrale angegliedert. Diese Maßnahmen bewirkten bereits größere Raumschwierigkeiten. Da in den folgenden Jahren die Amtslokalitäten nicht mehr den Anforderungen entsprachen, übersiedelte das Post- und Telegraphenamt Steyr 1 am 1. Mai 1911 in das Gebäude Grünmarkt Nr. 1.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer, 1957. - Dehio-Hanisch, Oberösterreich, 1958. - F.Trojak, 20 Jahre Neue Post in Steyr, 1931. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1972

Das Meditzhaus

Meditz-Haus

Die östliche Häuserreihe des unteren Stadtplatzes beherrscht das prunkvolle Meditz- Haus (Stadtplatz Nr. 9).

Das in seiner Anlage gotische Bauwerk - Portal und Mittelerker weisen noch heute darauf hin - wurde in der Spätrenaissance, vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, bedeutend umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt der prächtige Hof mit seinen über drei Seiten sich hinziehenden beachtenswerten dreigeschossigen, auf toskanischen Säulen ruhenden Arkaden. Der westliche Hoftrakt zeigt ein hervorragend gearbeitetes Gitter. Es stammt aus einer späteren Zeit und besteht aus Spiralen und Akanthusblättern. Otfried Kastner ("Eisenkunst im Lande ob der Enns") schreibt es jenem Meister zu, der das Emporengitter in der Michaelerkirche anfertigte.

In einer Nische des Hintertraktes befindet sich ein Wandbrunnen, den eine Neptunfigur schmückt. Er erinnert an den bis an die Meere sich erstreckenden Fernhandel, der von den Eigentümern dieses Patriziersitzes in früheren Jahrhunderten betrieben wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert besaßen das Haus die Handelsgeschlechter Edlinger (um 1543), Urkauf, Hoffmann und Gaymam. In der Folgezeit gehörte es dem Stadtrichter und Bürgermeister Adam Wilhelm, dem Verwalter Georg Joseph von Erb, den Handelsleuten Jakob Amon Escher und Ignaz Leithner, der Innerberger Hauptgewerkschaft, dem Obervorgeher Joseph Scheuchenstuhl und um 1799 dem Oberleutnant Josef Vilander von Landsburg. Im Jahre 1800 erwarb das Gebäude die Familie Schönthan von Phernwald. 1891 der Galanterie- und Spielwarenhändler Michael Meditz.

Am Freitag, 29. August 1727, kam im Hause der Färbermeisters-Witwe Katharina Rädinger in Ennsdorf um 1/2 10 Uhr vormittags der größte Stadtbrand, den Steyr je erlebte, zum Ausbruch. Bald standen die meisten Häuser dieses Stadtviertels in Flammen. Begünstigt durch einen heftigen Wind, ergriff das Feuer auch die hölzerne Ennsbrücke, die Burg, Häuser in der Berggasse, in der Enge und auf dem unteren Stadtplatz. In der ennsseitigen Häuserzeile erlitt noch das Meditz-Haus beträchtliche Brandschäden, die vor allem eine Erneuerung des Daches und der Schauseite erforderten. Wahrscheinlich wurde damals das Gebäude, das um diese Zeit Georg Joseph von Erb besaß, mit der "gewellten" Attika ausgestattet und die siebenachsige Fassade mit reichem Stuck versehen. Anläßlich der im Jahre 1968 von der Stadtgemeinde Steyr und vom Bundesdenkmalamt subventionierten Restaurierung durch den akademischen Bildhauer Prof. Leopold Hollnbuchner wurde über dem Torbogen ein aus der Zeit Kaiser Maximilians I. (1493 1519) stammender Wappenschmuck entdeckt und erneuert.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath - O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs. -I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. - Dehio, Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 12/1969


Das Haus Stadtplatz Nr. 5

Haus Stadtplatz Nr. 5

Das aus gotischer Zeit stammende Handelshaus zählt zu jenen Gebäuden, die durch den verheerenden Stadtbrand am 29. August 1727 bis auf die Grundmauern zerstört wurden. Die in vier Fensterachsen gegliederte Schauseite mit dem breiten Renaissancetor aus dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts wurde nach dem Brande durch Aufmauerung der zierlichen Attika erhöht und mit einer zarten Stuckdekoration versehen. Diese umrahmt ein ovales, stark nachgedunkeltes Ölgemälde, das die Verherrlichung der Hl. Dreifaltigkeit darstellt. Wirkungsvoll ist die mit einem Madonnenbild und geometrischen Sgraffiti geschmückte ennsseitige Fassade.

Für Natur und Kunst aufgeschlossen war der Besitzer lgnaz Struggl (Strüggl). Dies geht hervor aus seinen "Reisebüchern", in denen er seine Fahrten nach Mariazell, Salzburg und Passau schildert. Über den ersten Abschnitt seiner Reise nach Mariazell, die er mit einer Fahrt auf der Donau und einem Aufenthalt in Wien verband, schreibt er: "Den 2ten Juni 1825 als am Abend des Fronleichnamsfestes begann unsere schon lang vorgemerkte Reise und Wallfahrt. Mein Vater, Herr Ziegler, Gastwirt, Herr Pius Egger, Handlungs- Kommis, Ferdinand Sabristaner und ich machten die Reise Compagnie aus. Um 4 Uhr nachmittags reisten wir von hier ab, ich und Hr. Pius gingen voraus, da die andern im Wagen erst später nachfuhren, und wir beide wanderten bis Dietachdorf gehend fort, wo uns der Wagen erst einholte und wir im Namen des Herrn mitsamen fortfuhren. Unser Weg ging durch die regulär gebaute alte Stadt Enns, wovon ich wegen Nähe und ohnehin mir bekannter Ort nichts von der Lage schildern will; durch die Mauthausner Gasse fuhren wir über die langen Auen, welche sich zwischen der Enns und nahen Donau bilden. Enghagen, ein Bauerndorf mit sehr vielen Salzstädeln liegt wie in Inseln auf dem mächtigen Donaustrom; unzählige Salzschiffe lagern hier herum, und man erblickt jetzt, nachdem man immer weiter nördlich fährt, die offene Donau, welche uns all morgen auf ihren weiten Wogen nach Wien bringen soll.

Der Wagen hielt an der Mündung der Enns in die Donau still und fuhr unter Segenswünschen an die Daheimgebliebenen nach Steyr retour. Und wir schifften in einer Weizzille nach dem lieben Donauufer, nach dem angenehmen Markte Mauthausen um 8 Uhr abends hinüber. Die Sonne spiegelt sich beim Untergang in der Donau und machte die Gegend sehr reizend und ließ uns einen schönen morgigen Tag versprechen. Wir lagerten uns, nachdem wir auf der Lend, welches sehr hübsche Häuser hat, ein wenig herumspazierten, im Gasthaus "Zum Grünen Baum" und nahmen unter gutem Appetit den Nachtimbiß ein, wonach uns von zwei böhmischen Mädchen Gesang und Harfenspiel sehr fröhlich machten, und nach diesem begaben wir uns zu Bette. Nachdem wir uns um 5 Uhr morgens angekleidet hatten, nahmen wir uns vor, den Ort gut zu besichtigen".

Ab 1862 waren Eigentümer des Hauses Adolf und Anna Gottwald, Franz und Franziska Johanus, Dr. Wilhelm Stigler, Johann und Berta Klaffenböck und die Stadtgemeinde Steyr, heute besitzt es Maria Kaltenbacher.

Dr. Josef Ofner

(Archivalien im Stadtarchiv. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 16/1956.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1972


Sieben-Sterne-Haus

Sieben-Sterne-HausDas in der oberen Häuserzeile des Stadtplatzes dem Rathaus gegenüberliegende Gebäude Nr. 30 zählt zu den bemerkenswertesten Bürgerhäusern der Eisenstadt.

Der spätgotische Torbogen und der im Hof befindliche Laubengang mit gedrehten Säulen stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Um diese Zeit besaß das Gebäude, dessen ältester Teil vielleicht noch dem 13. Jahrhundert angehört, das Geschlecht der Hainperger. In den Jahren 1468, 1495 und 1496 war Michael Hainperger Stadtrichter.

Um 1580 gehörte das Haus dem reichen Handelsherrn Wolf Urkauf und später, im 17. Jahrhundert, den Familien Radlinger und Zollitsch. Am 4. August 1695: kaufte es die Benediktinerabtei Kremsmünster um 1200 Gulden. Etwa vierzig Jahre später (1734) erwarb es der Stadtbaumeister Gotthard Hayberger.

Dem genialen Baumeister verdankt das "Kremsmünsterer Stiftshaus" die barocke sechsachsige Scheinfassade, an der unter dem Gesimse eigenartige maskenähnliche Köpfe zu sehen sind. Das Bauwerk krönen sieben Sterne mit den Zeichen der Planeten. Wahrscheinlich ließ diese sonderbare Zierde das Kloster Kremsmünster anbringen, das 1747 das Gebäude wieder kaufte und damals bereits den Bau der mehrstöckigen Sternwarte in der Nähe des Stiftes plante.

Nach 1776 gelangte das "Sieben-Sterne-Haus", wie es der Volksmund bezeichnet, in den Besitz des Stadtkassiers Ferdinand Menhard, von 1805 bis 1821 besaß es der Fürst Lambergische Hofkastner Franz Anton Walcher.

Das heute der Republik Österreich gehörige Gebäude führte um 1825 die Bezeichnung Mautamt, um 1848 Zollamt und 1866 Hauptsteueramt.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, Bürgermeister Gotthard Hayberger. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. - Dehio, die Kunstdenkmäler Österreichs-Oberösterreichs u.a.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 1/1970



Das Gasthaus zum "Goldenen Ochsen"

DAS GASTHAUS ZUM "GOLDENEN OCHSEN"Wie bei anderen gotischen Wohngebäuden der Altstadt kam in letzter Zeit auch an diesem Hause anlässlich der Fassaden-Restaurierung eine aus der Renaissance stammende Malerei zum Vorschein. Das mit dem Obergeschoß vorkragende Gebäude, in dem sich verschieden gestaltete spätgotische Türgewände befinden, bildet nun mit der kunstgerecht erneuerten Architekturmalerei und dem vorzüglich gearbeiteten Steckschild eine besondere Zierde des oberen Stadtplatzes.

Im Flur des im 19. Jahrhundert umgebauten Erdgeschosses steht in einer Mauernische eine von Frau Renate Pampel nach dem zweiten Weltkrieg geschaffene lebensvolle Keramik, einen Speisenträger darstellend.

Das in der "unteren Zeile" des Stadtplatzes gelegene Haus führte von 1773 bis 1846 die Bezeichnung "Stadt Nr. 42, am Platz", von 1846 bis 1880 "Stadt Nr. 41, am Platz" und seit dem Jahre 1880 "Stadtplatz Nr. 35".

In der Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges gehörte die Liegenschaft, die 1522 durch den großen Stadtbrand schwer beschädigt worden war, den Handelsfamilien Grüntaler, Straßer, Dorninger und Mann. Der Besitzer Hans Straßer war Stadtrichter (1540 1543, 1546 - 1548) und Bürgermeister (1553 - 1556). An ihn erinnert an der Außenwand der Stadtpfarrkirche ein Marmor-Epitaph. Es zeigt die Auferstehung Christi und das Strasser-Wappen. Auch die folgenden Eigentümer bekleideten das Bürgermeisteramt: Coloman Dorninger von 1603 bis 1604, Cosman Mann von Mannsperg in den Jahren 1616/17, 1628/29, 1634/35 und 1638 bis 1641.

In der Barockzeit und in den nächsten Jahrhunderten befand sich das Gebäude, in dem seit 1648 die Gastwirtschaft betrieben wird, in den Händen der Familien Maurer, Schlaich, Wengermayr, Randhartinger, Pedereder, Pfaffenberger, Zom, Nindl und Hagn. Heute besitzen es Friedrich und Melanie Köckinger.

Im Jahre 1848 verlegte die Feilhauer-Innung, die seit dem 18. Jahrhundert im Gasthaus zur "Goldenen Gans" in der Enge ihre Handwerksversammlungen abgehalten hatte, ihre Herberge zum "Goldenen Ochsen". Damals gehörte die Gaststätte Franz Pfaffenberger (1842 bis 1854).

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, VKSt. Heft 16/1956. Zunftarchivalien im Stadtarchiv)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1972

Das Madlseder-Haus

DAS MADELSDER-HAUSIn Dehios Handbuch der Kunstdenkmäler, Band Oberösterreich, lautet die mit einem Sternchen versehene kunsthistorische Würdigung des Hauses Stadtplatz Nr. 39: "Doppelgiebelhaus mit bemerkenswertem Renaissance - Hof 1579 mit eigenartiger Bogenbildung (' rustique'); vegetabile Kratzputzornamentik an den Bogen.

Unter dem Dach Holzloggia. Im Hinterhaus ein rechteckiger, heute in der Mitte abgeteilter, ehemaliger protestantischer Betraum mit weitem Netzrippengewölbe".

Das heutige Gebäude entstand durch den vermutlich 1579 erfolgten Zusammenbau von zwei Häusern. Aus dieser Zeit stammen auch die reizvollen Sgraffitos, sie sind die ältesten im Stadtgebiet.

Nach der Vereinigung der Häuser gehörte der Besitz hauptsächlich Familien, die im Eisenhandel tätig waren: Madlseder (Matlseder), Köberer, Schinnerer, Schöttl, Redtenbacher, Wolfartsberger, Hofer.

Das Kunstgeschichtlich berühmte Haus ist aber auch in historischer Hinsicht von Bedeutung.

Stadtrichter Wolf Madlseder, der das Gebäude in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts besaß, stand 1626 ganz auf Seite der aufständischen Bauern. Stephan Fadinger fand bei ihm gastliche Aufnahme. Am 26. März 1627 wurden er und der Steyrer Advokat Dr. Lazarus Holzmüller wegen Teilnahme an der Bauernerhebung in Linz enthauptet.

Im August 1680, als Kaiser Leopold I., von Prag kommend, einige Tage in Steyr weilte, veranstaltete in diesem Hause, das damals Maximilian Schinnerer gehörte, der kaiserliche Waffenlieferant Hans Ludwig Mittermayr von Waffenberg eine Ausstellung der von ihm verlegten Armaturen "als Küres, Toppelhäggen, Mußqueten/ Kärbiner /Pistolen /Helleparten/Piquen/und Degen/ so alles bey Statt Steyr/ sauber/ schön / vnd so gerecht vnd guett/ als in all anderen Ländern in der Mänge auffgebracht würdet". Diese Schau, die der Kaiser über eine halbe Stunde lang besichtigte, kann wohl als die erste Gewerbeausstellung der Eisenstadt gelten.

Eine Gedenktafel erinnert an den hervorragenden Techniker Professor Ferdinand Redtenbacher, der im Madlseder-Haus im 25. Juli 1809 das Licht der Welt erblickte. Er wirkte von 1833 bis 1841 als Mathematikprofessor am Gewerbeinstitut in Zürich und anschließend als Professor für Maschinenbau an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe, der er von 1857 bis 1863 als Direktor vorstand. Von seinen, für die damalige Zeit grundlegenden Werken seien hier erwähnt: "Der Maschinenbau", "Die Prinzipien der Mechanik und des Maschinenbaues" und "Die Gesetze des Lokomotivbaues".

Dr. Josef Ofner

(Beschreibung des Empfanges und Einzugs Leopolds I. 1680 - E.Krobath, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyr. - Dehio, Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 2/1970

Das ehemalige Stadtschreiberhaus

ehemaliges StadtschreiberhausDas im alten Grundbuch vor 1880 unter "Stadt Nr. 38, am Platz" eingetragene Bauwerk bestand ursprünglich aus zwei gotischen Häusern, die der Handelsmann Georg Straßer von Hans Prandtstetter und Michael Vink erworben hatte. Vermutlich erfolgte die Vereinigung derselben zu einem Hause im Zuge der Neugestaltung des benachbarten Rathauses im Jahre 1538. Im Gebäude Straßers findet sich nämlich an einem Türgewände des Hinterhauses, umsäumt von der Inschrift "Des Herren Wort pleibt in Ebigkhait", die Jahreszahl 1539.

Die im prächtigen Renaissance-Hof befindlichen Arkadengänge sind ausgestattet mit schönen Marmorsäulen. 

Wahrscheinlich stammen diese Bogengänge und auch die anderen beachtenswerten Architekturdetails wie Türgewinde und Stuckrippengewölbe aus der Zeit des Bürgermeisters Daniel Straßer (1579 - 1581), der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Haus besaß. Die Leute nannten ihn den "reichen Straßer". Gehörten doch dem Handelsherrn auch das Haus Stadtplatz Nr. 14 und die von Gottfried von Scherffenberg 1578 gekaufte Herrschaft Gleiß in Niederösterreich. Durch die Heirat der Bürgermeistertochter Dorothea Zuvemumb vergrößerte er beträchtlich seinen Reichtum.

Bis in die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts war das Gebäude, in dem vor 1505 auch eine Hauskapelle vorhanden gewesen sein soll, in den Händen der Familie Straßer.

Um 1635 erwarb das Straßerische Haus die Stadtgemeinde Steyr. Da in demselben der erste Stadtbeamte, nämlich der Stadtschreiber wohnte, wurde es allgemein als "Stadtschreiberhaus" bezeichnet. In der Zeit des Rathausbaues (1765 - 1778) erledigte in demselben der Magistrat durch dreizehn Jahre die Amtsgeschäfte, weshalb es nach Vollendung des neuen Amtsgebäudes "altes Rathaus" genannt wurde. Dies hatte zur Folge, daß es in späterer Zeit als das ursprüngliche, 1413 erstmalig erwähnte Rathaus angesehen wurde. Zur Verbreitung dieser irrigen, gelegentlich noch heute vernehmbaren Ansicht, mag auch Konservator E. Schmidel durch seine Aufsätze über das Rathaus in der "Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages- Post" (1906) beigetragen haben.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts bewohnten das Gebäude, welches durch einen Gang mit dem Rathaus verbunden war, drei Magistratsräte. Im Jahre 1813 verkaufte die Stadtgemeinde mit Bewilligung der Landesregierung die Liegenschaft an Lederermeister Lorenz Schwarzott. Nach 1840 besaßen sie die Familien Graßl und Heiser. Heute gehört das Haus, dessen Fassade im vorigen Jahrhundert gestaltet wurde, der Stadtpfarre Steyr.

Dr. Josef Ofner

(Landesarchiv Linz: Archiv der Landesregierung. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956, - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1959. - E.Schmidel, Aus dem Rathaus der Stadt Steyr, 1906. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 12/1972

Das Sternhaus

DAS STERNHAUSDieses mächtige reichgeschmückte Bürgerhaus in der westlichen Häuserreihe des unteren Stadtplatzes ist benannt nach dem über dem Portal angebrachten, von zwei Greifen gehaltenen goldenen Stern, der nicht nur den Eisenhandel symbolisiert, sondern auch im Wappen des Geschlechtes der Schoiber, dem das prächtige Gebäude einst gehörte, zu sehen ist.

Das aus dem Spätmittelalter stammende Haus erhielt nach dem Stadtbrand des Jahres 1727, der ihm arge Schaden zufügte, eine barocke Fassade, ausgenommen Portal und Kragsteine, deren gotisches Aussehen unverändert geblieben ist.

Die vermutlich von dem Stadtbaumeister Gotthard Flayberger gestaltete Fassade verdeckt völlig das Satteldach, so dass ein dreistöckiges Gebäude vorgetäuscht wird.

Die Frontwand umfasst fünf Fensterachsen. Der durchlaufende Mittelerker trägt einen Giebel mit einem Relief, das den heiligen Johannes den Täufer zeigt.

Die Fenster des zweiten Stockes krönen Putten. Sie verkörpern die fünf Sinne, und zwar von links: Geruch, Geschmack, Gehör, Gesicht und Gefühl. Den Erker zieren die Wappen der Winterl und der Schoiber von Engelstein.

Der Patriziersitz gehörte im 16. und 17. Jahrhundert den schwerreichen Handelsgeschlechtern Prandstetter und Guetbrot. Um 1660 besaß ihn der Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft Dr. Matthias Abele von Lilienberg (1617 -1677). Er war auch Dichter und Hofgeschichtsschreiber Kaiser Leopolds I. Im Jahre 1663 wird als Eigentümer Gregor Schinnerer von Schinnern genannt, der als Bürgermeister von 1678 bis 1687 an der Spitze der Stadtverwaltung stand. Kaiser Leopold I. verlieh ihm 1689 das Prädikat "von Schinnern" und den Titel "kaiserlicher Rat".

Von den Handelsleuten, die im 18. und 19. Jahrhundert das Haus besaßen, seien noch erwähnt Johannes und Theresia Wimerl-Schoiber, Johann Nepomuk Strohammer und Johann und Katharina Eberstaller.

Im Februar 1944 wurde bei einem Luftangriff auf Steyr durch eine Bombe die linke Hälfte des Hauses und damit auch ein Teil der schönen Fassade zerstört. Nach dem Weltkrieg erfolgte die Wiederherstellung des eingestürzten Traktes zunächst im Rohbau, 1953 erhielt die Schauseite wieder ihr ursprüngliches Aussehen.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - Pantz Anton v., Die Gewerken im Bannkreis des steirischen Erzberges, 1918. - F.Berndt, Stadtplatz 12-ein Juwel der Stadt, 1953. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 3/1970

Das Nothaft-Haus

Das Nothaft-HausSeit dem Jahre 1847 befindet sich das Warenhaus, welches in früheren Jahrhunderten vorübergehend eine Gastwirtschaft beherbergte, im Besitze der Familie Nothaft. Das durch die Brandkatastrophen der Jahre 1727 und 1824 beschädigte Gebäude besitzt aus gotischer Zeit noch das Hauptportal, mächtige Spitzbogenfenster, über dem Erdgeschoß ein renoviertes Maßwerkfriesband und im Hof spätgotische Bauglieder, vornehmlich Türgewände.

Ennsseitig schmückt die vor einigen Jahren restaurierte Fassade ein schöner Erker, der ein Rundbogentor überragt. Ihn zieren fünf Wappenfelder aus Stein, die jedenfalls früher bemalt waren. Der Hintertrakt, in dem der Rundbogen vorherrscht, stammt aus der Zeit der Renaissance. Vermutlich wurde er nach Zerstörung durch das Hochwasser der Enns im Juli 1572 neu gestaltet.

Der erste bekannte Besitzer des Hauses war nach I. Krenn der reiche Nürnberger Tuchhändler Chuonrat (Kunz) Horn. Dieser schenkte, wie Valentin Preuenhueber in seinen Steyrer Annalen berichtet, seinem Diener Leonhard Köberer ein Haus in der Ortschaft Vogelsang, bedachte die Stadtpfarrkirche mit Stiftungen und ließ in Aichet ein wertvolles gotisches Relief, darstellend die Gregoriusmesse, errichten. Es befindet sich heute an der Gartenstützmauer des Hauses Sierningerstraße 126. Horns Rotmarmorgrabmal an der äußeren Sakristeiwand der St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg ist ein prächtiges Werk des Salzburger Bildhauers Hans Valkenauer. Die "Christkönig" darstellende Marmortafel gilt als die größte der süddeutschen Kunst.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte das Nothaft-Haus dem Bürger Hanus Vorster und nach 1563 der Familie Reischko. Matthias Reischko, vermählt mit der Augsburgerin Felicitas Groß, war Ratsbürger, sein Sohn Hans, der nach Venedig handelte, versah das Stadtrichteramt in den Jahren 1601 und 1602. In der Zeit der Gegenreformation dürfte er nach Regensburg ausgewandert sein.

Über die folgenden Eigentümer des Hauses sind erst wieder ab 1660 sichere Nachrichten vorhanden. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts besaßen es die Gastwirte Achaz Pleckenfierster, Kolman Stapfinger und Ferdinand Facher, der auch von 1772 bis 1781 als Stadtrichter fungierte. In der Biedermeierzeit arbeitete in diesem Haus der Seidenstrumpfwirker Simon Zachhuber. Seit 1958 besitzt die Liegenschaft Maria Nothaft.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Phil.Diss. 1950 - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - E.Eichhorn, Die St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg, 1960. - Bezirksgericht Steyr, Grundbuchamt)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 3/1973

Die Margaretenkapelle

Die MargaretenkapelleDie an den Stadtpfarrhof angrenzende Kapelle ist älter als die Pfarrkirche. Sie dürfte zu Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein. da in einer Meßstiftung aus dem Jahre 1430 eine "neue Kapelle" erwähnt wird. Jedenfalls war damit die Margaretenkapelle gemeint, die 1437 in einem Spruchbrief Herzog Albrechts V. erstmals urkundlich Erwähnung findet.

In einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Garstner Urkunde ist die Rede von einer "colla" an der Mündung der Sabinicha (Teufelsbach) in die Enns. Sie könnte als Vorläuferin der Margaretenkapelle angesehen werden.

Die Margaretenkapelle (Turm)Der Name des Baumeisters ist unbekannt, doch wird der reizvolle Dachreiter mit seinen Fialen, Krabben und Wasserspeiern, der an die bekannte gotische Säule "Spinnerin am Kreuz" in Wien erinnert, dem Dombaumeister zu St. Stephan Hans Puchsbaum zugeschrieben, der ja auch 1443 die Pläne für den Neubau der Steyrer Stadtpfarrkirche ausarbeitete.

Im Innern zeigt die Kapelle folgende Maße: Schiff 22,94 m lang, 6,97 m breit, Chor 9,30 m hoch, 4,96 m breit. Der kreuzrippengewölbte Chor zeigt den 5/8 Schluss, ist einjochig und eingezogen. Mit stilisierten Blüten (Rose, Lilie) und den Buchstaben M R S sind die Schlusssteine im Gewölbe versehen.

In den folgenden Jahrhunderten mussten an der durch den Brand des Jahres 1522 schwer beschädigten Kapelle mehrmals größere Instandsetzungsarbeiten vorgenommen werden. So erfolgte 1614 eine Erneuerung des Daches, 1687 wurde das Langhaus untermauert und 1751 führte der Stadtbaumeister Gotthard Hayberger umfangreiche Reparaturen durch.

Im Jahre 1654 lieferte für die Kapelle, an deren Nordwand zwischen den Strebepfeilern bemerkenswerte Epitaphien befestigt wurden, der Rotschmied (Glockengießer) Konrad Nußberger eine kleine Glocke.

Anläßlich der 1693 durchgeführten Erneuerung der zur Abtei Garsten gehörigen Kirche Maria Magdalena im Haselgraben bei Linz kam ein Altar dieses Gotteshauses in die Margaretenkapelle. Der Garstner Hofmaler Karl von Reslfeld malte 1727 das nochvorhandene Altarblatt, darstellend die Vierzehn Nothelfer.

Im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. mussten 1785 über Anordnung des Traunkreisamtes die Kapellen in der Stadt gesperrt werden. Die "Fahrnisse" der Margaretenkapelle waren laut Befehl der Kreisbehörde 1786 zu veräußern und der Erlös dem Religionsfonds abzuführen.

Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erforderte das spätgotische Türmchen häufig Renovierungen. Besonders seit im Juni 1839 bei einem Gewitter größere Teile desselben abstürzten. Aus Sicherheitsgründen ließ der Magistrat 1893 den oberen Teil des Turmes abtragen, der bis zum Jahre 1910 wieder völlig aufgebaut wurde.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv Steyr.-Stadtpfarrarchiv Steyr. - K.Krobath, die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1969. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951. - Dehio, Oberösterreich, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1970

Das Gasthaus "Zum Andreas Hofer"

Das Gasthaus "Zum Andreas Hofer"Das nach dem Tiroler Freiheitshelden benannte Weinhaus gehörte in früheren Jahrhunderten Handelsherren, die zumeist sehr begütert waren und in der Stadtverwaltung eine Rolle spielten. So versah Michael Aidn, der von 1567 bis 1596 das Haus besaß, das Bürgermeisteramt. Schon als junger Ratsherr hatte der den Bau des 1574 vollendeten Wasserturms zwischen den Brücken zu überwachen. Als Kaufmann unterhielt er Handelsbeziehungen zu Venedig, erwarb im Burgfried der Stadt mehrere Liegenschaften und ließ an der Sierningerstraße das Aichetschlössel erbauen.

In der Zeit der Gegenreformation gehörte das Gebäude dem Ratsherrn und Apotheker Marx Wuschletisch, nach dem Dreißigjährigen Kriege dem Eisengroßhändler Georg Mittermayr.

Dessen Sohn Hans Ludwig erlangte als kaiserlicher Waffenlieferant, Faktor des Quecksilberhandels für die Erblande und das Reich, als Kupferadministrator, Appaltator der Kärntner Bleiproduktion und als Administrator des Sensenhandels nach Polen größte Bedeutung im Wirtschaftsleben Österreichs. Mit kaiserlicher Bewilligung legte er 1684 seinen Stammnamen ab und nannte sich "von Waffenberg".

Auch die Familie Brandegski, in deren Händen sich die Liegenschaft von 1723 bis 1836 befand und Franz Xaver Wickhoff (1836 - 1845) betrieben den Eisen- und Stahlhandel. Erst mit Andreas Rumpfhuber gelangte ein Handwerker( Hutmacher) in den Besitz des Hauses. Seit Jahren wird in dem der Familie Bucsek gehörigen Gebäude die Gastwirtschaft ausgeübt.

Das aus dem Mittelalter stammende Bürgerhaus hatte gleich anderen Häusern in der Enge "verzickten Dienst" an die Herrschaft Losenstein-Gschwendt abzuführen.

Die vorkragenden Stockwerke besitzen eine reich verzierte Fassade, die mit einer hübschen Attika abschließt. Die hohe Schauseite zeigt drei Fensterachsen, Pflastergliederung, Adlerköpfe unter den Fensterverdachungen des ersten Stockes und im zweiten Obergeschoß das "Auge Gottes", umgeben von fünf Engelköpfen. Die vier Wandpfeiler krönen Mädchenhäupter. Die vorzügliche, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandene Stuckverzierung dürfte nach dem Brand des Jahres 1825 geändert worden sein.

Abschließend sei hingewiesen auf den im Vorhaus in einer Ecke über dem Eingang eingemauerten rustikalen Kopf mit Halskrause, im Volksmund früher "Fadingerkopf" genannt. Bis heute konnte diese Plastik nicht glaubwürdig gedeutet werden. Vielleicht handelt es sich um den Kopf eines Zwerges aus den Gärten des 1787 aufgehobenen Benediktinerklosters Garsten.

Dr. Josef Ofner

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1973

Schloss Engelseck

Schloss Engelseck (Redtenbachergasse Nr.9 - Stadtgemeinde Steyr)Auf einer Anhöhe in der Nähe des Teufelsbaches thront das Schloß Engelseck. Vermutlich ließ es um 1500 der Tuchhändler Hans Fuchsberger erbauen, der in den Jahren 1525 und 1526 das Bürgermeisteramt versah und über ein riesiges Vermögen verfügte. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts gehörte der Besitz, damals Teufelseck genannt, der Familie Pfeffert.

Um 1641 erwarb die Liegenschaft Josef Achtmarkt von Achtmarktstein, Bürgermeister in der Zeit von 1642 - 1645. Wahrscheinlich war er es, der das Gebäude in ein Renaissance-Schloß mit einem quadratischen Uhrturm umgestalten ließ. Mit kaiserlicher Genehmigung nannte er den Ansitz im Jahre 1642 "Engelseck". Nach seinem Ableben im März 1647 vermählte sich die Witwe Anna Katharina 1648 mit dem kaiserlichen Forstmeister Johann Christoph Staindl.

Schloss Engelseck (Redtenbachergasse Nr.9 - Stadtgemeinde Steyr)In der Folgezeit besaßen das Schloß Bürgermeister Gottlieb Schröffl von Manosperg, 1667 bis nach 1726 das Geschlecht der Risenfels, dann Freiin Franziska von Rummel, Jakob Voith, Höger und Mayr.

Im Jahre 1882 erwarb den Besitz um 35.000 Gulden Generaldirektor Josef Werndl, dessen Tochter Anna sich im Juli 1880 mit Josef Reichsgraf von Lamberg, Herr auf Ortenegg und Ottenstein vermählt hatte. Dieser war der Jüngste Sohn des Fürsten Gustav Lamberg. Er besuchte das Gymnasium in Kremsmünster, oblag dem Rechtsstudium in lnnsbruck und war ein Jahr lang Präsident der Steyrtalbahn-Gesellschaft. Am 3. April 1904 verschied der Graf nach langem Leiden im Schlosse Engelseck.

Die Außenwände des in Hufeisenform angelegten Schlosses zeigen teilweise Quadernachahmung und ein Rundbogenfries. Das Wappen der Risenfels und das Wappen des Waldmeisters der Herrschaft Steyr Eckhart von der Thann schmücken den Giebel des sehenswerten auf Säulen ruhenden östlichen Vorbaues.

Vermutlich umgab in früheren Jahrhunderten die gesamte Liegenschaft eine Mauer mit runden Ecktürmen. Reste dieses Bauwerkes sind noch erhalten. Ein freistehender Turm mit einem Zinnenkranz ist im Park des Schlosses zu sehen. Die westliche Schloßmauer überragt eine gute, aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Johann von Nepomuk-Statue.

Dr. Josef Ofner

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1970

Die Löwen-Apotheke

Die Löwen-Apotheke (Enge Gasse Nr. 1)Zu den im "Dehio" (Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs) angeführten Wohnbauten in Steyr zählt auch das Haus Enge Gasse Nr. 1.

Da es die untere Häuserzeile dieser Gasse gegen Zwischenbrücken abschließt, sind drei Fassaden sichtbar, die schöne Fensterverdachungen und eine aus dem 18. Jh. stammende Stuckdekoration zeigen. Das mächtige Gebäude besitzt einen Erker und ist mit einem zierlichen Löwen-Steckschild ausgestattet.

Das in den Jahren 1727 und 1824 durch Brand teilweise zerstörte Bauwerk dürfte schon im 14. Jahrhundert im Bereich einer alten, bis zur Enns reichenden Burgmauer erbaut worden sein.

Noch bis ins 19. Jahrhundert begrenzten den Platz zwischen den Brücken auch das Steyrtor und das Ennstor. Ersteres geschmückt mit Wappen und einer lateinischen Inschrift, wurde 1829 abgetragen, letzteres, geziert mit einer volkstümlichen Darstellung der Landesfürsten Friedrich III. und Maximilian I., wurde 1864 demoliert. Auch die uralte Mühle "unterm Schloss", an der Mündung der Steyr in die Enns, musste einem Objekt der Waffenfabriksgesellschaft weichen. Aber auch dieses Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt. Von den alten Bauten rund um Zwischenbrücken ist nur geblieben ein Torbogen und der 1574 vollendete, 1909 um ein Drittel gekürzte Wasserturm.

Die ersten namentlich bekannten Besitzer Gabriel Vischer und Siegmund Freillinger waren Bäcker. Nach 1591 gehörte das Haus den Familien Spizl und Mezger, die mit Nürnberger Waren handelten. Auch im 17. und 18. Jahrhundert besaßen es fast durchwegs Handelsleute (Wagendorffer, Trenker, Schoiber, Ripl). Im Jahre 1784 kaufte die Liegenschaft von Anna Maria Stadler um 3000 Gulden Johann Baptist Göppl aus Garsten und eröffnete eine Apotheke. In der Folgezeit gehörte sie Aloisia Göppl (1833 - 1842), Karl Göppl (1842 -1870), Emil Göppl (1870 - 1898) und Karoline Göppl (1898 -1915). In den Jahren 1915 bis 1919 besaß die Apotheke "Zum Goldenen Löwen" Oskar Stavianicek, seit 1919 ist sie Eigentum der Familie Schaden.

Historische Bedeutung erlangte das Gebäude in der Zeit der Franzosenkriege. Nach der Niederlage bei Hohenlinden in Bayern am 3. Dezember 1800 mussten sich die österreichischen Truppen unter Erzherzog Johann über Salzburg nach Oberösterreich zurückziehen. Das Nachrücken der französischen Rheinarmee unter dem Obergeneral Jean Moreau konnte auch Erzherzog Karl, dem am 17. Dezember der Oberbefehl übertragen worden war, nicht verhindern. Nach Rückzugsgefechten an der Traun und bei Kremsmünster wurde mit Moreau eine Waffenruhe von 48 Stunden vereinbart, doch verlangte er die kampflose Überlassung des Gebietes bis zur Enns. Dadurch wurde Steyr das Hauptziel der retirierenden österreichischen und der nachziehenden französischen Truppen.. Am 22. Dezember befanden sich in der Eisenstadt 4 Generäle, 5 Brigadechefs, 6 Bataillonchefs, 59 Oberoffiziere, 16 Sergeanten, 9383 Carabiniers, Grenadiere und Füsiliere, 320 Chasseure, 467 Dragoner, 370 Husaren und 1212 Pferde.

Da Kaiser Franz II. den Frieden wünschte, wurde noch in der Weihnachtswoche mit den Franzosen in Steyr ein Waffenstillstand geschlossen. Am Weihnachtsabend legten die Adjutanten des Erzherzogs Generalmajor Graf Granne und Oberst Weyrotter in der Göppl-Apotheke, und zwar in der Wohnung des Stadtphysikus Dr. med. Ignaz Hofmann, mit Ivloreaus Generaladjutanten Victor Fanneau Lahorie die Waffenstillstandsbedingungen fest, die am 25. Dezember von den Bevollmächtigten im Schloß Steyr unterzeichnet wurden.

Dieser Waffenstillstand, der zwar die Besetzung weiter Gebiete Österreichs durch die Franzosen zur Folge hatte, führte schließlich am 9. Februar 1801 zum Friedensschluß von Luneville.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss.1950. - H. Burger, Die Franzosen in Steyr, 1955. - F. Berndt, Die Steyrburg, 1938, Ders., Die Apotheken, 1960. - H. Gsteu, Geschichte Österreichs, 1956)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1973

Schloss Steyr

Schloss Steyr (Berggasse 2 - Land Oberösterreich)Das auf einem Konglomeratfelsen vor der Steyr-Mündung thronende Schloss war bis ins 18. Jahrhundert eine wehrhafte Burg. Wahrscheinlich wurde sie nach Besiegung der Magyaren in der Leckfeldschlacht (955) zur Sicherung der Ostgrenze des Reiches erbaut. Urkundlich wird sie erstmals in einem Bericht über die vom Passauer Bischof um 977 durchgeführte Synode zu Mistelbach bei Wels erwähnt.

Wir kennen nicht die Baugeschichte der mittelalterlichen Burg. Jedenfalls hat das bedeutende Herrschergeschlecht der Otakare, das hier bis 1122 dauernd residierte, bauliche Veränderungen vornehmen lassen. Doch konnten bisher romanische Bauelemente nicht festgestellt werden. Wahrscheinlich vernichtete sie der am 27. Februar 1302 in Ennsdorf ausgebrochene Stadtbrand. Als ältester Teil der Styraburg, die nach 1278 in den Besitz der Habsburger gelangt war, mag wohl der Südwesttrakt mit dem wuchtigen Bergfried, im Volksmund "Römerturm" genannt, gelten.

Schloss Steyr (Berggasse 2 - Land Oberösterreich)Dem im 15. Jahrhundert mehrmals verpfändeten landesfürstlichen Besitz wurden durch Belagerungen (1416, 1467) erhebliche Schaden zugefügt, Diese Zerstörungen ließ Johannes Beckenschlager, Erzbischof von Gran, der Burg und Herrschaft Steyr von 1476 bis 1489 pfandweise inne hatte, größtenteils beseitigen und in dem südwestlich vor der Burg gelegenen Gelände einen Hofgarten (heute Schlosspark) anlegen.

Der kaiserliche Baumeister Hans Geyer nahm im Auftrage Kaiser Maximilians I. (1493 - 1519) an der Feste Umbauten vor (1508) und renovierte den Turm (1518). An die spätmittelalterliche Burg, die mit dem Hause Enge Nr. 16 durch einen unterirdischen Gang verbunden war, erinnern noch der gotische Torbogen am Fuß des Schlossberges, Reste der stadtseitigen Burgmauer, ein schönes gotisches Türgewände im Osttrakt, der Bergfried und der 35 Meter breite Burggraben.

In der Barockzeit (1666) verkaufte Kaiser Leopold I. die Herrschaft Steyr an Johann Maximilian Graf Lamberg. Dieser ließ im genannten Jahre im dreieckigen Burghof ein Brunnenbecken errichten, aus dessen Mitte eine Hundeplastik (Wappentier der Lamberge) aufragt. Vermutlich stammt aus dieser Zeit der aus dem Nordflügel vorspringende Uhrturm.

Der furchtbare Brand des Jahres 1727 verursachte an dem Gebäude einen Schaden von 92.500 Gulden. Die Pläne für den in die Jahre 1728 bis 1731 fallenden Wiederaufbau, der die Burg in ein barockes Schloss umgestaltete, lieferte der Linzer Baumeister Johann Michael Prunner. Damals erhielt der nördliche Trakt einen repräsentativen Hallenvorbau. Gegenüber erstand die geschwungene Fassade der Schlosskapelle.

Schloss Steyr (Berggasse 2 - Land Oberösterreich)Den Burggraben überspannt seit dieser Zeit eine imposante Arkadenbrücke, die gegen den Park zu mit einem dachlosen Rundbau abschließt.

Prächtig ausgestattet wurden auch die Innenräume, vor allem die Bibliothek, die Kapelle und die Fürstenzimmer. Nach dem großen Brande im Juni 1824, der beträchtliche Teile des Schlosses einäscherte, erhielt es sein heutiges Aussehen, das allerdings im zweiten Weltkrieg durch Bombeneinschläge vorübergehend entstellt wurde.

Dr. Josef Ofner

(Dehio - Handbuch, Oberösterreich, 1958. - B.Grimschitz, Johann Michael Prunner, 1958. - G.Grüll, Burgen und Schlösser im Salzkammergut und Alpenland, 1963. - H.Kühnel, Die landesfürstlichen Baumeister der Wiener Hofburg von 1494-1569, 1960)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1970


Der Stadtkeller

Das ehemalige Gasthaus "Zur Goldenen Gans" zählt zu den ältesten Wohnbauten der Stadt. Das ursprünglich wohl zur Styraburg gehörige Gebäude besaß nach V. Preuenhueber um 1318 der Stadtrichter Peter Panhalm. Er ließ in dem Hause eine Kapelle zu Ehren der hl. Anna erbauen und stiftete hiezu einen jährlichen Dienst vom Bad in der Stadt (Oberes Stadtbad, heute Stadtplatz 37).

Im Jahre 1345 verkauften die Panhalm und die Mitbesitzer Härtelder Steinreiter und Wetzel von Aerbing das Haus ("genannt das Gewölb, zwischen Heinlein des Juden und Friedlein des Goldschmieds Häuser gelegen") samt Hauskapelle an Ulrich dem Kitschner. Dieser war Stadtrichter in den Jahren 1390 und 1392 - 1396. Bis zum Jahre 1500 stand der Stadtrichter, der damals nur die niedere Gerichtsbarkeit ausüben durfte, auch an der Spitze der Stadtverwaltung. Erst im Jahre 1499 erhielt Steyr vom Landesfürsten (Kaiser Maximilian I.) das Recht der Bürgermeisterwahl. Nun bildete der Bürgermeister die oberste Verwaltungsinstanz, während dem Stadtrichter nur mehr die Judikatur zustand.

Im 16. Jahrhundert waren die Besitzer des mächtigen Hauses durchwegs Handelsleute (Strasser, Köberer, Vorster, Khierner), im 17. und 18. Jahrhundert und später Gastwirte (Daninger, Wolf, Waldl, Stockinger, Weißmayr). Nach 1837 gehörte die Liegenschaft den Familien Breitenlachner, Laveran, Prandstetter, Wild, Hirschlehner, Halbmayr, Detter und Bucsek.

Das wuchtige Renaissance-Portal mit dem markanten Schlussstein zeigt große Ähnlichkeit mit dem etwas zierlicher gestalteten Tor des Innerbergerstadels. Es dürfte demnach um 1610 entstanden sein. Die lange Hausfront, beschädigt einst durch die Brände der Jahre 1727 und 1824, gliedern in den Stockwerken achtzehn Fenster mit barocken Einfassungen.

Von dem alten Einkehrgasthof, der über eine sehr geräumige Hofanlage verfügt, führt, wie im Zweiten Weltkrieg im Zuge der Luftschutzmaßnahmen festgestellt wurde, ein uralter unterirdischer Gang zum Schloss hinauf. Bei Aufräumung des in demselben befindlichen Schuttes kamen drei eiserne Pfeilspitzen, eine Spitzhacke, ein halbes Hufeisen und mehrere Topfscherben zum Vorschein.

Wann dieser Gang entstanden sein mag und welchen Zweck er zu erfüllen hatte, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Fluchtweg.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - F.Berndt, Unterirdische Gänge in Steyr, 1957. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer, 1957)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 9/1973

Die Vorstadtpfarre St. Michael

Vorstadtpfarre St. MichaelDas Gotteshaus St. Michael am Fuße des Tabors gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Eisenstadt. Im Gegensatz zu anderen Kirchen liegt es in der Nord-Südrichtung, wodurch die Hauptfassade wirkungsvoll zur Geltung kommt. Den barocken, dem Gotteshaus St. Michael in München verwandten Bau ließ in den Jahren 1635 bis 1677 die Gesellschaft Jesu aufführen, die im Zuge der katholischen Glaubenserneuerung mit kaiserlicher Unterstützung 1630 in Steyr eine Niederlassung gegründet und 1632 ein Gymnasium eröffnet hatte. Elf Bürgerhäuser wurden abgetragen, um für die Kirche und den von 1657 bis 1661 erbauten Kollegiumtrakt (heute Bundesrealgymnasium) Platz zu schaffen. In großzügiger Weise förderten den Kirchenbau die Lamberge, Bernhard Graf von Thonhausen und der Fürst von Eggenberg. Kaiser Ferdinand gab 8000 Gulden.

Im Jahre 1715 erhielt das Gotteshaus durch eine Spende des Bürgermeisters Adam Wilhelm und andere Wohltäter eine große Glocke, 1737 musste das von einer Muttergottes-Statue gekrönte mächtige Kirchenportal erneuert werden.

Größere Bauarbeiten wurden in der Zeit von 1766 bis 1770 durchgeführt, u.a. erfolgte eine Erhöhung der Türme. Der Zeichenmeister Franz Xaver Gürtler schmückte damals das Giebelfeld der Kirche mit dem Fresko "Sturz der gefallenen Engel".

Das einschiffige helle Langhaus, das zu beiden Seiten je drei Kapellen mit Emporen einsäumen, geht in einen eingezogenen Chor über. Der in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts errichtete Hochaltar wird einem italienischen Meister zugeschrieben. Das Altarblatt. darstellend den hl. Michael. schuf ebenfalls F. X. Gürtler. Der bekannte Kunsthistoriker M. Riesenhuber bezeichnet den Altar "als den schönsten der klassizistischen Kunst" im Lande ob der Enns. "Dieses um 1766 aufgestellte Prachtwerk", schreibt er, "stellt uns so klar und glücklich die Vereinigung des strengen, aber durchaus nicht schwerfälligen Säulenbaues mit den überaus zierlichen und hübschen Rokokovasen und Schnörkelornamenten vor Augen".

Besondere Beachtung verdient die Kanzel. Den Abschluss des wappengeschmückten Schalldeckels bildet die Statue des Guten Hirten. Bemerkenswert sind die Gemälde im Langhaus, Chor und in den Seitenkapellen.

Am 21. Juni 1773 befahl Papst Klemens XIV. die Auflösung des Jesuitenordens. Die Aufsicht über die Kirche führten nun der Stadtpfarrer Anselm Egger und Benefiziat Johann Michael Wessiken. Nach Gründung der Vorstadtpfarre in Steyrdorf im Jahre 1784 wurde das Gotteshaus der Jesuiten, in dem 1779 neue Kirchenstühle aufgestellt worden waren, zur Kirche dieser Pfarre erhoben und J.M. Wessiken zum Pfarrer ernannt. Die alte, "gänzlich ruinierte" Orgel ersetzte man 1778 durch die Egedacher Orgel aus der Stiftskirche Garten.

Dr. Josef Ofner

(Archivalien im Stadtarchiv Steyr. - J. Fröhler, Zur Geschichte der Schule und des Schuldramas der Jesuiten in Steyr, 1955. - M. Riesenhuber, Die kirchliche Barockkunst in Österreich, 1924. - Dehio, Die Kunstdenkmäler Österreich/ Oberösterreich, 1958. - J. Bayer, Die Älteste Orgel von Steyr, 1967. - J. Lenzenweger, Die Entwicklung des Pfarrnetzes der Benediktiner-Abtei Garsten, 1939)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 3/1971

Das Graffito-Haus

Das aus gotischer Zeit stammende Gebäude wurde vor 1880 wie folgt bezeichnet: "Stadt, obere Zeile, unteres Viertel" (1525 -1773), "Stadt Nr. 145, in der Enge " (1773 - 1846), "Stadt Nr. 122, in der Enge " (1846 - 1880) . Im Jahre 1880 erhielt es die derzeitige Hausnummer.

Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts gehörte die Liegenschaft den Handelsleuten Ulrich Pauer (1543 - 1545), Hans Tallinger (1574 - 1635), Michael Mezger (1635), Tobias Ellegast (1648 - 1655) und Ludwig Reiffl (1655 - 1662), von 1669 bis 1693 dem Kastner der Innerberger Hauptgewerkschaft Johann Rämes und bis 1725 dem Regenschori der Stadtpfarrkirche Johann Sebastian Mörsberger. Es folgten die Geschmeidhändler Matthias Heller (1735 - 1738), Ferdinand Leithner (1738 - 1751), bis 1771 Ferdinand Leithners Witwe und der Wundarzt Andreas Dierl (1777- 1790). Nach dem Jahre 1790 besaßen das Haus Johann Straßer (1790), Anton Candon, Krämer (1790 - 1818), Johann und Magdalena Schütz (1818- 1820), Magdalena Schütz (1820 - 1822), Georg Bischof (1822 - 1827), Johann und Katharina Pollack, Kürschner (1827 - 1831), Anton und Jullene Moser, Posamentierer (1831 - 1861), Juliane Moser (1861 - 1863), Alois Moser (1863 - 1900), Alois und Anna Moser (1900 -1905), Anna Moser (1905 1925) und ab 1925 Josef und Anna Nömayr. Seit mehreren Jahren besitzt das sehenswerte Gebäude Dr. med. Hermann Gerber.

Die anläßlich einer Fassadenrestaurierung freigelegten Sgraffitos zeigen wie das Haus Stadtplatz Nr. 15 das Delphinmotiv und ornamentale Verzierungen. Nach der an der Schauseite sichtbaren Jahreszahl 1654 ließ jedenfalls der angesehene und wohlhabende Handelsmann Ellegast den schönen Kratzputzschmuck anbringen. In jüngster Zeit erfolgte die Freilegung der überaus wirkungsvollen gotischen Konsolenpfeiler.

Das dreistöckige an der ehemaligen Burgmauer erbaute Haus zählt zu den ältesten Wohnbauten der Stadt es stand in früheren Jahrhunderten auf dem Boden der Grundherrschaft Gschwendt und wurde in den Jahren 1727 und 1824 teilweise ein Raub der Flammen.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs (Stadtplatz Enge) und ihre Besitzer, Veröffentlichung des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 16/1956. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Phil.Diss.Innsbruck 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1973

Egedacher Orgel in der Pfarrkirche St. Michael

Die Orgel in der Pfarrkirche St. Michael ist das älteste Musikinstrument dieser Art in Steyr. Schon über 26 Jahrzehnte versieht sie ihren Dienst bei Messen und anderen kirchlichen Feiern. Sie war nicht für ihren derzeitigen Aufstellungsort errichtet worden, sondern wurde im Frühjahr 1788 aus dem 1082 gegründeten und 1787 aufgelösten Benediktinerstift Garsten hieher gebracht.

Ihre Entstehung fällt in die Amtszeit des den schönen Künsten aufgeschlossenen Garstener Abtes Anselm Angerer (1683 - 1715). Dieser beauftragte den aus einer Salzburger Orgelbauerfamilie stammenden Johann Ignaz Egedacher mit der Errichtung einer Orgel in der Klosterkirche zu Garsten. 1707 war dieses Werk mit 18 Registern vollendet. Von dem gleichen Meister stammen auch die Orgel im Zisterzienserstift Zwettl, die Kirchenorgel in Stadl-Paura und die Gehäuse der Domorgeln von Passau und St. Pölten.

Noch vor Aufhebung des Klosters Garsten wurde die Orgel im Jahre 1780 einer Renovierung und Erweiterung durch den Orgelbauer Franz Xaver Krisman unterzogen. Krisman baute auch in den Jahren 1777 und 1778 die Orgel in der Stadtpfarrkirche Steyr. Nicht nur für das Kloster Garsten war das Wirken Anselm Angerers fruchtbar. In Steyr ließ er den Pfarrhof fertig stellen (1688), in der Stadtpfarrkirche veranlasste er 1688 die Errichtung eines neuen Hochaltares, der 1857 abgebrochen wurde. Am 31. Mai 1708 legte er den Grundstein für die Wallfahrtskirche Christkindl.

Die Aufstellung der aus Garsten übertragenen Orgel in der Michaelerkirche übernahm der Orgelbauer Peter Hölzl. 1791 wurden die Schäden am Orgelgehäuse mit einem Aufwand von 546 Gulden beseitigt. Im Jahre 1900 wurde die Orgel in der Michaelerkirche teilweise erneuert und vergrößert. Ein zweites Manual wurde eingebaut.

In den sechziger Jahren war nun eine weitere Erneuerung dieser historischen Orgel unumgänglich geworden.

Dr. Josef Ofner

(A. Bodingbauer, Abt Anselm I. Angerer von Garsten. - J:Bayer, Die Älteste Orgel von Steyr. - Dehio, Die Kunstdenkmäler Österreichs/Oberösterreichs. - N.Riesenhuber, Die kirliche Barockkunst in Österreich)

Das Kaufmannshaus am ehemaligen "Blutgassl"

Das Kaufmannshaus am ehemaligen "Blutgassl" (Enge Gasse Nr. 11)Zwischen den Häusern Enge Gasse Nr. 9 und Nr. 11 führte im Mittelalter das "Badergassl" zur Enns hinunter. Im Volksmund hieß das schmale, düstere Gässchen "Blutgassl", da in demselben ein Graf ermordet worden sein soll. Es wurde später dem Hause Nr. 9 zugeschlagen und, wie noch heute feststellbar, vermauert.

In der Folgezeit gehörte das Gebäude vorwiegend Handelsleuten, im 18. Jahrhundert jedoch den Riemermeistern Georg und Michael Kickendorfer, dann dem. Apotheker Johann Michael Stigler. Im Jahre 1199 kaufte es der Weißwarenhändler Johann Michael Knabl um 5500 Gulden. Der erste namentlich bekannte Besitzer wird 1531 erwähnt. Es ist der Handelsmann Georg Furtmoser. Er war Stadtrichter in den Jahren 1551 bis 1553 und 1555 bis 1556, Bürgermeister von 1559 bis 1563. Mit dem Handel befassten sich auch die Nachfolger Furtmosers, so die Familien Urkauf, Ättl, Winkler, Wagner und Riß.

Der von etwa 1590 bis 1610 nachweisbare Hauseigentümer Thomas Winkler, welcher mit Venediger Waren handelte, zählte in der Zeit der politischen Gegenreformation zu den ersten Emigranten Steyrs. Valentin Preuenhueber vermerkt dies in seinen Steyrer Annalen: "In diesem Jahr (1604) begaben sich Hieronymus Händel, Karl Eisenhammer und Thomas Winkler, vornehm und vermögende Bürger, samt den Ihrigen, der Reformation halber von hier hinweg nacher Regenspurg".

Winkler dürfte es wohl gewesen sein, der an der Fassade seines Hauses die sehenswerte Kratzputzornamentik anbringen ließ. Während die Fenster nur von einer einfachen architektonischen Dekoration umrahmt sind, schmücken die Lisenen ornamentale Blätter, Blüten und Ranken. Aber auch das Einhorn-Motiv, das bekanntlich auch die Schauseite des Hauses Stadtplatz Nr. 19 ziert, tritt hier markant in Erscheinung. Die auf weiten Geschäftsreisen vielen Gefahren ausgesetzten Fernhandelsleute glaubten an die geheimnisvollen Kräfte des sagenhaften Einhorns. Nach ihrer Ansicht vermochte es genießbares Wasser aufzuspüren und vor Vergiftung zu schützen.

Zu diesem Gebäude, das heute Wolfgang Ecke besitzt, gehört auch das Haus Ennskai Nr. 6. Die Fassade desselben zeigt ein wuchtiges Rundbogentor und einfachen Sgraffitoschmuck.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1957. - F.Berndt, Alte Badstuben in Steyr, 1953. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses 1740. - J.Curling, Das nützliche Einhorn, 1955. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1973

Die Stadtapotheke "Zum Schwarzen Adler"

Die Stadtapotheke "Zum Schwarzen Adler "Das in seiner ursprünglichen Anlage gotische Gebäude zeigt eine vornehme Stuckfassade. Sie wurde jedenfalls nach der Zerstörung des Hauses durch den furchtbaren Stadtbrand des Jahres 1727 aufgeführt. Der mit einem Laubengang ausgestattete Hof und das breite Steinportal des ennsseitigen Traktes gehören dem 16. Jahrhundert an.

Bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges war der Besitz in den Händen angesehener Kaufleute, die durch den Handel mit Venediger Waren zu großem Wohlstand gelangten. So hatten die Familien Fennzl und Pfefferl, die in der Reformationszeit das Haus besaßen, Niederlassungen in der Lagunenstadt, und zwar im Fondaco dei Tedeschi am Canal grande in der Nähe der Rialtobrücke, wo sie Steyrer Klingenwaren und Rupfen (Rohleinen) absetzten und Baumwolle, Seide, Seife, Glas, Gewürze, Süßwein, Medikamente, Farben, Südfrüchte und andere Güter einhandelten.

In der Zeit der Gegenreformation, um 1625, gehörte das Haus dem protestantischen Apotheker Franz Kretschmann. Da er sich aber zur katholischen Religion bekannte, konnte er in Steyr verbleiben. Im Jahre 1635 kaufte das Gebäude von den Erben Kretschmanns der Apothekergeselle Elias Heindl. Schon nach wenigen Jahren war er so arg verschuldet; dass er die Apotheke verkaufen musste. Im Jahre 1641 erwarb sie Christoph Khünbach. Heindl und seine Frau fristeten in der Folgezeit ein armseliges Dasein. Schon 1635 hatte Khünbach, der als Apotheker im Profeßhaus der Jesuiter in Wien tätig gewesen war, die Apotheke des Max Wuschletitsch in der Enge käuflich an sich gebracht. Nach Übernahme der Stadtapotheke musste er sie jedoch über Auftrag des Stadtrates auflassen, da in Hinkunft nur eine Apotheke in der Stadt bestehen sollte. Khünbach wurde auch befohlen, die Bürger nicht "mit allzu hohem Preis" zu beschweren. Mehrmals beklagte sich der Apotheker bei der Stadtobrigkeit über die Ärzte Dr. Schifer und Dr. Höfer, weil ersterer die Errichtung einer zweiten Apotheke anstrebte, letzterer bei Visitationen der Apotheke allerlei Mängel feststellte und Medikamente verkaufte.

Nach seinem Ableben im Jahre 1654 führten vorübergehend der Apothekergeselle Jakob Schändl und der Apotheker Johann Haller die Apotheke. Noch in diesem Jahre kaufte sie um 1400 Gulden der "Apothekenprovisor bei den Jesuitis in Linz" Johann Bittonius, der aber bereits 1657 starb. Für die Witwe Anna Regina betreute die Apotheke seit 1658 Johann Philipp Tillmez. Da er sich bis zum Jahre 1663 in der Stadt noch nicht "angekauft" hatte, drohte ihm der Magistrat mit Geld- und Arreststrafen. Dies bewirkte, dass er sich kurz hernach verehelichte und das "Kretschmannsche Haus" kaufte. Er starb 1684. Die Witwe Rosina Cordula führte die Offizin mit ihrem Sohn bis zu ihrer Verheiratung mit dem Apotheker Johann Willtbald Kemeter im Jahre 1689. Sein Nachfolger wurde 1718 Maximilian Matthäus Tilltnez, Apotheker in St. Florian. Im Jahre 1746 verkaufte er die Liegenschaft an Heinrich Khintz. Der aus Dresden gebürtige Apotheker war 1760 Mitglied des Äußeren und 1763 des Inneren Rates. Auf ihn folgten 1765 Ignaz Matthias Stauder aus Wels und 1794 die Familie Stigler, der nun bis zum Jahre 1908 das Apothekerhaus gehörte (1794 Michael Stigler, 1843 Alois Stigler, 1869 Dr. Wilhelm Stigler, 1896 Wilhelm Stigler). Anschließend besaßen die Apotheke ab 1908 Franz Niederauer und ab 1925 Luise Hansl, im Jahre 1934 übernahm sie Mag. pharm. Dr. Ernst Bernhauer.

Bis 1784 war die Adler-Apotheke die einzige im Stadtgebiet. In diesem Jahre eröffnete der Garstner Apotheker Johann Bapt. Göppl im Hause Enge Nr. 1 die Löwen-Apotheke.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv: Ratsprotokolle aus dem 17. und 18. Jahrhundert. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - F.Berndt, Die Apotheken in Steyr, 1960. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1971

Das Handelshaus an der ehemaligen Tuscherergasse

Das Handelshaus an der ehemaligen TuchscherergasseDer älteste Teil der Steyrer Innenstadt ist die "Burguntersiedlung" zu beiden Seiten der Engen Gasse. An der Bergseite derselben hatten einst Dienstmannen der in der Styraburg residierenden Otakare Gründe und Wohnhäuser. In diesem, wahrscheinlich gegen Süden von einer inneren und einer äußeren Stadtmauer umgürteten Raume erbauten auch Kaufleute ihre Gewölbe, Handwerker ihre Werkstätten. Heute bildet den südlichen Abschluss der "Urstadt" das mächtige Handelshaus an der einstigen Tuchscherergasse. Diese Bezeichnung verdankte der schmale Durchgang den im 18. Jahrhundert in dem angrenzenden Hause Stadtplatz Nr. 1 arbeitenden Tuchscherern. Es waren Handwerker, die sich mit der Reinigung und Glättung bestimmter Gewebe (z.B. Barchent) befassten.

Das vom Stadtplatz zur Enns führende Stufengässchen (Untere Kai-Gasse) überspannen sechs malerische, zum Teil noch aus dem Mittelalter stammende Stützbogen.

Charakteristisch für das Gebäude ist der gegen den Stadtplatz zu turmartige, auf einem Pfeiler aufsitzende runde Eckerker. Er ist mit einem Dachhelm versehen und in die Dachzone hochgeführt. Überaus reizvoll sind der zierliche Stuckdekor und die reichgeschwungenen Fensterverdachungen der beiden Fassaden. Die Barockisierung des im Kern gotischen Kaufmannshauses erfolgte jedenfalls anlässlich des Wiederaufbaues nach seiner Zerstörung durch den gewaltigen Stadtbrand am 29. August 1727.

Die heute Heinrich Tulzer und vor ihm Rudolf Haslinger gehörige Liegenschaft besaßen in früheren Jahrhunderten die Handelsleute Hans Schwarz (um 1543), Köberer Paul und Hans (um 1567 bis ca.-1635), Georg Siegmund Paradeiser (um 1636), Christoph Stürmer (um 1650), Nieß Jakob (um 1660), die Familien Willensperger (l670 - 1756), Reyel (1756- 1779), Dietmair (1787 1818) u. a.

Von diesen Eigentümern war Michael Willensperger in der Zeit von 1691 bis 1693 Stadtrichter, Franz Joseph Willensperger von 1740 bis 1747 Bürgermeister. Zu Anfang seiner Amtszeit kam der Österreichische Erbfolgekrieg (1741 - 1748) zum Ausbruch. Im September 1741 drangen bayrische und französische Truppen in Oberösterreich ein und besetzten Linz. Hier nahm der bayrische Kurfürst Karl Albert die Huldigung entgegen. Nach Steyr kamen am 18. September 60 feindliche Dragoner und 600 Mann zu Fuß, am 7. November zweitausend Franzosen. Deren Kommandant Oberst Prinz Tingry verlangte von der Bürgerschaft die Ablieferung der Waffen, ließ Stadttore zumauern und am linken Ennsufer 24 Kanonen aufstellen. Etwa viertausend bayrische Soldaten lösten im Dezember die in der Stadt liegenden französischen Truppen ab. Aber schon am 31. Dezember zwangen österreichische Heeresverbände unter Graf Ludwig von Khevenhüller die Fremdensoldaten zur Räumung der Stadt. Diese Ereignisse stürzten die Eisenstadt in eine schwere Wirtschaftskrise. Im Jahre 1746 schuldete Steyr an Steuern und Gefällen einen Betrag von über 37.000 Gulden.

In der Biedermeierzeit, etwa hundert Jahre nach dem erwähnten Stadtbrand, wurde am 21. Juni 1824 die Stadt abermals von einer großen Feuersbrunst heimgesucht, die auch in der Enge wieder einen beträchtlichen Gebäudebestand verwüstete. Da aber damals unser Haus keine schweren Schäden erlitt, blieben die schönen Fassaden bis heute erhalten.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - August Hinterleitner-Graf, Unter Lauben, Erkern und Schibögen, 1959. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1966. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 1/1973

Das Gasthaus "Zum Grünen Kranz"

Das Gasthaus "Zum Grünen Kranz"

Bis heute ist die Herkunft des Namens "Grünmarkt" ungeklärt. Da sich in diesem Raume einst das Nachrichter- oder Schergenhaus (Stadtgefängnis, Grünmarkt Nr. 14) befand, wurde der Platz "Grimmort" (von mhd. grimmen = "vor Zorn oder Schmerz wüten") genannt. Während nun Namensforscher von dieser Bezeichnung den heutigen Namen ableiten wollen, war Valentin Preuenhueber der Ansicht, dass der Platz "vor Zeiten aber, weilen daselbst ein schöner grüner Anger gewesen, das Grünordt geheißen hat".

Die Verbauung dieses Stadtgebietes dürfte schon im 14. Jahrhundert ihren Anfang genommen haben. Der am 18. März 1522 im Stadtbad (Stadtplatz Nr. 37) zum Ausbruch gelangte große Stadtbrand beschädigte aufs schwerste die hier erbauten Gebäude. Das Feuer zerstörte die Dominikanerkirche, zwei Basteien, fünf Stadttürme, 55 Häuser und zum Teil die im Bau befindliche Stadtpfarrkirche und den Pfarrhof.

Über den Wiederaufbau berichtet Preuenhueber: "Nach vorgemeldter erschröcklichen u. schädlichen Feuers-Brunst hat gemeine Stadt und Burgerschafft die hierdurch schadrafft wordene Pfarr-Kirche, Thürn (Türme), Pfarr-Hof, Orgel und anders, zum andernmahl mit großen Unkosten wieder erbauet, wie solches Gebäu jetziger Zeit stehet. Liessen etliche große und kleine Glocken von neuen gießen und in Thurn hängen; Auch sonsten die Stadt-Wehren (Befestigungsanlagen), Dächer und Thürne wieder bauen.

Es war gleichwohl darmahlen gegen jetziger (um 1625) eine wohlfeile Zeit zu bauen; Des Baumeisters Tag-Lohn war 28 Pfennig, des Polierer 26 Pf., eines Steinmetzen 18 Pf., Steinbrecher 24 Pf., Zimmermeister 28 Pf., einem Zimmer-Knecht 20 und 22 Pf. Das tausend Ziegel kostete 20 ß (Schilling). Der Muth (ca. 1845 Liter) Kalch 1 fl, (Gulden), Tausend Schindel auch 1 fl." (1 Gulden = 8 Schilling " 240 Pfennig).

Damals erhielt jedenfalls auch das Haus Grünmarkt Nr.4 seine heutige Gestalt, nämlich vorkragende Obergeschosse mit drei Fensterachsen. Im zweiten Stock zeigt ein Türgewände die Jahreszahl 1567 und die Hausmarke des damaligen Besitzers Magnus Ziegler. 1926 kam in diesem Stockwerk bei Bauarbeiten der Rest eines Freskos, darstellend ein tanzendes Paar mit Schellenkappen zum Vorschein, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine prächtige Holzdecke freigelegt.

Die im 19. Jahrhundert mit Bandornamenten versehene, vor einiger Zeit vorzüglich renovierte Fassade schmückt ein kunstvoll gearbeitetes Steckschild aus der Rokokozeit. Der "Grüne Kranz" verrät die einstige Funktion des Hauses, nämlich die auf demselben vorgemerkte "Wirt- und Weinleutgebschaft", die seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis in unsere Zeit betrieben wurde.

Es wird erzählt, dass im großen Bauernkrieg 1626 Stefan Fadinger während seines kurzen Aufenthaltes in Steyr beim "Kranzwirt" eingekehrt sei und mit Vorliebe dort Knödel gegessen habe. Nach F. Stieve ("Der oberösterreichische Bauernaufstand der Jahres 1626") wurde aber der Bauernführer im Hause des Stadtrichters Wolfgang Madlseder (Stadtplatz Nr. 39) bewirtet. Damals war auch das Gebäude noch keine Gaststätte, denn die Besitzer von 1543 bis um 1635 wie Hiersch, Ziegler, Bischofer und Seyfridt befassten sich mit dem Eisenhandel. Ein "Gastgeb" wird erstmals 1694 erwähnt, und zwar Hans Georg Sandtschuesster. Auch die Familien Weingartner, Randhartinger, Plank, Fögenberger (Vömberger), Dorninger, Wolfartsberger, Hirsch und Zechmann, denen in der Folgezeit das Haus gehörte, übten das Gastgewerbe aus.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - Dehio, Oberösterreich 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyr, 1957)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1971

Das ehemalige Gasthaus "Zum Goldenen Stuck"

Das ehemalige Gasthaus zum "Goldenen Stuck"

Mit dem Worte "Stuck" bezeichnete man in früheren Jahrhunderten ein Geschütz. Als Steckschild schwebte daher einst über dem Haustor eine goldene Kanone.

Der erste Gastwirt war Johann Georg Auer, der als Goldschmied 1713 das Haus um 200 Gulden erwarb, dann aber seinen erlernten Beruf aufgab und die Leutgebschaft ausübte. Seine Vorgänger gehörten fast durchwegs dem Handelsstande an.

Noch heute erinnert im 2. Stock ein bemerkenswertes Renaissance-Portal an das Geschlecht der Rottaler, welches im 16. Jahrhundert die Liegenschaft bewohnte. Das mit einer Stuckumrahmung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts versehene Türgewände trägt die Hausmarke und das Wappen dieser Familie.

Nach 1567 besaßen das Haus die Kaufleute Hans Fennzl, Hans Weiß und Stephan Forster, die auch mit Venediger Waren handelten. Im 17. Jahrhundert gehörte es Georg Rainprecht, dem Hutmacher Hans Jakob Abrauffer und dem Fragner Tobias Fischer.#

Wie die vorragende Fassadenhälfte andeutet, wurden hier schon in gotischer Zeit zwei Häuser zu einem Gebäude vereinigt. Gotisch sind noch die wuchtigen Steingewände mit Schulterbogen und im Hof der auf Konsolen ruhende doppelte Säulengang.

Der Grund auf dem das Haus erbaut wurde, gehörte einst der Herrschaft Losensteinleiten-Gschwendt, welcher laut Urbar aus dem Jahre 1491 ein "verzwickter Dienst" zu reichen war. Dieser Dienst bestand in einer geringen Natural- oder Geldleistung, die aber pünktlich an einem bestimmten Tag entrichtet werden musste, wollte der Besitzer das Haus nicht verlieren.

Aus der Barock- und Rokokozeit stammen ein überaus reich ornamentiertes Portal im 2. Stock (1695), vorzügliche Stuckdecken und die schöne Fassade. Die sechs Fenster des ersten Stockwerkes krönen Flachreliefe, Männerköpfe darstellend. Jedes Haupt schmückt ein Lorbeerkranz. Zierlich sind die gotischen Fenstergewände des zweiten Stockes. Die prächtigen Fensterverdachungen zieren Köpfe jugendlicher Personen.

Das kunstgeschichtlich bedeutende Haus gehörte in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts und später Simon Wohlzogen, Johann Michael Pichler, Anton Schmidinger, Karl Reichartseder, Joseph Rahofer und anderen Gastwirten. Gegenwärtig besitzen die Liegenschaft Friedrich und Theresia Hießmayr.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1973

Das Wickhoff-Haus

Das Wickhoff-HausWie das schöne, vor einigen Jahrzehnten freigelegte Maßwerkfries über dem Erdgeschoß anzeigt, stammt das Bürgerhaus aus spätgotischer Zeit. In der Renaissance und in der Barockzeit erfolgten Änderungen der Fassade. So wurde das zweite Obergeschoß vorgezogen und ebenerdig die Konsolen mit Säulen unterfangen.

Bei dem in den Jahren 1961/62 von der Stadtgemeinde durchgeführten Umbau des Gebäudes, wodurch eine Angliederung an das benachbarte Rathaus erfolgte, blieb die reizvolle, mit Rokoko-Fensterkörben ausgestattete Schauseite erhalten. Auch der neue ennsseitige Trakt wurde harmonisch in die alte Häuserzeile am Kai eingefügt.

Urkundlich wird das Haus erstmals im ältesten Stadtsteuerbuch aus dem Jahre 1543 erwähnt, und zwar als Eigentum des Handelsherrn Hanns Schwab. Dieser versah das Stadtrichteramt in den Jahren 1532 bis 1536 und 1539. Von 1539 bis 1542 und 1545/46 stand er als Bürgermeister an der Spitze der Stadtverwaltung.

Zu den späteren Besitzern zählten die Händl, Riesenfels, Schönthan, Wickhoff und Viertl. Im Jahre 1956 erwarb die Liegenschaft die Stadtgemeinde Steyr.

Eine aus rotem Untersberger Marmor hergestellte ovale Gedenktafel, das Gegenstück zu dem an der Fassade angebrachten Madonnenbildnis, enthält folgende Inschrift: "In diesem Hause wurde am 7. Mai 1853 Franz Wickhoff, oö. Professor der k. k. Universität Wien, der Begründer der Wiener Schule der Kunstgeschichte, geboren. Gestorben zu Venedig am 6. April 1909."

Franz Wickhoff, der Sohn des Eisenhändlers und Reichsratabgeordneten F. Wickhoff, studierte anfangs Naturwissenschaften, später Kunstgeschichte. Er wurde Kustos am Museum für Kunst und Industrie in Wien, 1882 Privatdozent für Kunstgeschichte, 1891 ordentlicher Professor an der Wiener Universität und 1903 Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Seit 1904 gab der Gelehrte die "Kunstgeschichtlichen Anzeigen" heraus.

Die nach einem Entwurf von Michael Blümelhuber und unter dessen Aufsicht gestaltete Erinnerungstafel wurde am 20. Oktober 1912 enthüllt. An der Feier nahmen teil Angehörige der Familie Wickhoff, Bürgermeister Gschaider und einige Gemeinderäte, Statthaltereirat Graf Walderdorff, Dechant Strobl, der Kommandant des 42. Feldkanonenregiments Oberstleutnant Adalbert Mikowetz Ritter v. Minkewitz, die Universitätsprofessoren Max Dworschak und Ortenthal aus Wien und andere Ehrengäste. Für musikalische Darbietungen sorgten die Gesangvereine "Kränzchen" (Ehrenchormeister Musikdirektor Bayer) und "Liedertafel" (Chormeister Prinz) sowie die Bürgerkorpskapelle.

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, 1956 - Amtsblatt der Stadt Steyr, 1960. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Dissertation, 1950. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1957. - Steyrer Kalender 1914)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1970

Steyr, die Hauptwerkstätte der Messerer

Als mächtigster Handwerksverband der Stadt Steyr galt in früheren Jahrhunderten die "Liebfrauenzeche der Messerer". Im Jahre 1407 bestätigte Herzog Ernst den Messerermeistern zu Steyr neuerdings die in der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts ihnen von den Herzogen Albrecht und Wilhelm verliehenen Handwerksprivilegien.

Die durch Kriegsereignisse bedingte schlechte Wirtschaftslage der Eisenstadt am Ausgang des Mittelalters bekam auch das Handwerk zu spüren. 150 Messerer und andere Handwerker wollten damals die Stadt verlassen. Erst im vierten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts besserten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse. Messerer aus dem Reich und aus der benachbarten Stadt Wels ließen sich in Steyr nieder. Außerhalb der Stadtmauern, auf dem Wieserfeld, erbauten sie und andere Eisenarbeiter ihre Werkstätten.

Die Steyrer Messererzunft schrieb eine Lehrzeit von fünf Jahren und Meistergebühren im Betrage von etwa 50 Gulden vor. Während die anderen Handwerksverbände die Wahl des Vorstandes in ihren Herbergen durchführen mussten, durften die Messerer im Hinblick auf ihre bedeutende Stellung im städtischen Wirtschaftsleben die Wahl der Zech- und Fürmeister am St. Thomastag nach der Bürgermeister- und Ratswahl im Rathaus vornehmen. In Steyrdorf, wo die Messerer ein Zechhaus besaßen (Kirchengasse Nr. 1), befand sich auch ihre Herberge, die um 1718 in das Gasthaus des. Johann Hammer in der Gleinkergasse, später zu Adam Beham in der Kirchengasse verlegt wurde. Die Zeche ließ in diesem Jahrhundert eine neue Zunftfahne anfertigen, und zwar "auf die Art, wie die Fahnen in Wien gebräuchig" waren.

Nach V. Preuenhueber (Annales Styrenses, 1740) sollen zwei oder drei Angehörige des Messererhandwerks "von alters her" dem Rat der Stadt angehört haben. Wahrscheinlich handelte es sich um vermögende Messerverleger. Im Jahre 1668 beschloss die Stadtobrigkeit, dass unter den vier Ratsmitgliedern aus Steyrdorf auch ein Messerer sein müsse.

Seit 1478 waren in Steyr auch die Messerergesellen in einem eigenen, von Fürgesellen geleiteten Verband geeinigt.

Die Messerproduktion vollzog sich seit dem 15. Jahrhundert in der Weise, dass der Klingenschmied die Rohklinge lieferte, der Schleifer ihr die "Schneid" gab und der Messerer dazu aus Bein, Perlmutter, Messing oder Buchsbaumholz die Schale anfertigte. Messing lieferte meist das Hüttwerk in Reichraming, Buchs die Nürnberger Handelsleute und Muscheln für die Perlmutterschalen bezog man aus Venedig.

Zu den gangbarsten Messersorten zählten "Steyrer Netterl" (Taschenmesser), Steinbacher Messer, Tiroler Messer, "Profanter" und die besonders schön ausgeführten "Ehrmesser" für Geschenkzwecke. Als vollwertige Handelsware qualifizierte sie die Handwerksmarke oder das Zeichen. Ein kaiserliches Privileg berechtigte die Messerermeister, auf ihre Erzeugnisse, die in bedeutenden Mengen nach Venedig geliefert wurden, zum Meisterzeichen das Wappen "Neuösterreichs" (Bindenschild) aufzuschlagen. Die den Meistern verliehenen Marken verzeichnete von 1516 bis 1666 die Zunft im so genannten "Schuldt Buech" und auf einer Bleitafel. Nach diesem Jahre überwachte die Eisenobmannschaft die Verleihung der Meisterzeichen.

Zur Regelung des Materialbezuges, des Absatzes, der Arbeitsverhältnisse und anderer wirtschaftlicher Fragen, vereinigten sich die Messerer der Städte Wien, Steyr, St. Pölten und Waidhofen a.d.Ybbs schon im 15.Jahrhundert zur mächtigen "Gottesleichnamszeche ", die erstmals 1439 als "Vereinigte niederösterreichische redliche Messererwerkstätte" erwähnt wird. Im Jahre 1470 traten dieser Vereinigung, in der Wien die führende Rolle inne hatte, auch die Meister der Städte Krems und Wels bei. In der Reformationszeit übernahm die Eisenstadt die Führung. 1546 wurde Steyr die "Hauptmesserwerkstätte" und damit Mittepunkt des großen Zunftverbandes. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts suchten auch die Messerer von Steinbach a.d. Steyr (1559) und von Freistadt (1581) Anschluss an diese Vereinigung, der um 1662 auch das Messererhandwerk zu Preßburg angehörte. Wenn in der einschlägigen Literatur behauptet wird, dass in der Zeit der Glaubensspaltung in Steyr ungefähr 300 Messererwerkstätten bestanden haben, so ist diese Angabe wohl übertrieben. Denn es ist undenkbar, dass von den im Jahre 1576 im Burgfried der Stadt gezählten 702 Wohnbauten rund 43% Messererwerkstätten gewesen wären, wobei zu beachten ist, daß diese Kleinbetriebe vorwiegend nur in Steyrdorf und Aichet lagen.

Das Handwerkszeichen aller Messerer in den österreichischen Ländern und in Deutschland, nämlich drei gekreuzte Schwerter, umschlossen von einer goldenen Krone, soll Kaiser Karl IV. im Jahre 1348 dem Messererhandwerk zu Nürnberg verliehen haben.

Politische, konfessionelle und wirtschaftliche Ereignisse führten bereits in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zum allmählichen Niedergang des Messererhandwerkes. In den Jahren der Gegenreformation verließen 31 Meister die Stadt. Von 1676 bis 1681 beeinträchtigte die Messererzunft zu Nürnberg die Steyrer Klingenindustrie. Die jährliche Einfuhr nürnbergischer Messer nach Wien wurde auf 70.000 Gulden geschätzt.

Um 1696 gab es in Steyr nur mehr 61 Messererwerkstätten. Doch nicht nur in der Eisenstadt, auch in anderen Städten Österreichs zeigte sich der Verfall dieses Handwerkes. Im Jahre 1704 gehörten zur "Gottesleichnamszeche" noch die Werkstätten Steyr, Steinbach und Waidhofen, die bis in die Zeit Kaiser Josef II. Bestanden. 1784 fassten sie letztmalig gemeinsam Beschlüsse.

Dr. Josef Ofner

Das Kriechbaum-Benefiziatenhaus

Das Kriechbaum-BeifiziatenhausIm Jahre 1505 stiftete der reiche Bürger Hans Kriechbaum ein Benefizium zur Stadtpfarrkirche und ein Wohnhaus in der Berggasse für den Benefiziaten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das Gebäude dem Religionsfonds, um 1825 gelangte es in Privatbesitz.

Im Jahre 1727 wurde das "Krichbaumbische Stiftshaus" durch die verheerende Feuersbrunst vom 29. August eingeäschert. Nach F. Berndt ist es das einzige, nach dem Brande von Grund auf erbaute spätbarocke Bürgerhaus der Stadt Steyr.

Das Erdgeschoß zieren einfache Putzquadern, die beiden Fenster stilgerechte Gitter. Den ersten und zweiten Stock verbinden vier Kolossalpilaster. Während die drei Fenster des ersten Stockwerkes reich geschmückt sind, zeigen die des zweiten Stockes, die sich zwischen Korinthischen Pilasterkapitellen befinden, eine einfache, aber vornehme Umrahmung. Ein Mansarddach bildet den Abschluß des edlen Bauwerkes, das dem berühmten Steyrer Barockbaumeister Gotthard Hayberger (1695 - 1764) zugeschrieben wird.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Handbuch, Oberösterreich, 1958. - F.Berndt, Die bürgerlichen Häuser der Gotik, der Renaissance und des Barocks in Steyr, 1949. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Dissertation, 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1970

Haus Enge Nr. 6

Das in gotischer Zeit erbaute Gebäude besitzt drei Stockwerke. Die vier Konsolen, auf denen sie über das Erdgeschoß vorkragen, sind leider größtenteils vermauert. Die Fassade der in drei Fensterachsen gegliederten Obergeschosse schmücken Renaissancemalereien in Seccotechnik, die im Gegensatz zur Freskomalerei, welche eine feuchte Putzschicht verlangt, eine trockene Wandfläche bevorzugt (ital. al secco = aufs Trockene).

Beim Wiederaufbau des Hauses nach den großen Stadtbränden am 29. August 1727 und am 21. Juni 1824 begnügte man sich mit einer schlichten Gestaltung der Schauseite. Die aus dem 16. Jahrhundert stammende Malerei wurde nicht mehr erneuert und kam unter Verputz. Erst vor einigen Jahren kam sie durch Abbröckelung des Mörtelüberzuges wieder zum Vorschein. Im Jahre 1969 wurde sie von dem akad. Bildhauer Leopold Hollnbuchner originalgetreu restauriert.

Die in düsteren Farben gehaltenen Malereien, welche die Fenster umsäumen, zeigen Ornamente, Menschen- und Tiergestalten. Die menschlichen Figuren verkörpern, wie die ihnen beigegebenen Attribute andeuten, den Glauben (Kreuz und Kelch), die Gerechtigkeit (Waage und Schwert), die Liebe, die Standhaftigkeit (Säule), die Stärke (Dreizack) und die Hoffnung (Anker).

Laut Urbar aus dem Jahre 1491 war von diesem Gebäude einst ein verzickter Dienst an die Grundherrschaft Losenstein-Gschwendt zu reichen und als Burgfriedsdienst jährlich ein Gulden an das Bürgerspital abzuführen.

Als Eigentümer der bis zur ehemaligen Burgmauer (Schloßberg) reichenden Liegenschaft werden in den Steuer- und Grundbüchern im 16. und 17. Jahrhundert erwähnt die Händler und Gastwirte Wolfgang Jagenhofer, Siegmund Mair, Karl Antoni, Wolf Murer, Gottlieb Hofmann, Hans Stoiber, Sebastian Räber und Franz Schlißlmayr, im 18. und 19. Jahrhundert die Nadler-Familien Schwarzleithner, Klosterbauer, Lang, Piber und Mager. Die Nadler, welche hauptsächlich Schneider-, Schuster- und Kürschnernadeln, aber auch Fischangeln erzeugten, waren mit einer vom Magistrat Steyr am 21. Mai 1661 bestätigten Handwerksordnung begabt. Von 1848 bis 1904 besaß das Haus die Familie Tomitz. Bekanntlich erwarb sich Franz Tomitz große Verdienste um das kulturelle Leben in der Stadt. So arrangierte er z. B. den großen historischen Festzug anlässlich des neunhundertjährigen Stadtjubiläums und eröffnete 1880 die Suppenanstalt für Volksschüler (Tomitzstraße).

Nach dem Jahre 1904 gelangte das Gebäude in die Hände der Familien Roubitschek, Pollak und Waldburger.

Dr. Josef Ofner

(O.Ehler, E.Krobath, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer, 1956. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950. - H.Koepf, Bilderwörterbuch der Architektur, 1968. - O.V., Enge Gasse 6: Fassadenmalerei aus der Renaissance. Steyrer Zeitung v. 14.8.1969)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1974

Schloss Engelhof

Die Anfänge des in einem Park an der Haratzmüllerstraße gelegenen Schlosses reichen wohl in das 13. Jahrhundert zurück. Urkundlich wird es erstmals 1313 als "Gut am Graben" erwähnt.

Wie Franz X. Pritz in seiner Geschichte der Stadt Steyr berichtet, soll der Hof einst dem Geschlecht der Engel von Wagrain gehört haben, vermutlich zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Erst ab 1543 sind die Besitzer nahezu lückenlos bekannt. Bis 1561 besaß das Schloß die Familie Zuvernumb, bis 1604 das Geschlecht der Straßer. Im 17. Jahrhundert zählen zu den Eigentümern Georg Henkt von Donnersmark (1604- 1622), der Eisenobmann und oberster Kammergraf der ungarischen Bergstädte Johann von Wendenstein (Kerzenmandl) zu Prandtenberg (1622- 1629), Ignaz Marienbaum von Homberg (1648), Paul Panz, Petrus von Aichen (1659), Eisenobmann Gottlieb Schröffl von Mannsberg (1659- 1676), Gräfin Anna Maria Lamberg (1676- 1682) und die Stadtgemeinde Steyr (1682). Nahezu ein Jahrhundert besaß nun die Liegenschaft der Jesuitenorden (1682-1778). Dann gehörte sie abermals der Stadtgemeinde Steyr (1778-79), ferner der Familie Rienzhofer (1779 - 1849) Franziska Schallmann (1849-1859) und Johanna Nutzinger (1859-1880). Nach der Besitzerin Franziska Haas (1880- 1887) erwarb das 1625 zum Adelssitz erhobene Gut die Familie Reder.

Die Bezeichnung "Engelhof" geht nach Pritz zurück auf das Geschlecht der Engel von Wagrain, nach Berndt auf Henkl von Donnersmark.

Im August des Jahres 1761 zerstörte das Hochwasser die Ennsbrücken. Für die Bewohner von Ennsdorf, die daher nur umständlich mit Zillen in die innere Stadt gelangen konnten, wurde durch einige Wochen am Sonntag in der Kapelle des Schlosses der Gottesdienst veranstaltet.

In kunst- und baugeschichtlicher Hinsicht wird das reizvolle und sehenswerte Bauwerk im "Dehio " wie folgt gewürdigt: "Der schönste Renaissance-Bau Steyrs, im wesentlichen aus dem 16.Jahrhundert, ein Türstock 1586 bezeichnet. Rechteckige Gruppe; zwei Flügel, die einen zweigeschossigen, heute überdeckten Arkadenhof zwischen sich nehmen; an zwei Ecken vorspringende quadratische Türme, an den beiden anderen Ansätzen zu kleinen Türmchen sichtbar. In den Renaissance-Formen der Arkaden noch gotische Erinnerungen. Das Nebengebäude mit rundem Turm, vielleicht zum Teil aus dem alten Schlosse bestehend. Im Erdgeschoß unregelmäßig gewölbter Raum (Kapelle ?), im 1. Stock spätgotisches gratiges Netzgewölbe".

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837. - E.Stepan, Der Steirische Erzberg und seine Umgebung, 1824. - A.Rolleder, Heimatkunde von Steyr, 1894. - F.Berndt, Häuserverzeichnis, Manuskript. - Dehio, Handbuch, Oberösterreich, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 9/1970

Haus Enge Nr. 17

Haus Enge Nr. 17Dieses fünfachsige und zweistöckige, mit einem Scheingiebel versehene Haus wurde schon 1974 in die Fassadenaktion der Stadt Steyr einbezogen und trägt nunmehr durch seine alten, trotzdem fast modern anmutenden Sgraffiti (vgl. Ennskai Nr. 5), den Fenstergewänden im ersten Stock und der Scheinarchitektur zum Schmuck der Engen Gasse in Steyr bei.

Das Haus Enge Nr. 17, deren Besitzer die Grundabgaben durch Jahrhunderte dem Bürgerspital zu leisten hatten, wird um 1491 dem Tyboldt Rarmoser gehörig bezeichnet. Weitere Mitglieder dieser Familie werden mit Berchtold (1441, Berggasse Nr. 79) und Hans (1455) und Chunrad (1567, Enge Nr. 27) genannt.

Um 1505 gehörte das Haus dem Thomas Selzam und in den Vierziger Jahren der Witwe nach Andreas Rosenstingl. Das Stammhaus der Familie Selzem ist Enge Nr. 4 (Berggasse Nr. 3). Ab der Mitte des Jahrhunderts hatten Vorderhaus (Enge Nr. 17) und Hinterhaus (Endskai Nr. 9) verschiedene Besitzer. Auf Enge Nr.17 waren angeschrieben: der Schneider Stephan Artmann (1567 - 1609), der Goldschmied Wolf Hauser(1609bis 1620), Margarete Seyder (vor 1651) und der Bäckermeister Hans Hornhuber (um 1651).

Wolf Hauser hatte am 3. Juli 1609 die Artmann'sche Behausung gekauft (600 Gulden). Erst am 9. April 1611 wird die halbe Währung (300 Gulden) als bezahlt bezeichnet. Er starb am 11. November 1620 im 63. Lebensjahr. Wolf Hauser hat eine schöne Ansicht von Steyr in Kupfer gestochen. Die Jahreszahl "1584" wurde nachträglich in die Bildaufschrift eingesetzt. Dr. Josef Ofner datiert die Entstehung des Hauser-Stiches um 1610. Diese Datierung wurde den archivalischen Aufzeichnungen eher entsprechen als 1584! Das Hinterhaus (Ennskai Nr. 9) ging von dem Nestler Wolfgang Erlinger (1567 bis 1586) an seinen Berufskollegen Georg Gallenberger (um 1597), dann an dessen Witwe Catharina (um 1625), von deren Erben an die Bäckerin Gertraud Knabl (um 1645) über, bis dann Hans Hornhuber 1651 beide Hausteile gemeinsam bis 1669 besaß.

Im Jahre 1669 kam es zu einer neuerlichen Besitzteilung. Das Hinterhaus wurde von Hornhuber an den Schuhmacher Christoph Korner verkauft. Im Vorderhaus folgten nach Horuhuber Valentin Aigner und von 1710 bis 1715 N. Niss (vielleicht Josef Franz), im Hinterhaus auf Christoph Korner der Bäcker Andreas Peyrl(um 1684) und dann die schon oben Genannten, der Maurermeister Georg Aigner und ab 1715 N. Niss. Der Handelsmann Niss vereinigte 1715 endgültig beide Hausteile in einer Besitzerhand. 1731 kaufte Johann Christian Hirth das durch den Brand von 1727 zerstörte Haus. Der Eisenhändler Michael Ruebacher und dann seine Witwe Maria Anna besaßen das Haus bis 1788. Dann ging dieses zwar an. den Obervorgeher der Innerberger Hauptgewerkschaft in Weyer Engelbert von Wintersberg über. Doch das Eisenhandelsgewerbe blieb weiterhin der Verkäuferin vorbehalten.

Die grundbücherlichen Aufzeichnungen weisen als nächste Besitzer den Eisenhändler Franz Schontban (1797 bis 1802), den Stadtkassier Franz Xaver Gruber (1802 bis 1810) und dann den Lehrer Joseph Sengt (1810 bis 1814) als Besitzer aus. Am 30. August 1814 kam die Fabrikantenfamilie Schlager durch den Kauf um 9.000 fl. in den Besitz des Hauses Enge Nr. 17. Die Hälfte des 1824 wiederum abgebrannten Hauses kam 1829 als mütterliches Erbteil an den Sohn Johann Baptist, nach dem Tode des Vater 1832, dessen Teil über die Witwe Anna wiederum an den Sohn als nunmehrigen Gesamterben (bis 1866).

Die radizierte Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsgerechtigkeit wurde schon 1801 über Ansuchen von Franz Schöntban auf das Haus Stadtplatz Nr. 9 (Meditzhaus) übertragen.

Dr. Volker Lutz

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 1/1976

Der Stadtpfarrhof

Der StadtpfarrhofDie Stadtpfarre Steyr unterstand bis in die Zeit Kaiser Josefs II. der Abtei Garsten. Im Jahre 1305 bestätigten der Stadtrichter und die "Gemein der Ritter zu Steyr", daß der jeweilige Abt des Benediktinerklosters "ihr rechter Pfarrer" sei. Der Garstner Abt hatte nördlich der Kirche einen Pfarrhof erbauen lassen, der schon 1360 erwähnt wird. Diesen kaufte 1399 die Stadt Steyr und verwendete in zur Unterbringung der Stadtschule (heute Mesnerhaus, Brucknerplatz Nr. 6). Wahrscheinlich dürfte um diese Zeit der gegenwärtige, an die Margaretenkapelle anschließende Pfarrhof erbaut worden sein.

Wie die Stadtpfarrkirche so litt auch der Pfarrhof schwer unter dem Brande des Jahres 1522. In der Reformationszeit soll daher der Plütlhof in der Vorstadt Ort als Pfarrhof gedient haben. Erst in den Jahren der Gegenreformation, als man die Fertigstellung des Gotteshauses in Angriff nahm, begann Baumeister Marx Martin Spaz auch mit dem Neubau des Pfarrhofes. Doch schon um 1631 mussten aus finanziellen Gründen die Bauarbeiten eingestellt werden. Pfarrer Dr. Achaz Schrott erwirkte 1638 den Ankauf des Schwarzhofes (heute Tomitzstraße Nr. 1), der nun durch fünfzig Jahre als Pfarrhof diente, denn erst in den Jahren 1684 bis 1687 erfolgte unter dem Stadtbaumeister Georg Aigner, jedenfalls nach den Plänen von Spaz, der Ausbau des mächtigen, zweigiebeligen Stadtpfarrhofes. Aus dieser Zeit stammen das mit Wappen geschmückte Portal und zwei bemerkenswerte Stuckdecken.

Der StadtpfarrhofIn einem Zimmer des zweiten Stockwerkes arbeitete in den Ferien der Jahre 1886 bis 1894 Anton Bruckner an seinen berühmten symphonischen Werken. Eine an der Nordwand des Gebäudes, jedoch zu hoch angebrachte Gedenktafel erinnert an den Aufenthalt des Meisters in Steyr.

Schließlich sei hingewiesen auf den heute zum Pfarrhof gehörigen wuchtigen Turm der ehemaligen Stadtbefestigung. Im Erbfolgekrieg musste Stadtbaumeister Gotthard Hayberger 1741 auf Befehl des bayrischen Kommandanten zur Aufstellung von Kanonen den Dachstuhl des Turmes abtragen lassen. Die den Wehrturm mit dem Neutor verbindende Stadtmauer ist zum Teil bis heute erhalten geblieben.

Dr. Josef Ofner

(J.Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 1969, 1970. - Dehio, Handbuch, Oberösterreich, 1958. - A.Rolleder, Heimatkunde von Steyr, 1804. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740).

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1970

Grünmarkt Nr. 6

Wie die meisten Häuser in diesem Teil der Altstadt, so fiel auch das Haus Grünmarkt Nr. 6 dem Stadtbrand von 1525 zum Opfer. Im Steuerbuch von 1543 werden mit den Erben nach Jörg Hirsch die ersten Besitzer genannt. Der Kürschner Wolfgang Fellinger ist von 1567 bis 1573 nachzuweisen, bis das Haus an Benedikt Ättl überging. Benedikt Ättl war ein bedeutender Bürger der Eisenstadt und wird in den Preuenhueberschen Annalen mehrmals genannt. Der Eisen- und Messerhändler Ättl war fünfmal verheiratet gewesen so auch mit Töchtern aus den reichen Handelshäusern Fenzl und Reischko. Außer dem Haus Grünmarkt Nr. 6 besaß er noch das Areal Enge Nr. 25.

Im Jahre 1583 kaufte der Eisenverleger Magnus Ziegler das Haus und vererbte es sowie das Nebenhaus Grünmarkt Nr. 4 an seinen Sohn Erasmus. Magnus Ziegler war dreimal verheiratet gewesen (Susanne Dorninger, Ursula Altinger und Katharina Pürgk). Aus diesen Ehen hatte er 12 Söhne und 9 Töchter. Er stellte am 14. Februar 1587 sein Testament auf und starb 1591. Sein Sohn aus zweiter Ehe und Hausbesitzer von 1585 bis 1610, ließ am 3. September 1595 seinen letzten Willen aufsetzen. Die Testamentsöffnung war am 23. Juni 1608.

Der nächste Eigentümer war der Handelsmann Thomas Schräpacher (1610 bis 1642). Sein Vater Clement war seit 1588 Bürger in Steyr und Hammerherr zu Reichraming gewesen und 1614 gestorben. Thomas erbte die Gewerkschaft Wendtbach und erhielt im Jahre 1626 den Adel mit dem Prädikat "Von und Zu Wendtbach". Thomas Schräpacher besaß auch ein Haus in der Enge (Nr. 20) und starb am 20. Oktober 1642. Bis 1645 ist das Schräpacherische Haus "gar schlecht bey Pau". 1669 wird es als "öd und leer" bezeichnet. Aus dem städtischen Besitz erkaufte es 1675 Stefan Lobmayr, der es in den Neunzigerjahren an den Schneidermeister Christoph Schusbeck veräußerte.

Von den Riemermeistern Georg Philipp (1722 bis 1747) und dessen Sohn Johann Kickendorfer (1747 bis 1750) ging das Haus an die Eisenhändler Johann Ferdinand Pachner (1750 bis 1754) und Adam Pichler (1754 bis 1764) über. Auch in den Häusern Enge Nr.11, Schulstiege Nr. 4 und Berggasse Nr. 29 sind Mitglieder der Familie Kickendorfer als Riemer nachzuweisen. Johann Ferdinand Pachner stammte aus Leonfelden und handelte zuerst mit Eisenwaren und wurde später Gastwirt ("Gasthaus zum Goldenen Greif"). Er war zweimal verheiratet gewesen - ab 1744 mit Anna Maria Stainer, ab 15. Februar 1745 mit Maria Katharina Willensperger, die ihm sieben Kinder schenkte. Von 1744 bis 1749 wohnte er im Hause Stadtplatz Nr. 5, dann im Haus Grünmarkt Nr. 6 und später im Haus Enge Nr. 31.

Johann Ferdinand Pachner war Stadtrichter von 1772 bis 1781 und Bürgermeister von 1782 bis 1786. In seine Amtszeit als Bürgermeister fielen die erste Magistratsverfassung, die Verlegung des k. k. Kreisamtes für das Traunviertel nach Steyr, die Schaffung eines Armeninstitutes und die Klosteraufhebungen. Johann Ferdinand Pachner starb am 9. Juli 1791, vom Schlage getroffen, im 77. Lebensjahr.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat das dreiachsige Haus seine zierliche Fassadengestaltung erhalten. Adam Pichler, der Besitznachfolger von Johann Ferdinand Pachner starb am 22. Mai 1764 im Alter von 46 Jahren und hinterließ das Haus seiner Witwe Maria Barbara. Diese ehelichte ein Jahr darauf den Eisenhändler Peter Gasteiger. Am 1. Februar 1783 kam durch Kauf um 3.000 Gulden Ignaz Gapp auf das Haus. 1793 folgte dessen Mutter, die verwitwete Schiffmeisterin Rosalia Gapp, die das Haus an ihre Tochter Katharina Eimer weiter gab. 1810 ging das Haus an die Uhrmacherfamilie Krumhuber über: Johann Michael (1810 bis 1812), Josef (1812 bis 1816) und dessen Witwe Josefa (1816 bis 1845). Am 1.Jänner 1845 erwarb Markus Benoit um 4.000 GuIden Konventionsmünze das Haus, das er bis 1863 besaß.

Dr. Volker Lutz

(Valentin Preuenhueber, Annales. - Steuerbücher 1543, 1567, 1573, 1583, 1586, 1648, 1651, 1694, 1735 und 1765. - Ratsprotokolle 1611, 1675, 1722, 1747 und 1754. - Inge Krenn, Häuserchronik. - Dehio, Oberösterreich. - Erlefreid Krobath, VKSt. 29/1969).

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 9/1974

Der Taborfriedhof

Der TaborfriedhofAls der alte Gottesacker im Bereich der Stadtpfarrkirche im Pestjahr 1541/42 zu klein geworden war, wurde im so genannten "Weichselgarten" beim Bruderhaus in der Sierningerstraße ein zweiter Friedhof angelegt. Im Jahre 1569 jedoch begann dieser Begräbnisplatz auf dem Schliergrund gegen den Wehrgraben abzurutschen, so daß die Errichtung eines neuen notwendig wurde.

Nach längeren Verhandlungen erwarb der Stadtrat von den Besitzern des Stadlmairgutes ein entsprechendes Grundstück auf dem Tabor und beauftrage 1572 den Ratsbürger Magnus Ziegler, Steine für den Friedhofbau bereitzustellen zu lassen.

Doch die Wiederherstellung der durch die Hochwasserkatastrophe dieses Jahres zerstörten Brocken und Gebäude an Enns und Steyr verzögerten die Arbeiten bis 1583. In diesem Jahre errichtete ein Kremser Steinmetz das Portal und verfertigte die Säulen, 1584 erfolge die Vollendung des Arkadenganges, der von dem Stadtzimmermann Ulrich Pöchtl mit dem Dachwerk versehen wurde. Über dem Renaissance-Tor, das ein romanisch gestalteter Turm krönt, wurde eine lateinische und eine deutsche Inschrift angebracht, sie vermerkt das Jahr der Erbauung:

"Bedenck, Mensch, dass wir sterblich seyn;
Du gehest für, aus oder ein,
Glaube an Christum den Herrn
So wirdest nit ewig sterben.
Tausend fünffhundert achtzig vier,
Baut die Steyer-Stadt das Schlaff-Hauß hier,
Auferstehn und ewigs Leben
Wird uns Gott aus gnaden geben".

Der TaborfriedhofDie im Jahre 1593 beschlossene Friedhofordnung bestimmte als Preis für einen Gruftplatz den Betrag von 15 Gulden, der an den Stadtkämmerer zu entrichten war.

Valentin Preuenhueber ist voll des Lobes über den Arkadenfriedhof. "Es ist ein schönes Werk", so schreibt er in seinen Steyrer Annalen, "und dessen gleichen an anderen Orten, auch in fürnehmen Reichs- und anderen Städten wenig zu sehen; ist auch von Zeit zu Zeit inwendig mit schönen Epitaphiis und Gemälden von der Bürgerschaft geziert worden. Wie solches der Augenschein, die auf solch Gebäu gemeiner Stadt gewandten Unkosten aber, die Stadt-Cammer-Amts Raitungen (Rechnungen) zeigen. Der erste so in diesem neuen Gotts- Acker begraben worden, hat Fidelberger geheißen, von welchen dieser Ort den Namen überkommen, dass selbiger noch auf heitigen Tag der Fidelberg genennet wird".

Die Weihe des Gottesackers, die in der Reformationszeit unterblieben war, nahm am 31. August 1628 Abt Anton II., Spindler von Garsten vor.

In diesem Jahrhundert wurde auch eine Kapelle errichtet.

Die erste Erweiterung des Friedhofes, den F. X. Pritz in seiner "Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr" 1837 ebenfalls als "eine große Zierde der Stadt" und "als den schönsten in Oberösterreich" rühmt, erfolgte 1841/42. Es musste daher der hintere Turm abgebrochen werden, damit ein größeres Tor eingebaut werden konnte. In den Jahren 1909 und 1945 wurde der Gottesacker neuerlich vergrößert.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - I.Schroff, Regesten. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837. - E.Krobath, Was die Ratsprotokolle über die Errichtung des Taborfriedhofes berichten, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1970

Grünmarkt Nr. 7

Grünmarkt Nr. 7Dieses im Aufriss und im Grundriss - Trennung in Vorder- und Hinterhaus - typische gotische Bürgerhaus am ehemaligen "Grienorth", wurde vor kurzem sachgemäß renoviert und durch eine innere Umgestaltung, die auf den Altbestand Rücksicht nahm, einer neuen Verwendung zugeführt.

Durch den Brand vom 18. März 1522 wurde das Haus wahrscheinlich gänzlich zerstört. Von ca. 1539 bis 1572 war dieses Haus Besitz des Ehepaares Hans und Barbara Hacker. Diese ließen auch den 1559 datierten Bogengang im Hof errichten.

Bis gegen 1612 ist Wolf Schopper auf diesem Haus nachzuweisen. Seine Gattin Ursula war die Tochter der Gastgebfamilie Matthäus und Katharina Schwarz.

Das in nächster Nähe liegende Objekt Grünmarkt Nr.15, das Gasthaus "Zum Goldenen Schiff" war ihr Elternhaus. Ursula hatte 1600 Wolf Schopper geehelicht. Sein am 24. August 1610 verfasstes Testament ist erhalten geblieben.

Nach dem Tode ihres Ehegatten heiratete Ursula Schwarz, nunmehr verwitwete Schopper, den Hans Gessl. Als Besitzer des Hauses folgten der Sohn Tobias Gessl und dann dessen Stiefbruder Georg Schopper, Tobias Gessl starb am 29. Oktober 1620 im 28. Lebensjahr. Georg Schopper musste im Jahre 1626 wegen seines lutherischen Glaubensbekenntnisses die Stadt verlassen. Nach Hans Christoph Rottner und Gregor Rabensteiner folgte um 1669 der Brillenmacher Rudolf Johann Hartmann.

1690 wurden Vorder- und Hinterhaus getrennt und hatten bis 1732 verschiedene Besitzer. Die Hälfte am Grünmarkt hatte die Witwe Katharina Hartmann bis 1696 inne. Ihren Teil verkaufte sie dem Tischlergesellen Christoph Bayr. Sein Elternhaus war Grünmarkt Nr. 21, er übte den gleichen Beruf wie sein Vater Andreas aus. Am 22. Februar 1715 wurde der Hauskauf des Achaz Schütz seitens der Stadtverwaltung genehmigt (Sein Vater Bartholomäus Schütz ist in der Zeit von ca. 1675 bis 1695 im Hause Enge Nr. 19 nachzuweisen). Der Kaufpreis betrug 430Gulden. Auf Schütz folgte 1730 der Buchdrucker Johann Jakob Jahn.

Den Teil des Hauses am Ennskai hatte Katharina Hartmann schon am 18. März 1690 an den Schneidermeister Hans Jakob Schaupp veräußert. 1710 folgte der aus Augsburg stammende Buchdrucker Josef Grünwald. Im Jahre 1732 erwarb der Wiener Buchdrucker Johann Jakob Jahn die ennsseitige Hälfte des Hauses und vereinte sie mit dem zweiten Teil wieder zu einem Komplex. Bis in unser Jahrhundert waren nunmehr auf dem Hause Grünmarkt Nr. 7 (Ennskai Nr. 38) ausschließlich Buchdrucker ansässig - bis 1744 Johann Jakob Jahn und Gregor Menhart.

Gregor Menhart starb am 10. Oktober 1771 und seine Witwe ehelichte ein Jahr später den Buchdruckergesellen Abraham Wimmer aus Kremsmünster. Der nächste Besitzer Franz Joseph Medter stammte aus Krems, hatte seine Lehrjahre in Linz verbracht und erwarb am 1. Märe 1790 das "Haus samt Gerechtigkeit, Werkzeugen, Gerätschaften und gedruckten Waren" um 3.500 Gulden. Der im Betrieb beschäftigte Setzer Josef Greis war ab 18. Mai 1804 der nächste Besitzer. Greis war es auch, der am 26.September 1827 im Hause Stadtplatz Nr. 23 die erste Buchhandlung in Steyr eröffnete. Im Heiratsvertrag vom 27. Jänner 1827 zwischen Josef Greis und seiner Gattin Theresia, der Tochter des Hafnermeisters Johann Weiss aus Purgstall wurde bestimmt, dass das Haus nach dem Tode des Josef Greis an seinen Sohn aus erster Ehe Josef jun., übergehen sollte. Josef Greis, 1773 geboren, starb am 24. Juni 1835 im 62. Lebensjahr. Sein Sohn veräußerte "Haus samt Gerechtigkeit" 1837 an Michael Haas. Michael Haas überließ Haus und Betrieb 1839 seiner Tochter Anna und erwarb diese nach vier Jahren wiederum durch Rückkauf. 1867 waren Theresia und Anna Haas die Erben.

Dr. Volker Lutz

(A.Haindl: Die Ergänzung der Bürgerschaft Steyrs im 18. Jahrhundert)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1978

Das Alte Stadttheater

Das Alte StadttheaterIm August 1646 kamen aus Pontarlier in Burgund, durch Kriegsereignisse zur Auswanderung gezwungen, Nonnen des Ordens der "Augustinerinnen von der Verkündigung Mariens", auch "Annuntiaten und Cölestinerinnen" genannt, über Wien nach Steyr, wo ihnen Kaiserin Eleonora in der Berggasse ein geräumiges Haus gekauft hatte.

Zehn Jahre später erwarb der Orden dazu auch das benachbarte Wolfische Haus.

Im Jahre 1662 ermöglichten Wohltäter den Umbau dieser Liegenschaften zu einem Klostergebäude und 1676 den Bau einer Kirche. Etwa fünfzig Jahre später, im August 1727, fügte der große Stadtbrand auch diesen Bauten schwerste Schäden zu. So brachte er den Turm der Klosterkirche, in dem drei Glocken hingen, zum Einsturz, wobei das Gewölbe bis in die Gruft durchgeschlagen wurde. Der Wiederaufbau von Kloster und Kirche, den Abt Ambros von Garsten und Wohltäter finanzierten, konnte bereits 1727 beendet werden.

Zur Zeit Kaiser Josefs II. (1780-1790) bemühten sich die Klosterfrauen um den Unterricht der weiblichen Jugend, ließen ein Schulhaus erbauen und nahmen die Ordensregel der Ursulinerinnen an. Verschiedene Umstände jedoch bewirkten, dass am 1.Juni 1784 "wegen unzulänglichen Vermögens" die Aufhebung des Klosters erfolgte. Das Schulgebäude übernahm der Normalschulfonds, Kirche und Kloster kaufte der Magistrat der Stadt Steyr um den Schätzungswert von 3500 Gulden.

Im Jahre 1789 wurde die Kirche, deren Hochaltar noch heute in der Pfarrkirche zu Thanstetten (Schiedlberg) zu sehen ist, durch den Einbau der aus dem aufgehobenen Kloster Garsten stammenden Bühneneinrichtung für Theatervorstellungen provisorisch ausgestattet. Am 7. Oktober feierte die Stadt mit einer Festvorstellung den Sieg der Österreicher bei Focsany.

Der eigentliche Umbau zu einem Theater, den Fürst Lamberg tatkräftig förderte, wurde erst 1796 vorgenommen. Die feierliche Eröffnung erfolgte am Namensfest des Fürsten (16. Mai 1796) mit der Aufführung der Oper "Zigeuner" von Neefe.

In der Folgezeit wurde der über 400 Personen fassende Musentempel von der Stadtgemeinde an Theaterdirektoren verpachtet und mehrmals gründlich restauriert. Nach der Eröffnung der modernen Bühne in der Industriehalle im September 1958 schloss das Theater in der Berggasse seine Pforten.

Das turmlose, die benachbarten Häuser überragende Bauwerk schmücken schön geformte barocke Fensterverdachungen und wuchtige toskanische Pilaster.

Die mit hohen Fenstern und einem "reich geschwungenen Giebel" ausgestattete Ostfassade ist charakteristisch für das von der Dukartstraße sich darbietende prächtige Stadtbild.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, die Kunstdenkmäler Österreichs-Oberösterreichs, 1958. - F.Pfeffer, 150 Jahre Steyrer Stadttheater, 1959. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837. - E.Krobath, Einiges vom Steyrer Stadttheater, 1954)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 12/1970

Grünmarkt Nr. 8

Das kürzlich renovierte Haus Grünmarkt Nr. 8 stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Im Fassadenaufriß mit den vorkragenden Stockwerken, mit dem abgewalmten Satteldach ähnelt es stark dem Bummerlhaus (Stadtplatz Nr. 32). Der reizvolle Fassadenstuck rührt, wie eine inschriftliche Jahreszahl mitteilt, von der Umgestaltung im Jahre 1766 her.

Wie das Nachbarhaus Grünmarkt Nr. 10 fiel auch dieses dem Stadtbrand von 1522 zum Opfer. Als erster bekannter Besitzer wird 1543 der Handelsmann Leonhard Griesauer genannt. Nach einer kurzfristigen Teilung des Besitzes (Wolf Homer und Hans Kriechbaurn) kam das gesamte Haus 1573 an den Eisenhändler Georg Fuchsjäger, 1597 an den Handelsmann Hans Mischer und von dessen Erben 1635 an den Handelsmann und Inneren Rat Georg Wernberger von Wernberg. Georg Wernberger war von 1641 bis 1645 Stadtrichter. Er besaß auch um 1635 das Haus Pfarrgasse Nr. 5, desgleichen um 1620 das Haus Grünmarkt Nr. 11. Sein Vater. Sebastian. hatte schon am 18. Februar 1572 den kaiserlichen Klappenbrief verliehen bekommen. Sebastian Wernbergers Testament wurde am 18. Oktober 1606 geöffnet. Er hinterließ vier Söhne: den genannten Georg, Christoph, Sebastian und Adam. Georg Wernberger selbst erhielt am 18. 7.1646 den rittermäßigen Adel mit dem Prädikat "Von Wernberg". Georg Wernberger war mit Potentiana Preuenhueber verehelicht gewesen, die am 19. September 1656 in Steyr starb. Wernberger selbst starb am 19. Oktober 1666 im 68. Lebensjahr.

Im Gegensatz zum benachbarten Haus Grünmarkt Nr. 10 wird dieses in der Häuserbeschreibung von 1669 als "aufrecht und bewohnt" bezeichnet. 1694 ging das Haus an den Armaturverleger Benedikt Schöttel über. Benedikt Schöttel stammt aus einer Bürgerfamilie, die im Zusammenhang mit der Innerberger Hauptgewerkschaft eine große Rolle spielte und schließlich 1796 in den Ritterstand erhoben wurde. Benedikt Schörtel war 1727 Mitglied des Inneren Rates. Um 1700 begann Schöttel mit der Erzeugung von Steinschloßmusketen. Seine Waffenlieferungen im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts waren beträchtlich. Benedikt Schöttel starb 1732 im 79. Lebensjahr und wurde laut Eintragung der Totenmatrik des Stadtpfarramtes am 31. März begraben.

Nach dem Tode des Benedikt Schöttel ging das Haus 1733 um 1.200 Gulden an den Handelsmann Jobann Friedrich Furthmüllner über. Der Vater des Genannten war lange Zeit im Äußeren und Inneren Rat der Stadt Steyr tätig gewesen. Furthmüllner starb am 12. November 1743 im 55. Lebensjahr.

Der Handelsmann Johann Michael Estl heiratete die Furthmüllnersche Tochter Maria Viktoria und kam so 1755 in den Besitz des Hauses. Estl war wegen Schulden gezwungen, das Haus 1763 an den aus Murnau in Bayern stammenden Johann Jakob Voith zu veräußern (gestorben 22. Jänner 1809). Voiths Witwe Barbara stammte aus der Steyrer Eisenhändlerfamilie Redtenbacher, die nach ihrem Tote am 2. März 1812 das Haus Grünmarkt Nr. 12 erbte (Alois und Josefa Redtenbacher von 1803 bis 1861, bzw. 1876 auch auf dem Hause Stadtplatz 39). Alois Redtenbacher war 1806 von J.J. Voith als Kompagnon in seinen Betrieb aufgenommen worden. Im Jahre 1812 wurde auch die radizierte Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsgerechtigkeit auf das Haus Stadtplatz Nr. 39 übertragen.

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1543, 1567, 1573, 1586, 1597 und 1620. - Ratsprotokolle 1620, 1635, 1694, 1733, 1755 und 1765. - Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses - Totenmatrik, Stadtpfarramt. - Dehio, Oberösterreich. - Franz Eppel, Eisenwurzen. - Josef Ofner, Das Kaiserliche Armaturswerk, VKStA 23/1962. - Inge Krenn, Häuserchronik)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1974

Die hl. Geist-Apotheke

Die Hl. Geist-ApothekeBis um 1480 lag das sehenswerte Bürgerhaus an der Stadtmauer, die bis dahin den Stadtteil "Innersteyrdorf" (Michaelerplatz, Kirchengasse, Badgasse) umschloss. Zu dieser Befestigung gehörte auch der im Garten dieses Hauses befindliche Wehrturm, heute eine Ruine, im Volksmund "Hungerturm" genannt. Auch das 1842 durch Brand zerstörte, bei der Apotheke die Kirchengasse überspannende Torgebäude ("Brittingertor") zählte zu diesen Wehranlagen, und es ist nicht ausgeschlossen, daß Reste der erwähnten Stadtmauer, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts durch den auch um "Außersteyrdorf" (Sierninger-, Schuhboden- und Gleinkergasse) erbauten Mauergürtel überflüssig geworden war, zur Errichtung des westlichen Hoftraktes des Apothekerhauses verwendet wurden.

Nach Vollendung der erweiterten Stadtbefestigung erstand in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, vielleicht um 1520, der spätgotische, mit geschuppten, gerauteten und gedrehten Säulen und Maßwerkornamentik ausgestattete Arkadengang des Vorderhauses. An der West- und Nordseite begrenzt den prächtigen Hof, er ist der schönste dieser Art in unserer Stadt, ein Arkadengang aus der Renaissance.


Die Hl. Geist-ApothekeDas herrliche Bauwerk ließ jedenfalls der reiche Ratsbürger und Handelsherr Lorenz Gutbrodt aufführen, da im ältesten Steuerbuch der Stadt Steyr aus dem Jahre 1543 seine Erben als Besitzer des Hauses genannt werden. Gutbrodt war innerhalb kurzer Zeit durch den Handel zu großem Reichtum gelangt, auch im Stadtrat spielte er eine bedeutende Rolle. Wie Preuenhueber in seinen Annalen berichtet, beschwerten sich über ihn um 1507 die Handwerker: "Der sey noch vor 8 Jahren ein armer Diener genest, jetzo aber habe er wohl 8000 fl. im Messer-Handel. Dann er sich an fremde Leute gehänget, und mit deren Hülffe alle Messer allhie aufgekaufft, daß kein anderer Burger, so hievor den Messer-Handel geführet, nun weiter könne fortkommen. Solches sey zwar dem Rath zu verschiedenen mahlen angezeigt, aber keine Aenderung fürgenommen worden".

Nach Lorenz Gurbrodt, an dessen Tod im Jahre 1527 ein prunkvolles Epitaph im Nordportal der Stadtpfarrkirche erinnert, gehörte der Besitz bis ins 19. Jahrhundert ebenfalls wohlhabenden Handelsleuten. Erst im Jahre 1834 wurde hier durch Christian Brittinger, der die Liegenschaft um 9000 Gulden C. M. gekauft hatte, eine Apotheke eingerichtet, Auf ihn folgten 1867 Alfred Brittinger, 1880 Emma Brittinger, 1885 Karl und Johanna Arazim, 1891 Mr. Heinrich Lang, 1894 Mathilde Stippl (Anton Stippl), 1910 Mr. Otto Dunkl.

Abschließend sei erwähnt, dass sich Apotheker Christian Brittinger eifrig als Naturforscher betätigte und wertvolle naturwissenschaftliche Abhandlungen verfasste. Zu seinen bedeutendsten Veröffentlichungen zählen: "Flora von Oberösterreich oder systematische Uebersicht aller in diesem Lande wildwachsenden oder im Freien gebauten Samenpflanzen" (1862), "Die Brutvögel Oberösterreichs nebst Angabe ihres Nestbaues und Beschreibung ihrer Eier" (1866).

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - F.Berndt, Häuserverzeichnis der Stadt Steyr. - Jahrbücher des Oberösterreichischen Musealvereines)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1971

Grünmarkt Nr. 10

Das Haus Grünmarkt Nr. 10 mit den Pfeilerarkaden seines Hofes und der mit einer Sonnenuhr geschmückten Fassade stammt aus dem letzten Jahrzehnt des 16 Jahrhunderts.

Als erster bekannter Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 10 wird im Jahre 1481 die Fleischhauerfamilie Michael und Ursula Strenberger genannt. Für die benachbarte und 1479 ins Leben gerufene Traindtsche Stiftung (Pfarrgasse 9) traten sie am 3. Mai 1481 einen Teil des Areales des Hauses Grünmarkt Nr.10 ab. Von dem Handelsmann und Kürschner Hans Kol ging das Haus in den Sechzigerjahren des 16. Jahrhunderts an den Gastwirt Veit Pfäffel über. Ab 1566 besaß Hans Kol auch das Haus Pfarrgasse Nr. 18 (Berggasse Nr. 81). Das Stammhaus der Familie Kol war Grünmarkt Nr. 9 gewesen.

Im Jahre 1586 kam das Haus Grünmarkt Nr. 10 an Sebastian Klingler und seine Gattin Anna. Diese Anna war viermal verheiratet gewesen - zuerst mit Hans Galfuess, der auch das Haus Grünmarkt Nr. 21 besessen hatte und im 35. Lebensjahre gestorben war, dann der schon genannte Gastwirt Sebastian Klingler, der am 13. September 1597 im 36. Lebensjahr starb und dann Paulus Trauner. Trauner ließ 1599 die Fassade des Hauses mit der interessanten kürzlich freigelegten und renovierten Sonnenuhr versehen. Am 7. Jänner 1607 wurde Trauner zum Stadtrichter gewählt. Ein Jahr später ist er Vertreter der Stadt Steyr beim Landtag in Horn. Er starb 1609 und wurde am 18. Oktober begraben. Seine Witwe Anna heiratete am 6. September 1610 Caspar Reinhardt.

Im September 1613 wollte Reinhardt das Haus Grünmarkt Nr. 10 durch einen Zubau erweitern. Da dieser durch - Entzug von Tageslicht dem benachbarten Taindtschen Benefiziatenhaus Nachteile brachte, musste nach einer Beschau durch den Stadtrat der Bau eingestellt und der schon errichtete Bau abgerissen werden.

In dem Reinhardtschen Gasthof " Zum Goldenen Hufeisen" konnten hohe Gäste begrüßt werden, so u.a. am 23. April 1615 Georg von Stubenberg, der ehemalige Inhaber der Herrschaft Steyr der Jahre 1610 bis 1614. Am 17. Dezember 1617 wurde Reinhardt neuerlich zum Stadtrichter gewählt. Am 22. Juni des folgenden Jahres verkündete er sein erstes Todesurteil. Am 14. Mai 1619 fungierte Reinhardt als Befehlshaber der Bürgerwehr (Stadtkapitän). Am 20. Oktober 1620 wurde der schon lange gesuchte Räuber Helm in seinem Gasthaus verhaftet. In den Jahren 1622 und 1625 wird Reinhardt als Kirchenamtsverwalter genannt, 1625 kam er in den Inneren Rat.

Caspar Reinbarts Rolle im Bauernkriegsjahr 1626 konnte noch nicht ganz geklärt werden. Im Juli 1626 stellte er dem Prediger der Bauern, die Ende Mai in die Stadt gekommen waren, sein Haus Grünmarkt Nr. 10 über einen Monat lang für Predigt, Beichte und Kommunion zur Verfügung. Am 1. Juli 1626 fand eine große Predigt auf dem Grünmarkt statt. Vor dem Hause Grünmarkt Nr. 10 waren lange Bankreihen für die Zuhörer aufgestellt worden. Die Nachbarhäuser waren mit frischem Laub geschmückt. Im Keller hörte der Prädikant dann die Beichte ab, im großen Gasthaussaal spendete er die Kommunion.

Nach Vertreibung der Bauern wurde Reinhardt der Zusammenarbeit mit den Aufständischen beschuldigt und am 7. Dezember 1626 im Rathaus arretiert, und sein Haus Grünmarkt Nr. 10 gesperrt. Am 13. Dezember erfolgte eine Inventur. Am 19. Dezember wurde Reinhardt einem neuerlichen Verhör unterzogen und am gleichen Tage gegen Bürgschaft entlassen; doch bis 1630 bekam Reinhardt keine Funktion in der Stadtverwaltung mehr. Am 13. September 1627 stieg der Fürst von Eggenberg im Gasthof Grünmarkt Nr. 10 ab. Am 21. Juli 1630 wurde Reinhardt zum Stadtrichter gewählt. Aus nicht überlieferten Gründen wurde er vorn kaiserlichen Kommissar nicht bestätigt. Reinhardt verblieb aber weiter im Inneren Rat.

Im Testament der Anna Reinhardt vom 12. Februar 1629 wird bezeugt, dass das Haus Grünmarkt Nr. 10 in den Bauernkriegen beschädigt worden war. In der Hausbeschreibung von 1669 wird das Haus als leer und öd bezeichnet. Der damalige Besitzer Andreas Weingartner starb am 13. August 1679. Über den Gastgeb Hans Wolfsgruber ging das Haus 1733 an Wolfgang Burner über, der die Wolfsgrubersche Tochter Maria Anna geheiratet hatte. Wolfsgruber war gebürtiger Linzer und bevor er das Bürgerrecht in Steyr bekommen hatte, war er Hofkellner im Stifte Seitenstetten. Im Erbwege ging das Haus 1742 an Anton Wolfsgruber über.

Die nächsten Besitzer waren die Gastwirte Franz Menhart (1755 bis 1807), Josef Wolfsgruber (1807 bis 1809), von 1805 bis I807 hatte Josef Wolfsgruber das Gasthaus "Zum Elefanten" - Grünmarkt Nr. 25 - geführt, Franz Trenklmüllner (1809 bis 1819) und Simon Hiessmayr (1819 bis 1822).

Simon Hiessmayr stammte aus dem Hubergut zu Sierning. Er hatte 1819 die Witwe Theresia nach Franz Trenklmüllner geehelicht. Der Gastwirt Matthias Schittengruber erwarb am 11. 6.1822 das Haus Grünmarkt Nr. 10. 1835 ging es an Johann Ettmayr über; 1836 wird der Hutmacher Franz Widgschlager als Besitzer genannt.

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1598, 1635, 1648, 1694 und 1735. - Ratsprotokolle 1611, 1650, 1733, 1742, 1755. - Jacob Zetl, Chronik der Stadt Steyr, 1612-1622. - Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses. - Dehio, Oberösterreich. - Franz Eppel, Eisenwurzen. - I.Krenn, Häuserchronik)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1974



Das Bürgerspital

Das Bürgerspital (Michaelerplatz 2 - Stadtgemeinde Steyr)Zu den ältesten Gebäuden unserer Stadt gehört das Bürgerspital, dessen reiche Geschichte im Rahmen dieses kurzen Aufsatzes nur angedeutet werden kann. Nach einer Notiz in einem Kodex des Klosters Garsten sollen schon um 1170 die Johanniter in Steyr ein Spital errichtet haben.

Obgleich wir über die Anwesenheit und Tätigkeit dieses Ritterordens in Steyr keine Nachricht besitzen. kann mit Sicherheit angenommen werden, dass schon im 13.Jahrhundert an der Stelle des heutigen Bürgerspitals ein Gebäude zur Unterbringung alter, verarmter und pflegebedürftiger Bürger vorhanden war.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts begabte Königin Elisabeth, damals Inhaberin der Burgherrschaft Steyr, das 32 Personen fassende Hospital reichlich mit Gilten. In der Folgezeit stifteten dazu vermögende Bürger Dienste und Bauerngüter, aber auch Weinberge in Niederösterreich.

Wie V. Preuenhueber erzählt, wurde später in einem kellerartigen Raum unter der Spitalkirche der überschüssige "Spitalwein" ausgeschenkt: "Daher es für ein Wahrzeichen gehalten wird, dass einer sey zu Steyer gewest, wann er anzuzeigen weiß, dass er allda ein Kirchen über einen Wirths=Hauß gesehen".

Diese Fürsorgeanstalt unterstand dem Magistrat, der sie durch ein Mitglied des Rates verwalten ließ (Spitalverwalter).

Von den Räumlichkeiten des interessanten Bauwerkes ist vor allem die Eingangshalle sehenswert. Ein eindrucksvolles Kruzifix aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und drei prächtige, in der Zeit der Renaissance romanisch gestaltete Marmorsäulen schmücken den stimmungsvollen Raum. der wohl bis zum Ausgang des Mittelalters sakralen Zwecken gedient haben dürfte.

Die um 1500 erbaute zweischiffige Spitalkirche, in den Jahren 1632 bis 1647 auch von den Jesuiten für Gottesdienste benützt, wurde 1785/86 zum heutigen Vorstadtpfarrhof umgebaut. Strebepfeiler, Türgewände und das Gewölbe des Dachbodens erinnern an das spätgotische Gotteshaus, dessen Turm im 18. Jahrhundert einen barocken Abschluss erhielt.

Größere Bauarbeiten wurden im Bürgerspital im 16. Jahrhundert und 1761 durchgeführt. Die dem hl. Antonius geweihte Hauskapelle zeigt einen unregelmäßigen Grundriss, das Kreuzgewölbe ruht auf vier toskanischen Säulen. Bemerkenswert ist schließlich die mit einer Holzdecke und zwei Holzsäulen versehene "Gmoanstuba".

Wie vor sechshundert Jahren beherbergt noch heute diese Versorgungsanstalt alte, bedürftige Stadtbewohner.

Dr. Josef Ofner

(Friederike Bondingbauer, Das Bürgerspital in Steyr, 1966. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - M.Brandl, Die gotische Bürgerspitalskirche in Steyr, 1964. - G.Goldbacher, Das alte Bürgerspital in Steyr, 1935. - Dehio, Oberösterreich, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 5/1971

Grünmarkt Nr. 23

Grünmarkt Nr. 23Dieses Haus erhielt seine jetzige Biedermeierfassade durch einen Umbau im Jahre 1807.

Der erste bekannte Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 23 (Ennskai Nr. 44) war um 1543 der Fleischhauer Jörg Khöll. Khöll war auch Besitzer der Häuser Pfarrgasse Nr. 5 und Grünmarkt Nr. 9. Ihm folgte sein Berufskollege Hieronymus Hämbl (1567 bis 1586). Seiner Witwe wurde 1586 gestattet, in diesem Hause Wein und Bier auszuschenken, ihr wurde sogar das Bürgerrecht verliehenen.

Die folgenden Eigentümer des Hauses Grünmarkt Nr. 23 waren Lukas von Sandt und gegen 1597 der Handelsmann Jakob Putz sowie ab 1620 Leonhard Püstrich. Püstrich musste 1628, wie viele andere Steyrer Bürger, wegen seines protestantischen Glaubens die Stadt verlassen.

Gegen 1635 kam das Haus um 300 Gulden an den Gastgeb Georg Grienwaldt. Georg Grienwaldt besaß um die gleiche Zeit auch einen Teil des Hauses Pfarrgasse Nr. 4. Um 1648/49 wird die Grienwaldtsche Witwe als Hausbesitzerin genannt. Die Besitzverhältnisse in diesen Jahrzehnten waren nicht restlos zu klären. Auch in der Hausbeschreibung von 1669 wird dieses Haus nicht erwähnt. Wahrscheinlich 1663 ist das Haus an den Pfundauswäger Gregor Schinnerer von Schinnern übergegangen.

Schinnerer wurde am 16. Februar 1678 zum Burgermeister der Stadt Steyr gewählt und fungierte bis 1687 in dieser Funktion. Die Herkunft Schinnerers ist unbekannt. 1647 wird er zum ersten mal im Ratsprotokoll erwähnt. Er hatte auch das Amt eines Inspektors des Messererhandwerkes, das des Bruderhausverwalters und des Schulinspektors über. Sein Wappen zeigt einen Bergmann mit Wünschelrute und Zirkel. 1689 wurde Schinnerer "Kaiserlicher Rat" und mit dem Prädikat "Von Schinnern" ausgezeichnet. Am 13. September 1690 nahm er zum letzten Mal als Ratsenior an einer Ratssitzung teil. Er starb am 25. Oktober des gleichen Jahres im Alter von 78 Jahren. Schinnerers Amtszeit war vom Auftreten von Infektionskrankheiten und dem Türkensturm von 1683 geprägt. Gregor Schinnerer war zweimal verheiratet gewesen: Katharina, geborene Hagmayr und Maria Elisabeth, geborene Egerer. Als Nachkommen werden sechs Kinder genannt.

Der nächste Besitzer war der Eisenkämmerer Johann Andreas Menhardt. Er starb am 13. Oktober 1737 im 65. Lebensjahr. Der Besitzer seit 1708 Johann Adam Schrottmüllner starb am 6. April 1720 im 42. Lebensjahr und vererbte das Haus seiner Witwe Anna Polyxena (geborene von Paumgarten), die 1732 Johann Georg Rogg ehelichte und ihm das Haus in die Ehe brachte.

Johann Georg Rogg war Verwalter der Herrschaften Rohrbach und Klingbrunn gewesen. Er hatte im Jahre seiner Hochzeit das Bürgerrecht bekommen. Er starb am 15. April 1775 im 86. Lebensjahr. Erbe war seine zweite Frau Barbara. Um 851 Gulden wurde das Haus am 25. September 1779 an den Waldförster der Eisenobmannschaft und späteren Kanzleiexpeditor Johann Baptist Schlager veräußert, der es bis 1800 besaß. Die Familie Schlager ist später, von 1814 bis 1866 auf dem Hause Enge Nr. 17 nachzuweisen.

Am 28. April 1800 kaufte Tobias Ichzenthaller, der selbst mit seiner Frau Katharina im Hause Grünmarkt Nr. 19 wohnte, für seinen Sohn Josef, damals Sattlergeselle in Graz, das Haus Grünmarkt Nr. 23. Josef Ichzenthaller besaß die Behausung als Weißwarenhändler bis zum Jahre 1805. Besitznachfolger war sein Bruder Richard.1810 brachte die Ichzenthalterische Schwester Barbara ihrem Gatten Hypolitus Ptattinger das Haus in die Ehe mit. Die weiteren Besitzer des Hauses Grünmarkt Nr. 23 waren Vertreter des Kleingewerbes, so Josef Dunst (1814 bis 1832), Franz Kühnel (bis 1848), dann dessen Witwe Barbara (bis 1855) schließlich die Familien Paul und Maria Maderleithner (bis 1868), Michael und Theresia Buchner (bis 1869) und Matthias und Elisbeth Kronlachner (bis 1877).

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher, Ratsprotokolle, Grundbücher und Kaufverträge im Archiv der Stadt Steyr. - Inge Krenn, Häuserchronik. - Erlefried Krobath, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr 25/1964)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1977

Das Schnallentor

Das SchnallentorDer im "Dehio" mit einem Sternchen bezeichnete Renaissance-Torbau unweit des Friedhofportals zählt zu den schönsten der Stadt Steyr. Während uns die Namen der Baumeister, die das Kollertor und das Neutor erbauten, überliefert sind, kennen wir nicht den Architekten des reizvollen Torturmes am Ende der Gleinker Gasse.

Wir wissen auch nicht, wann er erbaut wurde, vermutlich schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. da um 1543 das außerhalb der Stadtmauer liegende Wieserfeld von eisenverarbeitenden Handwerkern, vorzüglich von Messerern besiedelt wurde. Die am Turm sichtbare Jahreszahl 1613 besagt jedenfalls, dass er in diesem Jahr mit Sgraffitos geschmückt wurde, da die Stadt den Besuch des Landesfürsten erwartete.

Unter Geschützdonner trafen am 12. Juli mit großem Gefolge Kaiser Matthias und seine Gemahlin, das Herrscherpaar befand sich auf der Reise nach Regensburg, in Steyr ein. Auf dem Taborplateau, an der Burgfrieds Grenze, erwarteten die Gäste Bürgermeister, Richter und Rat. Der Stadtschreiber Hans Christoph Drummer hielt die Begrüßungsansprache, Bürgermeister Christoph Stainer reicht dem Kaiser die Stadtschlüssel, die er aber durch den Direktor des Geheimen Rates Bischof Melchior Klesl wieder zurückgeben ließ.

In ähnlicher Weise begrüßte der Magistrat vor dem Schnallentor am 8. August 1680 Kaiser Leopold l. und am 25. September 1732 Kaiser Karl VI. Auch in diesem Jahre wurde das Torgebäude anlässlich des Herrscherbesuches restauriert und an der Stirnfront mit einem vergoldeten Adler geschmückt.

Obwohl das obere Stockwerk, das im vergangenen Jahrhundert für Wohnzwecke eingerichtet wurde, mit Schießscharten (Schlüsselscharten) ausgestattet war, besaß das Gebäude nur geringe strategische Bedeutung. Wie der Name "Schnallentor" andeutet, diente es in erster Linie als Mauttor.

Die Restaurierung der frühbarocken Sgraffiti, die große Ähnlichkeit mit der Kratzputzornamentik des um 1612 erbauten Innerbergerstadels besitzen, erfolgte im Jahre 1952.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 22/1961, 25/1964, 27/1966)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1971

Pfarrgasse Nr. 2

Pfarrgasse Nr. 2Bei diesem Hause ist durch eine sachgemäße Restaurierung die reizvolle Kombination zweier eigenständiger, aus verschiedenen Jahrhunderten stammender Fassaden gelungen. Das Haus Pfarrgasse Nr. 2 fiel dem großen Stadtbrand von 1522 zum Opfer. Die Besitzerreihe des 16. Jahrhunderts lautet: der Weber Leonhard Oberoperger (1543), der Handelsmann Michael Oberoperger (1567), der Kürschnermeister Jakob Guotschlager (ca. 1573 bis 1583) und der Gastgeb Florian Dorffner.

Von den Gläubigern des Florian Dorffner ging das Haus an Abraham Halmer über, der 1626 wegen seines protestantischen Glaubens die Stadt verlassen mußte.

Um 1627 kam Leonhard Laimer, der schon 1620 in Steyr gewesen war, durch Kauf in den Besitz des Hauses. Für 2. Juni 1627 ist seine Besitzerschaft auf alle Fälle gesichert, da er als Nachbar im Verlassenschaftsinventar des am 4. Juli 1626 verstorbenen Kaspar Unzinger (Pfarrgasse Nr. 4) genannt wird. Der nächste Besitzer (um 1645) war der Stadtmaurermeister Jakob Eder. Am 7. Jänner 1645 wurde ihm von der Stadtverwaltung aufgetragen, in seinem Haus "den Rauchfang entweder zu verfertigen oder ganz abkommen zu lassen!". Der Gastgeb Matthäus Prändl bekam 1651 das Bürgerrecht "mit dem Laimerisch Haus, obwohl er schon seit ca. 1648 darauf angeschrieben war. Matthäus Prändl hatte von 1645 - 1665 einen Teil des Nachbarhauses Pfarrgasse Nr. 4 und dann bis gegen 1669 das gesamte dortige Gasthaus "Zum Goldenen Kreuz" besessen.

Auf dem Hause Pfarrgasse Nr. 2 folgte auf Prändl der Maurermeister und Steinmetz Hans Pellendorffer. Die inschriftliche Jahreszahl "1665" nennt das erste Besitzjahr, die Initialen "HPD" den Namen Hans Pellendorffer. Das Giebelfeld zeigt Darstellungen von Werkzeugen seines Berufes. Dieser Besitzer ließ auch die ältere, nunmehr freigelegte und renovierte Fassade des Hauses herstellen. Der Hauskauf des Hans Pellendorffer war am 3. Juli 1665 vom Stadtrat ratifiziert und dem Pellendorffer selbst am 11. Dezember 1665 das Bürgerrecht verliehen worden. Mit Hans Pellendorffer begann die bis in das 19. Jahrhundert reichende Reihe der Besitzer, die den Beruf von Maurern und Baumeistern ausübten.

Hans Prandstetter besaß das Haus bis zum Jahre 1716. Er starb am 28. Februar 1728. Seine Tochter Margarete hatte den Maurerpolier vom Stift Garsten Matthias Gallbrunner geheiratet und das Haus des Vaters in die Ehe mitgebracht. Matthias Gallbrunner bekam am 9. Juli 1717 das Bürgerrecht in Steyr. Margarete - geborene Prandstetter und verwitwete Gallbruuner - ehelichte am 29. April 1721 den aus Feuerbach stammenden Baumeister Johann Gotthard Hayberger (Hausbesitzer bis 1765) . Die Zech- und Fürmeister des Maurer- und Steinmetzhandwerkes hatten gegen die Aufnahme von Hayberger keine Einwände und so konnte dieser am 10. Juni 1721 seinen Bürgereid leisten.

Hayberger war von 1733 - 1747 Mitglied des Äußeren und von 1748 - 1755 Mitglied des Inneren Rates, dann Stadtrichter und von 1759 - 1764 Bürgermeister der Stadt Steyr. Daneben hatte er die Funktionen des Stadtbaumeisters, des Stadthauptmannes, des Brückenverwalters, des Stadtkämmerers usw. inne. Seine beiden Söhne starben in jungen Jahren. 1760 verschied seine erste Gattin. Hayberger ehelichte zwei Jahre später die aus der bedeutenden Steyrer Schiffmeisterfamilie stammende Maria Theresia Seelhammer. Johann Gotthard Hayberger starb am 7. März 1764.

Der Maurerpolier aus Sierning und spätere Baumeister Johann Wolfgang Huber kaufte 1765 des Haybergers Haus und Maurergerechtigkeit und legte den Bürgereid am 31. Jänner 1766 ab. Er starb am 18. Juli 1793 im 67. Lebensjahr. Schon am 15. März 1793 hatte Johann Wolfgang Huber wegen Gebrechlichkeit das Haus seinem Neffen und späteren Erben Karl Huber gegen die Vergünstigung der lebenslänglichen Wohnung (oder 20 Gulden Wohnungsbeitrag) übergeben. dagegen sich das Maurerhandwerk vorbehalten. Karl Huber, aus Essek in Slawonien stammend, leistete am 23. April 1793 den Bürgereid. Sein gleichnamiger Sohn besaß Haus und Gerechtigkeit von 1841 - 1851. Bis zum Jahre 1844 gehörte zum Hause Pfarrgasse Nr. 2 auch ein Kalkofen im Vogelsang.

Durch den Kaufvertrag vom 14. April 1851 kamen die Behausung an den Maurermeister Karl Gutbrunner (Gattin Theresia, geborene Klement) und am 10. Mai 1862 die Besitzhälfte der verstorbenen Mutter auf den Witwer und die minderjährigen Kinder Maria, Franz und Theresia.

Am 3. September 1863 heiratete Karl Gutbrunner ein zweites Mal (Theresia, geborene Lehhofer). Nach einer Versteigerung kam das Haus am 12. Februar 1870 an Anton und Johann Pichler, wobei ersterer seinen Teil am 4. Februar 1871 dem nunmehrigen Gesamtbesitzer Johann Pichler überließ. Erbin war dessen Witwe Viktoria (geborene Hager).

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1543, 1567, 1573, 1583, 1586, 1598, 1620, 1635, 1648, 1651, 1694 und 1735. - Ratsprotokolle 1645, 1665, 1717, 1721 und 1765. - Grundbuch 1833. - Bürgerrechtsverleihung, Übergabsverträge, Todfallsabhandlung, Kauf- und Eheverträge. - Inge Krenn, Häuserchronik. - Angela Haindl, Die Ergänzung der Bürgerschaft im 18. Jahrhundert. - Erlefried Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, VKSt. 28/1967. - Josef Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr. - Architektur, Bildhauerei und Malerei, VKSt. 31/1974, besonders über das Wirken von Johann Gottfried Hayberger als Bürgermeister usw.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1975

Das Bruderhaus

Das BruderhausDas alte Versorgungsheim in der Sierningerstraße war im Spätmittelalter wahrscheinlich das zum Bürgerspital gehörige Siechenhaus, in dem die mit einer ansteckenden Krankheit behafteten Spitalsinsassen Unterkunft und Pflege fanden. Es lag außerhalb der Stadtmauer, in der Nähe des Frauentores. Die zu diesem Heim und weiter nach Sierning führende Straße nannte man einst Siechengasse.

Während das Bruderhaus ja nicht zu den schönen Gebäuden unserer Stadt zählt, besitzt die dazugehörige kleine Kirche kunsthistorische Bedeutung. Im Jahre 1511 ließ sie mit Bewilligung des Garstner Abtes der reiche Bürger Hans Lueger erbauen. Damals wurde das Siechenhaus schon als zweites Altersheim verwendet, da auch Kaiser Maximilian I. zu demselben einige Güter stiftete, Weingärten in Niederösterreich vermachte 1540 Bürgermeister Hans Fuchsperger.

In der dreijochigen, einschiffigen und mit einem Netzgewölbe versehenen Kirche ist besonders der rechtwinkelig übereck gestellte Chorschluss mit seinen Halbkreisdiensten bemerkenswert. Der Baumeister ist unbekannt, jedenfalls handelt es sich um ein Werk der Steyrer Bauhütte.

An der Südwand des Gotteshauses wurde 1953 unter einer siebenfachen Tünche ein Fresko vorgefunden. Es zeigt in elliptischen Medaillons die Wappen der bürgerlichen Wohltäter Hans Fuchsperger, Hans Lueger, Hans Prandtstetter und Andreas Kölnpeck.

Die im 17. Jahrhundert renovierte, mit Sacrarium und Altar ausgestattete Kirche beschädigte überaus schwer die Feuersbrunst im Jahre 1749. Am 9. Mai kam um 11 Uhr nachts im Plixmayrischen Hause (Wieserfeld) ein Feuer zum Ausbruch, das 53 Häuser erfasste. Der Turm der Bruderhauskirche stürzte ein und die Einrichtung derselben wurde größtenteils zerstört. Der Wiederaufbau kam auf 7477 Gulden 47 Kreuzer zu stehen. Den Hochaltar schuf der Florianer Bildbauer Johann Paul Sattler, das Altarbild malte Wolfgang Dallinger.

Es war aber nicht der letzte Brand, den die Kirche zu überstehen hatte. Am 3. Mai 1842 standen in Steyrdorf, bei der Steyr und auf dem Wieserfeldplatz 196 Gebäude in Flammen. Der Turm der Bruderhauskirche kam abermals zum Einsturz. Erst am 14. Mai 1845 erfolgten Weihe und Aufsetzung des Turmkreuzes.

Dr. Josef Ofner

(Archivalien im Stadtarchiv. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - J:Kautsch, Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers, 1913)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1971

Pfarrgasse Nr. 3

Pfarrgasse Nr. 3Das Haus "Haus im Winkel", dessen renovierte Fassade mit der Jahreszahl 1646 dem vom Stadtplatz herkommenden Fußgänger überraschend ins Auge springt, wird zum ersten Mal im Steuerbuch des Jahres 1543 als dem Wolfgang Buebmperger gehörig, genannt. In den 60er- und 70er-Jahren des gleichen Jahrhunderts wird Susanna Heyllmann als Besitzerin ausgewiesen. Nach ihr folgten die Schneider und Gastgeber Jakob Remb und Andreas Halmberger.

Der nächste Besitzer des Hauses Pfarrgasse Nr.3 war Hans Pitsch. Er war am 23. September 1609 in den Besitz dieser Behausung gekommen und um 1620 geht diese an den Gastgeben Abraham Haunzinger über. Von den Haunzinger'schen Erben, die die Fassade des Hauses mit dem schönen Dekor und mit der Jahreszahl versehen ließen, kam die Behausung 1650 an den Schneidermeister Jakob Rieger, der sie bis gegen 1677 besaß.

1738 brachte die Tochter des Schuhmachermeisters Matthias Zimmermann den Besitz dem Schuhmachermeister Johann Georg Zächlinger in die Ehe mit.

Ab dem Jahre 1745 waren auf dem Haus Pfarrgasse Nr. 3 fast ausschließlich Greißler nachzuweisen.

Der ehemalige Müllner von der Bruchmühle nächst Kematen unter Feyregg, Johann Jakob Facenj, erwarb im Jahre 1745 das Haus, aber schon 2 Jahre später veräußerte er es an den ehemaligen Untertan der Herrschaft Achleiten bei Strengberg, Peter Leithner. Dieser verkaufte 1792 das Haus Pfarrgasse Nr. 3 seinem Vetter Engelbert Puchmayr. Am 18. Juni 1798 kam das Haus von Engelbert Puchmayr an seinen Neffen Johann Leithner, der es bis 1808 besaß.

Die weiteren Hauseigentümer waren die Greißler Johann Baptist Krasnigg, Matthias Dorninger (1807 bis 1819), Michael Zöhrer (1819 bis 1835), Paul Pichlmüller (1835 bis 1849) und dessen Witwe Rosina (bis 1858).

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1543, 1567, 1573, 1583, 1586, 1597, 1598, 1620, 1635, 1648, 1694 und 1735. - Ratsprotokolle 1609, 1650, 1735 und 1777. - Grundbuch 1833. - Krenn, Häuserchronik. - A.Haindl, Die Ergänzung der Bürgerschaft im 18. Jh.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1974


Der Gwenghof

Der GwenghofDer an der Straße nach Christkindl gelegene Gwenghof ist ein uraltes Wirtschaftsgebäude der ehemaligen kaiserlichen Burgherrschaft Steyr. Schon im Jahre 1298 wird er in einer Urkunde als Hof in der Tweng (=Mulde) bezeichnet. An das ältere Bauwerk erinnert im hinteren Trakt ein in der Zeit der Renaissance errichteter Brunnen, der eine vorzügliche Steinmetzarbeit darstellt.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, und zwar im Jahre 1666, gelangte der Hof in den Besitz des Grafen Johann Maximilian von Lamberg, der in diesem Jahre die Herrschaft Steyr von Kaiser Leopold I. um 365.844 Gulden gekauft hatte.

Sein heutigen Aussehen erhielt das Gebäude im 18. Jahrhundert. Anna Maria Gräfin Lamberg ließ es laut Kontrakt vom 12. Juli 1710 um 400 Gulden durch den Steyrer Baumeister Georg Aigner um "einen Stock" vergrößern. Der Ausbau zu einem Vierkanthof und die Gestaltung der mächtigen Fassade erfolgte in den Jahren 1747 bis 1750. Fürstin Aloisia von Lamberg, geborene Gräfin von Harrach, ließ auf ihre Kosten die Bauarbeiten durchführen.

Die zehn Blendfenster aufweisende Schauseite mit den zwei Eckgiebeln, der reichen Stuckverzierung und dem wappengeschmückten Einfahrtstor wirkt überaus reizvoll. Von der einstigen Wandbemalung sind nur mehr spärliche Reste vorhanden.

Unweit des Wirtschaftsgebäudes, zwischen Steyrtalbahn und Sarningbach, erhebt sich eine hübsche Johann von Nepomuk Kapelle. Der nach zwei Seiten geöffnete Rundbau mit dem abgesetzten Kegeldach gehört zu den schönsten Wegkapellen im Stadtgebiet. Die aus Stein geformte Statue steht unter einer kleinen Kuppel, die ornamentale Fresken schmücken Ein Chronogramm am Sockel verrät, dass die Kapelle 1759 erbaut wurde: "Begehret Dessen Mächtige Vorbitt In Allen Angelegenheiten" (MDCLLLVIIII - 1759).

Lambergscher Besitz war im 18. Jahrhundert auch der benachbarte, bereits 1345 urkundlich erwähnte Stieglhof (Neulust).

Dr. Josef Ofner

(Archivalien im Landesarchiv Linz. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - G.Goldbacher, Alte Brunnen in Steyr, 1936. - F.Berndt, Der Stieglhof - jetzt Neulust genannt, 1954. - G.Grüll, Burgen und Schlösser, 1963)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1971

Pfarrgasse Nr. 7

Pfarrgasse Nr. 7

Das Haus Pfarrgasse Nr. 7 wurde in die Fassadenaktion des Jahres 1974 einbezogen und zeigt eine einfache, dennoch reizvolle doppelgiebelige Vorderseite. Die Besitzer der Häuser am "Kirichberg" waren nicht mit dem Reichtum ausgestattet wie ihre Zeitgenossen am Stadtplatz und am Grünmarkt, daher zeigen die Fassaden der Behausungen in der Pfarrgasse weniger dekorativen und kaum welchen figuralen Schmuck.

Der Besitzer dieses Hauses hatte im 15. Jahrhundert seine Dienste am Stadtpfarrkirchenamt zu leisten. Der Steyrer Bürger Hans Wiener, verheiratet mit Margarete der Witwe des Erhard Lueger, kaufte 1432 dieses Haus. In dem Kaufbrief vom 19. Oktober 1478 - das Nebenhaus betreffend - wird als Besitzer des Hauses Pfarrgasse Nr. 7 ein gewisser Eberhard ausgewiesen.

Von der Witwe Barbara Eysner, die das Haus von 1479 bis 1516 inne hatte, ging das Haus an den Tischler Hans Pösl über. Auf ihn folgten der Kürschner Hans Käsberger (bis ca.1578) und mit Valentin Ranz (bis ca. 1598) wiederum ein Tischler.

Der nächste Besitzer war der Bortenschlager - Erzeuger von Randbesatz an Kleidrn - Nikolaus Lindtwurm. In Steyr sind um 1542 vierunddreißig Meistersinger nachzuweisen, von denen der Ahlschmied Severin Kriegsauer und Nikolaus Lindtwurm die bedeutendsten waren. Besonders in den Sechzigerjahren stand der Meistergesang in der Eisenstadt in höchster Blüte. Der aus Essen stammende Lorenz Wessel schrieb 1562 die "Tabulatur Vnndt Ordnung der Singer in Steyr im Landt ob der Enns gelegen" und ein Loblied auf die hiesigen Meistersinger.

Nikolaus Lindtwurm bekam im Jahre 1599 das Bürgerrecht verliehen und am 2. Jänner 1611 verehelichte er sich mit Barbara Stremberger, der Tochter des Müllers Hans Stremberger aus Gutenberg in Böhmen. Dieser Ehe entstammten drei Kinder - Juliana, Urban und Georg. Am 2.Dezember 1616 erwarb Lindtwurm das Haus Pfarrgasse Nr. 7. Nikolaus Lindtwurm stand im ganzen oberösterreichischen Raum als Meistersinger in hohem Ansehen. Der berühmte Welser Meistersinger Peter Freudenlechner widmete ihm sogar am 21. Juni 1600 ein Meisterlied. Im Zeitraum von 14 Jahren führte Lindtwurm sieben "Singschulen", d.s. festliche Gesangsveranstaltungen im Rathaus, auf. Lindtwurm geißelte in seinen Werken die Schwächen seiner Zeitgenossen, so dass im Jahre 1612 vom Rat der Stadt Hans Mischer mit der Aufsicht über die Lindtwurmschen Singschulen beauftragt wurde. Im Liede "Das gerechte Urteil" vom 20. Jänner 1616 besingt Lindtwurm einen Steyrer Apotheker, dem das Ross eines Grazer Kaufmannes eine zum Auskühlen in den Hof gestellte Arznei austrank. In der Gegenreformation nach dem 8. Mai 1627 musste Lindtwurm als Protestant die Stadt verlassen. Er fand in Kolmar im Elsass seine neue Heimat. Er starb dort um 1651. Seine Verlassenschaftsabhandlung in Steyr wurde erst 1687 abgeschlossen!

Das Haus Pfarrgasse Nr. 7 ging um 1627 um 380 Gulden an den Tischler Andreas Klein und nach dessen Ausweisung aus der Stadt an den Maurer Hans Tanner (um 1620) und Gregor Lerpaumer (um 1669) über. In der Hausbeschreibung um 1669 wird das Haus "aufrecht und bewohnt" bezeichnet. Ab 1675 sind auf dem Hause ausschließlich Rauchfangkehrer angeschrieben - bis 1779 Dominicus Guizzi und sein Sohn Dominicus Antonius. Diesen Besitzern war auch die Krämerei mit Kurzwaren auf dem Wochenmarkt gestattet worden. Durch Heirat mit Maria Anna Gutzzi kam das Haus 1749 an Franz Simoni, durch Kauf 1754 an Johann Anton Haiderund 1803 an dessen Sohn Franz Haider, 1813 ehelichte Franz Haider die Tochter Theresia des Lebzelters Adam Haller, die ihn überlebte und 1822 den Rauchfangkehrer Josef Reif ehelichte und ihm das Haus Pfarrgasse Nr.7 in die Ehe mitbrachte. Theresia Reif überlebte auch ihren zweiten Gatten und wurde 1839 alleinige Besitzerin des Hauses. Am 20. August 1839 kaufte der Rauchfangkehrer Ludwig Werner um achttausend Gulden Konventionsmünze das Areal. Auf ihn folgten Wolfgang Rainer (ab 1846), dann die Witwe Josefa Rainer (1859), die 1863 Franz Schachinger heiratete.

Dr. Volker Lutz

(Valentin Preuenhueber, Annales. - Steuerbücher 1543, 1567, 1583, 1620, 1635, 1694, und 1735. - Ratsprotokolle 1599, 1601, 1616, 1623, 1655, 1675, 1715 und 1750. - Stadtpfarramt, Evangelische Matriken. - Inge Krenn, Häuserchronik. - Dehio, Oberösterreich. - Josef Ofner, Nikolaus Lindtwurm, VKSt. 15/1955. - Moriz Enzinger, Literaturgeschichte Steyrs. - Josef Ofner, Zur Geschichte des Meistergesanges in Steyr, OÖ. Heimatblätter 2/1948. - Ilse Neumann, Steyr und die Glaubenskämpfe, 1952)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1974

Das Stalzerhaus

Steyr, den 13, Juli 1819

Lieber Bruder!

Das StalzerhausIch glaube wohl, dass dich dieser Brief in Wien treffen wird, und du dich gesund befindest. Ich schreibe dir eigentlich, mir das Stabat mater, welches wir hier aufführen wollen, so bald als möglich, zu schicken. Ich befinde mich bis jetzt recht wohl, nur will das Wetter nicht günstig sein. Es war hier gestern den 12. ein sehr starkes Gewitter, welches in Steyr einschlug, ein Mädchen tödtete und zwei Männer am Arme lähmte. In dem Hause, wo ich wohne, befinden sich 8 Mädchen, beynahe alle hübsch. Du siebst, dass man zu thun hat. Die Tochter des Herrn v. K(oller), bei dem ich und Vogel täglich speisen, ist sehr hübsch, spielt brav Klavier, und wird verschiedene meiner Lieder singen.

Ich bitte dich, beiliegenden Brief weiter zu fördern. Du siehst, dass ich nicht gar so treulos bin, als du vielleicht glaubst. Grüße mir Eitern und Geschwister, deine Frau und alle Bekannten. Vergesse ja nicht auf das Stabat mater.

Dein ewig treuer Bruder Franz

Die Gegend um Steyr ist über allen Begriff schön."

Diesen Brief schrieb Schubert jedenfalls im Hause Stadtplatz Nr. 34, das in der Biedermeierzeit Albert Schellmann gehörte. Dass der Liederfürst, der mit dem Hofopernsänger Johann Michael erstmals nach Steyr gekommen war, 1819 in diesem Hause wohnte, bezeugte der mit dem Komponisten befreundete Albert Stadler: "Es ist nun ganz gewiss, dass Schubert im Jahre 1819 im Hause meines Onkels, des Berggerichts- und Landes-Advokaten zu Steyr, Albert Schellmann (gestorben am 14. März 1844) gewohnt hat, jedoch nicht im ersten, sondern im zweiten Stock. Meine Frau erinnert sich dessen ebenso bestimmt als ich, weil sie als Mädchen damals nebst meiner seligen Mutter und mir in dem nämlichen Hause und Stocke wohnte. Den ersten Stock bewohnte mein Onkel mit seiner Frau (gestorben am 27. Jänner 1845, Schwester meiner Mutter) mit seiner zahlreichen Familie. Für Schubert wäre im ersten Stock gar kein Platz gewesen".

Auch im Sommer 1823 dürfte Franz Schubert wieder bei dem Berggerichtsadvokaten zu Gast gewesen sein, widmete er doch Schellmanas Tochter Seraphine eine Ekossaise (schott. Tanz) mit den Worten: "Hüpfen Sie mit diesem Eccossaise Froh durch jedes Ach und Weh!"

Bei seinem letzten Besuch in Steyr (1825) wohnte Schubert im Hause des Vizefaktors der Hauptgewerkschaft Sylvester Paumgartner, Stadtplatz Nr.16 (Treber).

Das mächtige aus dem Mittelalter stammende Bauwerk zeigt eine im 19.Jahrhundert gestaltete, in letzter Zeit vorzüglich renovierte Fassade, die ein Erker in ungleiche Hälften gliedert. In der Zeit der Renaissance, vermutlich um 1600, wurden im Hof die zweigeschossigen Arkaden aufgeführt. Besonders reizvoll sind die mit Diamantquaderung ausgestatteten Brüstungen.

Eigentümer des Hauses, das auch noch gotische Merkmale aufweist, waren nach 1550 die Händel von Ramingdorf. Im 17. und 18. Jahrhundert gehörte es den Geschlechtern Sprinzenstein und Salburg.1799 erwarb das Gebäude die Familie Schellmann.Es folgten als Besitzer: 1851 Johann und Kaboline Straßer, 1883 Johann Straßer, 1884 Josef und Josefa Stalzer, 1900 Johann und Theresia Stalzer, 1936 Maria Stalzer, Emma Lang und Helene Staudacher.

Dr. Josef Ofner

(O.E.Deutsch, Schubert, Die Dokumente seines Lebens, 1964. - Ders. Schubert, Die Erinnerungen seiner Freunde, 1957. - Dehio, Oberösterreich, 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Diss. 1950. - Bezirksgericht Steyr/Grundbuch)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1971

Stadtplatz Nr. 26 

Stadtplatz Nr. 26Das Haus Stadtplatz Nr. 26 ist durch eine innere bauliche Umgestaltung einer entsprechenden Verwendung zugeführt worden. Die reizvolle, nunmehr renovierte Fassade trägt wesentlich zum reichen Schmuck des Steyrer Stadtplatzes bei. Der Stadtplatz war schon zur Zeit des wiederverbrieften Stadtrechtes von 1287 umbaut, das Haus Stadtplatz Nr. 26 jedoch scheint erst um die Mitte des 16. Jh. in urbarialen Aufzeichnungen auf.

Der Handelsmann Lazarus Scheichl hatte Anna, die Tochter des reichen Bürgermeisters Hans Straßer (gestorben 1563) geehelicht und besaß mit ihr gemeinsam das Haus. Im Erbwege kamen gegen 1552 Hans Kellner und dessen Nachkommen in den Besitz des Objektes.

Vom Handelsmann Hans Kappler, der 1589 starb, und dessen Witwe Susanne (geborene Dorninger, gestorben 1591) ging der Besitz an Hans Reischko über, einem Vertreter des aus Villach stammenden reichen Steyrer Bürgergeschlechtes, das auch das Nachbarhaus Stadtplatz Nr. 24 inne hatte. Hans Reischko selbst besaß auch das Haus Enge Nr. 31 (Ennskai Nr. 16). Einige Grabsteine an der Stadtpfarrkirche künden von dieser einflussreichen Familie.

Gegen Ende dieses Jahrhunderts erwarb der Gastgeb Wilhelm Kopeindl um 400 fl. die Liegenschaft, die später an die Handelsfamilie Stauder kam (bis 1618 Hans und Susanne Stauder; bis 1629 - Andreas und Barbara Stauder; bis ca. 1636 - die Witwe Barbara Stauder). In dieser Zeit entstanden auch die Arkaden im Hofe.

Die folgenden Besitzer waren Wolf Siegmund Egerer (ca. 1636 bis 1649), Rebekka Kuhberget (1650 bis 1660) und Johann Friedrich Neidlinger (1660 bis 1665). Wolf Siegmund Egerer war Kastner der Innerberger Hauptgewerkschaft zu Steyr und von 1637 bis 1654 Ratsherr. Er besaß auch die Häuser Stadtplatz Nr. 6 und Schulstiege Nr. 1 Rebekka Kuhberget war seine älteste Tochter. Am 30. Oktober 1665 kaufte der Steueramtsverwalter, Stadtkanzleioberschreiber und Stadtrichter der Jahre 1678 bis 1682 Wolf Athanasius Schüchel von Sazbach das Haus am Stadtplatz. Das Ratsprotokoll berichtet, daß er eine sehr energische Frau hatte, die ohne sein Wissen Gerichtsdiener mit Visitationen beauftragte. Der Magistrat war gezwungen, der Frau "Stadtrichter" diese Eigenmächtigkeit "decredaliter" zu verbieten. Wolf Atbanasius Schüchel starb am 7. Juni 1706 im 74. Lebensjahre.

Das Haus kam im gleichen Jahre an den Zinngießer Franz Anton Dubill. Die Witwe brachte dieses samt Gewerbe dann dem Berufsgenossen ihres Mannes Konrad Schreiber in die Ehe mit. Sie überlebte auch ihren zweiten Ehegatten. Das Haus ging am 12. Jänner 1791 an den Zinngießer Peter Geilhofer über, doch wurde der Witwe Schreiber, bzw. Dubill das lebenslängliche Wohnrecht zugestanden. Auf die Geilhofer'schen Erben folgten der Kaffeesieder Peter Heydecker (1834 bis 1836), dann dessen Witwe Anna (1836 - 1838), dann der Kaffeesieder und Heydeckerische Geschäftsführer Johann Brötzner und ab 1845 die Zinngießerfamilie Zamponi.

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1543, 1567, 1597, 1598, 1620, 1635, 1649, 1651, 1735. - Grundbuch 1773. - Ratsprotokolle, Bürgerrechtsabschiede, Bürgerrechtsverleihungen, Kaufverträge, Testamente, alles Archiv der Stadt Steyr. - Krenn Ingeborg, Häuserchronik der Stadt Steyr, Innsbruck 1950. - Anton Ritter von Pantz, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr, Wien 1912)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1976

Das Gilgentor

Die Stadtbefestigung

Im 15. Jahrhundert wurde Steyr mit Gräben, Mauern und Toren befestigt. Zusätzlichen, natürlichen Schutz boten die beiden Flüsse Enns und Steyr. Gemeinsam mit der Burg bildete die Stadt eine große Verteidigungsanlage.

Plan Statbefestigung Tore StraßenAusschnitt einer Skizze der Stadtbefestigung von Oberbaurat Ing. Friedrich Berndt, 1933 (Stadtarchiv Steyr).

Die Befestigungsanlage der „inneren Stadt“ verlief entlang der heutigen Promenade bis zum Turm des Pfarrhofes sowie entlang des Ennskais bis zur Zwischenbrücke. Von den Toren der inneren Stadtbefestigung steht heute nur mehr das Neutor, während Gilgentor, das obere und untere Burgtor, das Steyrtor und das Ennstor nicht mehr erhalten sind.


Das Gilgentor – ein Doppeltor

Eines der bedeutendsten und größten Tore der inneren Stadt war die Doppeltoranlage Gilgentor, bestehend aus Pfarrtor und Garstnertor. Der Name des Gilgentores leitet sich vom heiligen Ägidius (auch Gilg genannt), einem der beiden Schutzpatrone der Stadtpfarrkirche, ab.

Zwischen den beiden Toren verlief die Straße eingezwängt zwischen zwei hohen Mauern. Diese Mauern waren mit Schießscharten versehen, die den an dieser Stelle vier Meter tiefen Stadtgraben bestreichen konnten:

Stadttor Türme MauerDas Pfarrtor auf einer Zeichnung nach Richard Klunzinger, 1924.



Das Pfarrtor

Das ältere Tor der beiden – das Pfarrtor – dürfte bereits im 11. oder 12. Jahrhundert den Zugang zur Stadt gesichert haben und wurde um 1480 „modernisiert“. Nachdem es 1522 dem Stadtbrand zum Opfer fiel, wurde es wieder instand gesetzt.

Es handelte sich um einen ursprünglich viergeschossigen schlanken Turm, dem später ein dreigeschossiger Anbau vorgesetzt wurde. Das Tor schloss unmittelbar an die Stadtmauer vor der Pfarrkirche an. Es war ein gotischer Bau, dessen Portale zusätzlich durch ein Fallgitter gesichert werden konnten.

Kirche Torbögen PferdegespanneDas Pfarrtor bei der Stadtpfarrkirche, gezeichnet von Franz Hölzlhuber, 1840 (Stadtarchiv Steyr).


Das Garstnertor

Das renaissancezeitliche Garstnertor ist viel jünger als das Pfarrtor und dürfte erst 1541 unmittelbar vor dem Pfarrtor zu dessen Schutz errichtet worden sein.

Der kreisförmig angelegte Bau hatte ein spitzbogiges Tor mit einer Fallbrücke und einem kleinen Schlupfpförtlein daneben. Die gesamte Fassade war mit Schießlucken versehen und im Stockwerk darüber waren paarweise angebrachte Schießscharten eingebaut.

Für Ende des 18. Jahrhunderts ist belegt, dass dem Torwächter darin eine kleine Wohnung, bestehend aus einem Zimmer und einem Kammerl, als Teil seiner Besoldung überlassen wurde.

Stadttor Zeichnung Schießscharten Toröffnung ZaunDas Garstnertor (in Petermandl / Ritzinger, siehe Literaturhinweise).


Das Ende des Gilgentores

Das Gilgentor wurde von 1844 (Abriss Pfarrtor) bis 1852 (Abtragung der Reste des Garstnertores) demoliert.  1848 wurde von Bürgermeister Kompaß das Holubhaus (heute Brucknerplatz Nr. 3) in den Graben des Tores gebaut.

Im Zuge von Pflasterungsarbeiten beim Anton-Bruckner-Denkmal konnten im Jahr 2020 Reste des Garstnertores archäologisch freigelegt werden. Der Standort des kreisförmigen Garstnertores wurde durch im Asphalt eingelassene Pflastersteine gekennzeichnet.


Literatur

Friedrich Berndt, Die Wehrbefestigungen der Stadt Steyr, in: Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr (1949), 26–32.

Ingeborg Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, Dissertation, Innsbruck 1950.

Petermandl / Ritzinger, Notizen 40: Besprechung der Stadttore, in: Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale XV (1889), 56–58.

Susanne Claudine Pils, Steyr, in: Felix Czeike / Ferdinand Opll, Hg., Österreichischer Städteatlas. 7. Lfg. (2002), Wien 1982–2013.



Text: Abteilung "Altstadterhaltung, Denkmalpflege und Stadterneuerung" sowie Stadtarchiv Steyr (2021).